Foto: Peter Neher, Picslocation
Kolumne
Michaela-Susan Pollok
From the desk von Michaela-Susan Pollok, Leiterin Eventmanagement und Social Media beim bvik – Der Industrieverband für Kommunikation & Marketing
Parallelwelten: Erste Schritte im Metaverse – ein Selbstversuch
Es gibt ein neues Buzzword: Metaverse. Allerdings ist die Idee der virtuellen Welt nicht neu. Das Konzept des Metaverse kommt schon 1992 in einem Roman von Neil Stephenson vor. Zudem gab es bereits in den 2000ern Erfahrungen mit Second Life. Nun sind wir hinsichtlich technischer Voraussetzungen einen oder gar zwei Schritte weiter. Gehypt wird die digitale Parallelwelt "Metaverse" als Nachfolger des zweidimensionalen Internets. In der digitalen Parallelwelt sollen wir in Zukunft interagieren, arbeiten, erleben. Ein Raum, in dem digitale Währungen Standard sind, in der man in Form von Avataren mit anderen Menschen und Softwareangeboten kommunizieren kann. Meine Frage: Will ich das? Und eignet sich das auch fürs B2B und für Events?
Raumschiff-Enterprise-Feeling im Mytaverse
Ende September fand meine erste Veranstaltung, ein Erfahrungsaustausch des bvik im Metaverse, auf der Umsetzung, der Mytaverse World, statt. Im Vorfeld wurden wir schon aufgefordert, unseren Avatar, unser virtuelles Alter Ego anzulegen und eine Tour durchs Metaverse zu machen, um damit vertraut zu werden. Irgendwie mutete es an wie eine Mischung aus einem eher altertümlichen Computerspiel und den digitalen Messeumgebungen, die uns allen sehr vertraut sind. Interessant ist es, zwischen den verschiedenen Bereichen „teleported“ zu werden. Da ich prinzipiell ein neugieriger Mensch bin, habe ich mich natürlich gleich auf die Reise begeben und Ausstellungsbereiche, Auditorien und Best Cases im B2C und tatsächlich auch schon B2B studiert.
Michaela-Susan Pollok trifft sich zu einem Erfahrungsaustausch des bvik im Metaverse. Foto: Screenshot
Events, Emotionen und Employer Branding
Die geführte Tour durch das Metaverse war dann sehr aufschlussreich. Ich wurde von vielen schon existierenden Fallbeispielen überrascht. So nutzt Nike seine Welt derzeit als eine Art interne Lernwelt mit Fokus aufs Employer Branding. Interessant ist hier auch ein spannendes Thema, die „Non Fungible Tokens“, kurz NFTs. So kann man bei Nike getragene Schuhe als NFTs erwerben und dann im Metaverse tragen. Dies ist sicherlich ein Bereich, der auch für die Wirtschaft einen sehr interessanten Mehrwert für ihre Produkte beinhaltet. Der GM Showroom dagegen setzt den Fokus auf einen Autovertrieb auf die nächste Ebene. Dabei wird der schon zu meiner Studienzeit propagierte „gläserne Kunde“ immer greifbarer. Das Unternehmen erkennt genau, wie lange der Kunde da war und welche Journey er durchlaufen hat. Das gemeinsame Erleben von Unternehmen und Kunden auf dieser spielerischen Ebene verbindet natürlich und lädt die Marke emotional noch mehr auf.
„Die geführte Tour durch das Metaverse war dann sehr aufschlussreich. Ich wurde von vielen schon existierenden Fallbeispielen überrascht.“
Natürlich eignet sich das Metaverse auch „nur“ für Veranstaltungen. Allerdings geht der Trend der Unternehmen zu einer Kombination, einer digitalen Verlängerung – sowohl pre als auch post –, zu Messen oder anderen Präsenz-Terminen. Gerade im B2B möchte der Kunde aus Erfahrung sich digital 24/7 Wissensvermittlung aneignen können, aber möglichst sofort in der Awareness-Phase dann bei Fragen direkt Kontakt zum realen Experten bekommen. Fazit aus der ersten Reise ins Metaverse
Was habe ich im großen Neuland Metaverse gelernt? Zum einen: Es ist kein Hexenwerk! Aber wichtig sind die richtigen Tools und technischen Voraussetzungen. Gerade die Firewalls von Unternehmen sind eine erste große Klippe für dein Eintritt in diese New World. Gerade in den Punkten Virtual Reality und Augmented Reality ist auf breiter Basis noch großer Nachholbedarf.
Das Metaverse ist sicherlich Teil unserer Zukunft und eignet sich für viel, aber nicht für alles, für viele, aber nicht für alle. So werden wir sicherlich für viele Dinge nicht den Umweg über das Metaverse bemühen, sondern es auf direktem, vielleicht verwegen sogar, persönlichem Wege umsetzen. Aber: Wer Erfahrungen innovativ mit Emotionen und Erleben vernetzen möchte, findet im Metaverse ein Gamification Home, das, sinnvoll eingesetzt, eine integrative Erweiterung des Event-Angebots werden kann. Sicherlich wird Werbung im Metaverse ein Thema werden, um die Zielgruppe auch in der virtuellen Welt von morgen zu erreichen und dies eventuell sogar fürs Employer Branding zu nutzen. Auf alle Fälle muss auch das Metaverse sinnvoll in das gesamte Unternehmenskonzept integriert werden, da Insellösungen in unserer ganzheitlich denkenden Zeit keine langfristigen „Überlebenschancen“ haben.