PCMA Convening EMEA
Uncomfortable Conversations
Session: “Bake against poverty – The Vollpension's multigenerational approach” mit Doris Horvath der Vollpension (links) Foto: Alexander Wieselthaler, stills emotions
Session: “Bake against poverty - The Vollpension's multigenerational approach” mit Doris Horvath der Vollpension (left) Foto: Alexander Wieselthaler, stills emotions
Zur Convening EMEA der Professional Convention Management Association (PCMA) reisen 460 Teilnehmer:innen aus 41 Ländern nach Wien. Es ist die erfolgreichste Konferenz des Fachverbands in Europa. Im Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft wollen die Amerikaner:innen eine Leadership-Rolle einnehmen.
„Wir lieben die Veranstaltungsbranche, aber wir wollen den Status quo infrage stellen!“, beginnen Magdalina Atanassova von der Kenes Group, Jack Owens von Meet in Ireland, Katharina Path vom Frankfurt Convention Bureau und Christina Strohschneider vom Austria Center Vienna. Ihre Session zur PCMA EMEA Convening 2022 heißt „Uncomfortable Conversations“. Die vier sind unter 30 Jahre und in der Klasse 20 in Their Twenties der Professional Convention Management Association (PCMA). Die Future Leaders wollen die unbequemen Themen ansprechen und besprechen, was sich ändern muss. Die 80 Plätze im „Change Stage“, einem Raum im Messe Wien Exhibition & Congress Center, sind belegt und Schlafmasken ausgelegt. Die Teilnehmer sollen die Augen schließen und ungestört von optischen Reizen zuhören. Die Gen Z stellt drei Themen vor, die sie umtreibt: Mentale Gesundheit, DE&I (Diversity, Equity & Inclusion) und Nachhaltigkeit.
Die Themen sind gut recherchiert und die Kurzvorträge eindrücklich – vom Stress bis Selbstmordgedanken und der Forderung nach einer Work-Life-Balance über Gender (Un-)Equality und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis hin zu großen Sorgen um die Umwelt. „Climate Cancer“ nennen die Jungen das, nicht Climate Change. Nach den Impulsen sind die Delegierten an den Tischen gefragt, zu einem Thema ihrer Wahl zu erklären, was genau sie tun wollen bis zum Jahr 2030 (in Anlehnung an die Agenda 2030 und die 17 Nachhaltigkeitsziele der United Nations) und ganz konkret bis zur nächsten PCMA EMEA Convening 2023. Beim Thema Nachhaltigkeit kommt schnell die Frage nach dem eigenen Reiseverhalten, fallen bei Reisen doch die meisten CO2-Emissionen an. „Die Frage, wie ich mich mit längeren Zugreisen über acht Stunden arrangieren kann, ist für mich zu einer wichtigen Frage geworden: Wie kann ich die Zeit im Zug nutzen? Macht es Sinn, in der ersten Klasse zu fahren, oder mit dem Nachtzug? Oder die Reise in verschiedene Abschnitte aufzuteilen?“, fragt sich etwa Thomas Berghausen, Inhaber der meta-fusion GmbH, nach seiner Rückkehr aus Wien.
“We know that if we expect our industry to transform, we need to lead that transformation. We must become a regenerative society, with regenerative jobs, regenerative industries, and renewable resources.”
