Foto: HTW Berlin
Editorial
Kerstin Wünsch
Chefredakteurin tw tagungswirtschaft kerstin.wuensch@dfv.de
Halten wir zusammen?
„Deutschland steht zusammen in einer schwierigen Zeit. Wir werden als Land durch diese schwierige Zeit kommen“, kommentiert Bundeskanzler Olaf Scholz das dritte Entlastungspaket in Höhe von 65 Milliarden Euro. Mit den ersten beiden Paketen sind das 95 Milliarden Euro. Das viele Geld sei nötig, um Deutschland sicher durch diese Krise zu führen. Schließlich machen sich viele Menschen derzeit große Sorgen wegen der steigenden Preise für Energie und Lebensmittel – und diese nimmt die Regierung „sehr, sehr ernst“. Das muss sie auch, denn es geht um den sozialen Frieden. Gesichert werden soll dieser über Geld. Viel Geld.
Das viele Geld verschafft uns ein wenig Luft, und wir atmen auf. Das tut gut, gerade in der Eventindustrie im Jahr drei der Pandemie. Doch ist Geld nicht die Lösung unserer Probleme – vielmehr ist es ein Teil ebendieser. Was es jetzt braucht, ist unbezahlbar, aber verfügbar: den Gesinnungswandel und die Gemeinschaft. Das Gute ist: Beides kann auf und über Veranstaltungen entstehen. Das Schlechte ist: Wir befinden uns in einer Zeitenwende, und die empfinden wir als ein großes Durcheinander. Schließlich steht nicht weniger infrage als das, was wir „normal“ in unserem Leben nennen: täglich duschen, alle Räume und Zimmer kühlen, heizen und beleuchten – und zu Weihnachten noch die Hausfassade …
Mit den kühleren und kürzeren Tagen rückt das Thema Energieversorgung näher. Die Gasspeicher sollen bis 1. November zu 95 Prozent gefüllt und wir für zwei bis drei Wintermonate versorgt sein. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz schreibt in seinem aktuellen Lagebericht zur Gasversorgung für den 5. September 2022: Die Lage ist angespannt und eine weitere Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden. Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet. Die Bundesnetzagentur betont ausdrücklich die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs.
„Wir unterstützen das Ziel der EU, über den Herbst und Winter 15 Prozent Energie einzusparen, um eine Einschränkung der Gasversorgung zu vermeiden.“
Timo Feuerbach, Geschäftsführer im Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC)
Die Bundesregierung hat gemäß ihres Notfallplans Gas die Stufe zwei von drei Stufen ausgerufen. Die „Alarmstufe“ hat bisher keine Folgen für Veranstaltungszentren, informiert der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC). Sie könnten aber von der Gasknappheit betroffen sein, denn Veranstaltungshäuser sind laut Energiewirtschaftsgesetz, Gasnetzzugangsverordnung und SoS-Verordnung nicht per se geschützte Kunden. Um Engpässe in der Versorgung zu vermeiden, unterstützen der EVVC und die anderen Verbände im Forum Veranstaltungswirtschaft den Notfallplan Gas der EU. Die 27 Mitgliedsländer sind aufgerufen, ihren Gasverbrauch vom 1. August 2022 bis 31. März 2023 vorerst freiwillig um 15 Prozent senken und bis Ende dieses Monats ihre nationalen Notfallpläne anzupassen und ihre Maßnahmen zu präsentieren.
„Wir unterstützen das Ziel der EU, über den Herbst und Winter 15 Prozent Energie einzusparen, um eine Einschränkung der Gasversorgung zu vermeiden“, sagt EVVC-Geschäftsführer Timo Feuerbach im Namen des Forums Veranstaltungswirtschaft. Die sechs Fachverbände reden nicht nur, sie handeln und haben zur Sicherung der Energieversorgung eine Handlungsempfehlung herausgegeben. Es sind konkrete, ja nachhaltige Vorschläge: Die Unternehmensleitung solle vorangehen und sich zur Nachhaltigkeit und Energieeinsparung bekennen, einen Energiebeauftragten benennen, sich zum Thema Energie beraten lassen und ihre Mitarbeiter schulen, den Energieverbrauch messen, steuern und regeln, eine energetische Sanierung anstreben und energiesparende Geräte einsetzen etc.
Sie ahnen es, mich interessiert: Unterstützt Ihr Unternehmen, Ihre Organisation den Notfallplan Gas? Wenn ja, wie sieht Ihr Plan aus? Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir.