Tagungshotels
Grün allein genügt nicht
In puncto Energieeffizienz setzt das Hotel Estrel auf 100 Prozent Grünstrom und eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Congress Centers. Foto: Estrel Berlin
In punkto Energieeffizienz setzt das Hotel Estrel auf 100 Prozent Grünstrom und eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Congress Centers. Foto: Estrel Berlin
Nachhaltigkeit in ihren drei Dimensionen ökologisch, ökonomisch und sozial ist komplex. Neubauten sind klar im Vorteil, doch Step by Step lassen sich auch in bestehenden Tagungshotels Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten installieren.
Vor zehn Jahren galten „grüne Ideen“ wie Öko-Papier, Mülltrennung oder Bio-Catering als Hit, doch längst zieht sich Nachhaltigkeit durch die gesamte Kette der Hotel- und Veranstaltungsplanung. Das betrifft die Nutzung umweltfreundlicher Verpackungen bis hin zum Streben nach Kreislaufwirtschaft, zu gezielten Partnerschaften und sozialen Aspekten wie Vielfalt und Inklusion. Zudem suchen immer mehr Veranstalter sinnvolle Ansätze, mit denen ihre Teilnehmenden schon vor dem Betreten des Konferenzortes, zum Beispiel bei der Anreise oder Vorauswahl von Menüs, einen Teil beitragen können. Der Druck auf Tagungshotels, ihre Einrichtung, Serviceleistungen und die Betriebsabläufe entsprechend anzupassen, steigt weiter.
Der Weg zur Nachhaltigkeit bedeutet viele kleine Schritte, die sinnvoll aufeinander abgestimmt werden müssen. Beispiele aus der Tagungshotellerie zeigen, wie es in der Praxis funktionieren kann. Sicher sind neu geplante Bauten bei diesem Thema klar im Vorteil, doch auch in Bestandsimmobilien lassen sich intelligente Lösungen umsetzen. Zum Beispiel im Hotel Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz, 1970 gebaut. Es hat 1.028 Zimmer, acht variable Tagungsräume für Konferenzen und Feierlichkeiten mit bis zu 320 Personen. Alle Tagungsräume verfügen über Tageslicht, Klimaanlage und moderne Präsentations- und Kommunikationstechnik. So weit die Basis.
Vor zehn Jahren galten „grüne Ideen“ wie Öko-Papier, Mülltrennung oder Bio-Catering als Hit, doch längst zieht sich Nachhaltigkeit durch die gesamte Kette der Hotel- und Veranstaltungsplanung. Das betrifft die Nutzung umweltfreundlicher Verpackungen bis hin zum Streben nach Kreislaufwirtschaft, zu gezielten Partnerschaften und sozialen Aspekten wie Vielfalt und Inklusion. Zudem suchen immer mehr Veranstalter sinnvolle Ansätze, mit denen ihre Teilnehmenden schon vor dem Betreten des Konferenzortes, zum Beispiel bei der Anreise oder Vorauswahl von Menüs, einen Teil beitragen können. Der Druck auf Tagungshotels, ihre Einrichtung, Serviceleistungen und die Betriebsabläufe entsprechend anzupassen, steigt weiter.
Der Weg zur Nachhaltigkeit bedeutet viele kleine Schritte, die sinnvoll aufeinander abgestimmt werden müssen. Beispiele aus der Tagungshotellerie zeigen, wie es in der Praxis funktionieren kann. Sicher sind neu geplante Bauten bei diesem Thema klar im Vorteil, doch auch in Bestandsimmobilien lassen sich intelligente Lösungen umsetzen. Zum Beispiel im Hotel Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz, 1970 gebaut. Es hat 1.028 Zimmer, acht variable Tagungsräume für Konferenzen und Feierlichkeiten mit bis zu 320 Personen. Alle Tagungsräume verfügen über Tageslicht, Klimaanlage und moderne Präsentations- und Kommunikationstechnik. So weit die Basis.
Das Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz wurde nach einem anspruchsvollen Audit vom GreenSign Institut mit dem Level 4 zertifiziert. Im Bild der Konferenzraum Döblin. Foto: Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplaz
„In den über 50 Jahren unserer wechselvollen Geschichte haben wir mit wachsendem Nachhaltigkeitsbewusstsein eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Das heißt für unser gesamtes Team, erneuerbare Ressourcen verantwortungsbewusst zu nutzen und unsere soziale und ökonomische Verantwortung bewusst und aktiv wahrzunehmen“, versichert General Manager Jürgen Gangl. Wichtig dabei: Das vor Jahren aufgestellte, umfassende Nachhaltigkeitskonzept ist in nahezu allen Bereichen des Hotels gemeinsam mit den Mitarbeitenden Schritt für Schritt umgesetzt und wird nun kontinuierlich weiterentwickelt.
Um das Team aktiv einzubinden, finden regelmäßig entsprechende Schulungen statt. Zur Strategie gehören neben Qualitätsmanagement und transparenter Kommunikation auch die Wahrnehmung sozialer und wirtschaftlicher Verantwortung, regionale Produktbeschaffung und lokales Engagement. Jürgen Gangl: „Kunden fragen danach. Gerade jetzt, in der Nach-Corona-Zeit, spielen Vertrauen und Sicherheit eine große Rolle.“ Das Park Inn wurde nach einem anspruchsvollen Audit vom GreenSign Institut mit dem Level 4 zertifiziert.