Sherrif Karamat, President and CEO of PCMA
Den Dialog fördern
460 Teilnehmer:innen aus 41 Ländern sind zur Convening EMEA (Region Europa, Naher Osten, Afrika) vom 28. bis 30. September 2022 nach Wien gereist. Zum Generalthema "Together We Move Forward" informieren sie sich in 20 Vorträgen, Panel-Diskussionen und tauschen sich aus in Workshops oder bei Case Studies zu drei Schlüsselthemen: Zukunft, Engagement und Planung. Vertiefungen und Networking bieten Formate wie „Conversation starters“ und „1:1 Level 30 Meetings“. Convening EMEA ist eine Konferenz für Eventprofessionals und Kreative, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam an der Zukunft der globalen Veranstaltungsindustrie zu arbeiten. Die Konferenz in Wien ist die bisher erfolgreichste in Europa der Professional Convention Management Association (PCMA), sagt Sherrif Karamat, Präsident und CEO der PCMA. „Wir wissen, dass wir die Transformation anführen müssen, wenn wir von unserer Industrie einen Wandel erwarten. Wir müssen eine regenerative Gesellschaft werden, mit regenerativen Arbeitsplätzen, regenerativen Industrien und erneuerbaren Ressourcen. Unsere Partner:innen in Wien unterstützen diese Werte.“
Für die Convening EMEA 2023 kündigt Karamat vom 20. bis 22. September folglich eine der führenden nachhaltigen Städte an: Kopenhagen. Getagt wird im Kongresszentrum Bella Center Copenhagen, das 2009 die UN-Klimakonferenz COP15 zu Gast hatte. „Die Partnerschaft mit Kopenhagen kommt zur rechten Zeit, da die PCMA weiterhin den Dialog und die Ergebnisse in Bezug auf Nachhaltigkeit und Regeneration in der globalen Veranstaltungsbranche fördert“, betont Karamat. Seine Regionaldirektorin EMEA, Jaimé Bennett, bekräftigt: „Während Convening EMEA seine Reise fortsetzt, um der Hub für Business Events in EMEA zu werden, sind wir der Meinung, dass Kopenhagen das perfekte Umfeld für die Förderung von Zusammenarbeit, Experimenten, Innovation und Legacy schafft.“
Green Meeting
Die Convening EMEA 2022 haben WienTourismus und das Vienna Convention Bureau, die Österreich Werbung, Hilton Vienna Park und Messe Wien Exhibition & Congress Center gemeinsam nach Wien geholt. Teil des Bids ist die Zertifizierung der Konferenz als Green Meeting gewesen. Möglich macht das die Messe Wien Exhibition & Congress Center als Lizenznehmer des österreichischen Umweltzeichens für Green Meetings & Green Events. Die Anforderungen des UZ62-Leitfadens "Green Meetings und Events" gelten als erfüllt, wenn die Pflichtkriterien eingehalten werden – von der Mobilität über die Unterkunft, den Venue, das Catering bis zur Kommunikation. Für die Teilnehmer:innen gibt es ergo keine Bus-Shuttles, sondern ein ÖPNV-Ticket für alle drei Konferenztage. Schließlich ist die Messe Wien zentral gelegen und mit der eigenen U-Bahn-Station „Messe“ gut angebunden. Einzig die Badges gibt es aus Papier und per Knopfdruck durch Shocklogic. Ein ausgedrucktes Programm gibt es ebenso wenig wie Tagungsunterlagen oder Konferenztaschen, dafür eine funktionierende App und eine Flasche aus Glas für Getränke.
„Nachhaltigkeit in allen Aspekten gewinnt stetig an Bedeutung. Wir wollen selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Unser Ziel besteht darin, es Kunden leichter zu machen, sich für ein Green Meeting zu entscheiden“, erklärt Christian Woronka. Der Director Market Management und Vienna Convention Bureau ergänzt: „Convening EMEA war für uns eine hervorragende Gelegenheit, nachhaltige Facetten aufzuzeigen und Veranstalter zur Umsetzung ihrer zukünftigen Events gemäß dem österreichischen Umweltzeichen zu motivieren.“
Convening EMEA Exploration Tours
Das Rahmenprogramm bilden sechs vom WienTourismus kuratierte „Exploration Tours“. Sie vermitteln Einblicke in die Meetingdestination Wien und liefern Inspiration für Events: The Secret Food Tour: Awaken your senses; Made in Vienna: Handcrafted favourites; Street art Extended: From vandalism to the White House; A Rollercoaster Ride (In real life); A New Workspace Concept; Sustainable Urban Planning in Downtown Vienna; A Smart City within a City.
