Foto: Peter Neher, Picslocation
Kolumne
Michaela-Susan Pollok
From the desk von Michaela-Susan Pollok, Leiterin Eventmanagement und Social Media beim bvik – Der Industrieverband für Kommunikation & Marketing
Ist das die perfekte Welle?
Momentan erlebe ich eine Flut an Veranstaltungen wie schon lange nicht mehr. Verlegte Veranstaltungen von 2020 und 2021 treffen im Sommer und Herbst auf verschobene Termine von 2022 – gefühlt findet alles auf einmal statt. Auch 2023 ist keine Milderung in Sicht, und es ist damit zu rechnen, dass vor allem Messen weiterhin in die Sommermonate gehen werden. Die fehlende Zusicherung für Messen hat für den international so starken Messeplatz Deutschland zwar noch keine Auswirkungen, jedoch liebäugeln viele Unternehmen damit, lieber sichere Messen im Ausland zu belegen und zu besuchen als auf den Wackelkandidaten Deutschland zu setzen.
Knappes Gut Zeit (und Mensch)
Jede Woche könnte mit gut klingenden Präsenz-, und Digital-Events gefüllt werden. Dieser Eventsommer der Superlative kämpft aber mit dem Faktor Zeit (und Mensch). Gerade bei unserer Zielgruppe im bvik – B2B-Marketing- & Kommunikations-Experten - merken wir, dass der Faktor Zeit ein noch knapperes Gut geworden ist. Zudem sind viele Menschen weiterhin eher zurückhaltend, was das Thema Live-Events betrifft. Glücklicherweise ist allerdings die No-Show-Welle, die vom digitalen ins Live-Momentum anrollte, wieder etwas abgeebbt. Die Zusagen zu Präsenzterminen sind verbindlicher, was sicherlich auch mit dem Respekt gegenüber allen beteiligten Playern, aber vor allem den anderen Teilnehmern zu tun hat.
„Aus meiner Sicht ist es bei Live-Events wichtig, Mut (zur Lücke) zu zeigen und sich von Inhalten zu trennen und auf das Networking und Pausen zu setzen.“
Beim „Faktor Mensch“ trennt sich bei den Veranstaltungen – egal welcher Ausrichtung – die Spreu vom Weizen. Nur wenn der Event-Designer es schafft, die Teilnehmer konzeptionell und mit kreativem Storytelling, mit echten Geschichten und Erlebnissen und nicht nur technisch hochwertigen, aber leblosen Inszenierungen miteinander in den berühmt-berüchtigten und sicherlich auch überzitierten „Austausch auf Augenhöhe“ zu bringen, dann bleibt die Event-Marke in der Erinnerung. Was aber braucht es dazu? Aus meiner Sicht ist es wichtig, Mut (zur Lücke) zu zeigen und sich von Inhalten zu trennen und auf das Networking und Pausen zu setzen. Ein Zusammenkommen von Menschen und der Austausch brauchen Raum und Zeit, und wenn die Content-Abfolge dafür keinen Platz lässt, dann fehlt der Community das Gemeinschaftsgefühl, welches im Idealfall über das Live-Momentum des Termins hinausgeht. Für die Verlängerung braucht es dann Tools, die Community-Building und integrative Interaktion unterstützen, aber nicht ersetzen.
TIK digital 2022
Der Live-Event Tag der Industriekommunikation (TIK) am 23. Juni 2022 ging zwei Wochen später am 6. Juli 2022 in die virtuelle Verlängerung mit dem TIK digital 2022. Die TIK Community-Plattform XXL sorgte für eine 24/7-Verlängerung weit über das Live-Momentum hinaus.
Der Vortrag mit der Weinflasche
Außerdem brauchen Ihre Teilnehmer Geschichten, über die sie sich unterhalten können. Hier kommen in Schritt eins die Referenten und damit wieder Sie ins Spiel. Nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl und den Austausch mit den Referenten. Ermutigen Sie sie auch einmal einen Blick hinter die Kulisse zu gewähren und etwas zu erzählen, was vielleicht auf den ersten Blick nichts mit dem Vortrag zu tun hat. So berichtete Claudia Tischler von Heidelberger Druck bei unserer Zukunftskonferenz, dem Tag der Industriekommunikation (TIK), über das Referenzkundenprogramm ihres Unternehmens. In ihrer Geschichte spielte eine Weinflasche die Hauptrolle. Darüber wurde beim Networking tatsächlich sehr viel gesprochen. Und ich weiß, dass beim TIK 2023 nächstes Jahr am 22. Juni die Leute noch sagen werden „Weißt du noch der Vortrag mit der Weinflasche, worum ging es da gleich wieder?“
Team bvik mit Fußballer Urs Meier beim Tag der Industriekommunikation 2022. Foto: bvik
In Schritt zwei ist es wichtig, dass Sie die Customer Journey und Experience früh beginnen, alle Kanäle durchgängig und nachhaltig bespielen und mit Überraschungsmomenten bestücken. Arbeiten Sie an zwei wichtigen Themen: Vertrauen und Neugier! Trigger-Momente und gemeinsame Emotionen sind mehr als die halbe Miete. Für mich ist jede Veranstaltung eine Erlebniswelt, egal ob klein oder groß skaliert, denn nur über positive Erlebnisse bleiben Learnings langfristig hängen, und die Menschen haben Spaß daran – ja, auch im B2B-Bereich – Ihre Veranstaltung zu besuchen. Für den Entertainment-Faktor wird immer mehr die Komfortzone verlassen, und es werden u.a. Elemente aus Film und Fernsehen genutzt. So haben wir mit unseren Partnern SportBrain und wob AG mit der Kick-Off-Show unseres TIK digital versucht, aus sieben Stunden TIK live ein lebendiges 90-Minuten Format zu kreieren. Ehrlich gesagt, ist es uns noch nicht ganz gelungen, aber für 2023 habe ich schon neue Bilder im Kopf. Wenn es Ihnen und mir nun gelingt, diese Bilder in die Realität zu projizieren, dann werden wir auch 2023 in diesem sicherlich vollen Event-Jahr wieder Teilnehmer von unseren Veranstaltungen begeistern können und auf der „perfekten Welle“ reiten.