Die Exploration Tour "Sustainable Urban Planning in Downtown Vienna" führt zu Fuß durch Wien. Foto: tw tagungswirtschaft
Foto: tw tagungswirtschaft
Convening EMEA Exploration Tours
Das Rahmenprogramm bilden vom WienTourismus sechs kuratierte „Exploration Tours“. Sie vermitteln Einblicke in die Meetingdestination Wien und liefern Inspiration für Events: The Secret Food Tour: Awaken your senses; Made in Vienna: Handcrafted favourites; Street art Extended: From vandalism to the White House; A Rollercoaster Ride (In real life); A New Workspace Concept; Sustainable Urban Planning in Downtown Vienna; A Smart City within a City.
Green is the new digital
„Grün ist das neue Digital”, postuliert Futurist und Humanist Gerd Leonhard in seiner Keynote. Der CEO von The Futures Agency prophezeit: „Die nächsten zehn Jahre werden mehr Veränderungen bringen als die letzten 100 Jahre. Die Frage ist, wie wir alle diese Veränderungen annehmen.” Er macht sechs Merkmale für Business Events der Zukunft aus: exponentiell, konvergent, kombinatorisch, ganzheitlich, zirkulär, menschlich. Auf das „menschlich“ legt Leonhard besonderen Wert. Gerade in Krisen gehe es darum, die Menschen zusammenzubringen und zu verbinden. „Auf Veranstaltungen können Sie Ihr Gleichgewicht wiederherstellen und neue Kontakte knüpfen“, erklärt er und ergänzt: „Wir müssen Architekten der Zukunft sein, nicht Opfer!“ Veranstalter müssten die Warum-Frage beantworten. Seine Keynote zeigt wenig Neues, gibt aber einen guten Überblick. Das kommt bei den meisten Zuhörer:innen gut an. Zumal Leonhards Charts filmreif sind und auf dem riesigen Screen gut ihre Wirkung entfalten.
„Mit dem Empfang der bisher größten PCMA Convening EMEA Konferenz senden wir von Wien aus ein starkes Signal an die Branche.“
Christian Woronka, Director Market Management und Vienna Convention Bureau
Die Sessions im Plenum sind im Live-Stream zu sehen. Im Panel „Audience first approaches to understanding changing behaviours“ berichtet Tom Reiser, Executive Director der International Society on Thrombosis and Haemostatis (ISTH): „Es besteht eine große Begeisterung, wieder persönlich zu erscheinen, aber gleichzeitig erwarten die Menschen eine virtuelle Version.“ Er plädiert zwar für die Bereitschaft, ins Risiko zu gehen, aber ohne dabei das Kind mit dem Bade auszukippen. „Ein hybrides Event entsteht, wenn Offline- und Online-Events zusammenkommen, doch beide Formate haben ein unterschiedliches Warum“, weiß Giulia Sarri, Creative Strategist bei der AIM Group International. Sie rät: „Finden Sie einen gemeinsamen Grund und verbinden Sie die Menschen.“ Daniel Waigl stimmt ihr zu. „Wir sind 2022 mit Konferenzen zurückgekommen wie in 2019, ergänzt durch digitale Formeln aus 2020 und 2021“, berichtet der Executive Director der Cardiovascular and Interventional Radiological Society of Europe (CIRSE) und blickt nach vorne: „Wir wollen Konferenzen als ein ganzjähriges Ereignis betrachten.“ Er weiß: Das Business-Modell dafür muss noch folgen. Und er überrascht, denn Waigl verkauft nur eine Ticketkategorie zur Teilnahme und überlässt jeder und jedem selbst, ob sie oder er on-site oder offline teilnimmt.
Foto: visitBerlin
Flug oder Zug: Was nehme ich für ökologische Nachhaltigkeit auf mich?
Marco Oelschlegel, Director Conventions bei visitBerlin Berlin Convention Office, reist zur PCMA Convening EMEA 2022 von Berlin nach Wien mit dem Zug. Ein kurzer Erfahrungsbericht.
Die Menschen wollen sich treffen, aber warum sagen manche Veranstaltungen ab? Eine aktuelle Umfrage von Cvent und Northstar Meetings Group zeigt: 85 Prozent der Befragten geben an, dass die steigenden Kosten hier einen wesentlichen Einfluss haben. „Der Wandel ist real und von Dauer”, meint Colleen Bisconti in ihrer Keynote “The future of business events: Change remains the only constant”. Sie ist Vice President Global Conferences and Events bei IBM und denkt um. Statt Tausende von Menschen anreisen zu lassen, gehen ihre Events auf Reisen wie zur “IBM Think 2022”. Think on Tour ist eine exklusive Veranstaltungsreihe auf Einladung in 17 Städten in der Welt. Thematisiert werden etwa Daten, KI und Cybersicherheit. Die nächsten Termine sind think Riyadh am 31. Oktober und think London am 7. November. Für jene, die nicht reisen können, gibt es die Inhalte digital über Think on Demand. „Wie nennen wir es? Hybrid?", fragt Bisconti. Wie auch immer, meint sie und ist sich sicher: „Es wird bleiben. Die Menschen haben weniger Zeit: Wie können wir also ihre Zeit mit uns maximieren?“
Where is the value next?
Es ist eine Frage, die auch Patrick van der Pjjl, CEO von Business Models Inc., beschäftigt und seine Business-Designerin Niki Seelen. In ihrer Session “Planning through a business model lens” präsentieren sie den Business Model Canvas. „Es ist mehr als ein Rahmen, um Geld zu verdienen, sondern sehen, wo neue Werte sind und wie sich diese zu Geld machen lassen“, so van der Pjjl. Covid habe die Digitalisierung beschleunigt und das Verhalten der Verbraucher verändert. „Ihre Kunden erwarten, was sie von Amazon bekommen: Lieferung am selben Tag. Das setzt das Ökosystem unter Druck“, beobachtet er. Business Model Canvas helfe mit Ungewissheiten umzugehen. Praxisnah gestalten auch IAPCO President Ori Lahav, CEO, Kenes Group, und sein Council Member Sissi Lygnou, CEO, Operations & Development PCO Services bei AFEA Travel and Congress Services, ihre Session “Risky Business – budgeting in uncertain times”. In der Pandemie müssen sie bei internationalen Verbandskongressen unzählige Male das Format anzupassen und bis zu 20-mal das Budget. „Wir wechselten von vollem Risiko zu geteiltem Risiko“, berichten die beiden und betonen: „Der größte Vorteil, der uns am Leben hielt, war die Zusammenarbeit!“
Die Teams von PCMA und dem Vienna Convention Bureau sind zur Convening EMEA ein Team geworden und Freunde. Foto: Alexander Wieselthaler, stills emotions
„Mit dem Empfang der bisher größten PCMA Convening EMEA Konferenz senden wir von Wien aus ein starkes Signal an die Branche“, resümiert Gastgeber Christian Woronka. Das Feedback, das er von den Teilnehmenden mitnimmt, ist die Freude, sich wiederzusehen. Woronka weiß: „Die Komplexität von Themen nimmt in Zeiten wie diesen immer stärker zu. Live-Veranstaltungen werden nach wie vor als wichtiges Instrument bei der Lösungsfindung und dem Blick nach vorne gesehen.“ Das ist PCMA EMEA Regionaldirektorin Jaime Bennett bewusst. Sie nimmt das als Auftrag mit in die Wrap-up-Session. „Die diesjährige Veranstaltung kann nicht nur ein Gespräch sein ... Wir müssen all die Dinge, die wir besprochen haben, in die Tat umsetzen“, befindet sie und verbreitet die entsprechenden Hashtags in den sozialen Medien: #leadership, #mentalhealth, #wellbeing, #sustainability, #DEI, #technology. Bennett: „Es gibt eine Menge zu tun!”