GreenSign gilt für Hotels als einer der führenden Nachhaltigkeitszertifizierer. Das Label bewertet nicht nur einzelne Merkmale, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. Je nach Umfang des nachhaltigen Engagements wird es in den Level 1 bis 5 verliehen. Für Hotels ist vor allem der Zertifizierungsprozess wichtig, um die getroffenen Maßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Die Zertifizierung ist also sowohl für Gäste als auch für Mitarbeitende ein wesentliches Qualitätsmerkmal.
Nachhaltigkeitsmanagement aufbauen
Die Geschäftsführung des Hotels Estrel in Berlin hat sich mit der Benennung einer eigenen Stelle für Nachhaltigkeitsmanagement klar zur nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens bekannt und eine Verantwortlichkeit für die kontinuierliche Transformation des Unternehmens geschaffen. Diese Position ist Mihaela Djuranovic anvertraut. Seit 2022 implementiert sie ein strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement im Haus und bestätigt, dass das Thema ganzheitlich betrachtet werden muss – in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht. Hotel und Convention Center orientieren sich an den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der UN. „Schließlich stehen alle Bereiche in einem so großen Haus wie unserem immer in Wechselwirkung miteinander; das eine bedingt das andere, und umgekehrt“, so die Nachhaltigkeitsmanagerin.
Mihaela Djuranovic weiß aber auch, dass es unrealistisch wäre, „von heute auf morgen alles im Unternehmen umzukrempeln. Man muss Prioritäten setzen und sehen, was kurz- und langfristig machbar ist und dann die geeigneten Maßnahmen definieren. Aktuell befindet sich das Estrel im Prozess einer umfassenden Klimabilanzierung. Hierbei werden die größten CO2-Verursacher innerhalb des Unternehmens ermittelt und entsprechende Reduktionsmaßnahmen ausgearbeitet.
Mihaela Djuranovic, Nachhaltigkeitsmanagerin im Estrel Berlin, entwickelt gemeinsam mit Veranstaltungskunden umfassende individuelle Nachhaltigkeitskonzepte. Foto: Estrel Berlin
Das Unternehmenskonzept „Alles unter einem Dach“ bietet zudem gute Voraussetzungen für wichtige Nachhaltigkeitssäulen, zum Beispiel die Mobilität. Hier liegt das Estrel durch die gute Anbindung des Hauses an den ÖPNV weit vorn. Veranstaltungsgäste nutzen das Angebot des DB-Veranstaltungstickets oder die Ladestationen für E-Fahrzeuge. Mihaela Djuranovic: „Wir bieten für Mitarbeiter und Besucher überdachte Fahrradstellplätze. Veranstaltungstechnik, Service und Catering kommen alle aus unserem Haus. So entfallen unnütze und für die Umwelt belastende Anfahrtswege für Lieferanten und Dienstleister. In puncto Energieeffizienz setzen wir auf 100 Prozent Grünstrom und unsere eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach des Estrel Congress Centers. Dazu vereinbaren wir in Absprache mit den Veranstaltern die Anpassung der Temperaturen von Heiz- oder Klimaanlage während der Auf- und Abbauzeiten.“ Beim Catering erhalten regionale, saisonale und nach Möglichkeit bio-zertifizierte Produkte und Lieferanten stets Vorzug. Weitere Aspekte sind Recycling über den Einsatz wiederverwendbarer Bühnenbauelemente, hauseigenes Mehrweggeschirr. Derzeit ist eine hauseigene Kompostieranlage für organische Abfälle im Test.
Die BWH Hotel Group verstärkt mit der Einführung der globalen Nachhaltigkeitsinitiative „Because We Care“ ihr ökologisches und soziales Engagement. Diese konzentriert sich auf drei wichtige Säulen: Earth, People and Community (EPC). In Deutschland hat das Best Western Premier Hotel Victoria in Freiburg unter anderem die Installation von 200 qm Solarpaneelen und vier Windturbinen, umweltfreundliche Reinigungsmittel und ein reduzierter Wasserverbrauch, Holzpellet-Heizung und Kaltwasserkühlung sowie umfangreiche Methoden zur Abfallreduzierung umgesetzt. Das Haus ist außerdem Mitglied bei Sleep Green Hotels, dem „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS), der Innovation Academy, der Energieagentur Regio Freiburg und dem Green City Cluster Freiburg, die alle eine Rolle bei der Förderung verantwortungsvoller Hotels spielen.
Nachhaltig bauen
Marriott International setzt mit der Eröffnung des ersten Hauses in Genf seinen Weg fort, eine neue Generation von Hotels mit einem nachhaltigen Konzept zu schaffen. Julien Daubas, Director of Sales und Marketing, Geneva Marriott Hotel, dazu: „Das Haus ist mit einer hohen Energieeffizienz konstruiert: Das Fernwärmenetz ist zum Beispiel ein System, das Wärme von zentraler Stelle aus mit erneuerbaren Energien wie Abwärme erzeugt. Unterirdische Rohre liefern heißes Wasser und Wärme in einem geschlossenen Kreislauf an das Hotel.“ In den Zimmern ist elektrochromes Glas von Saint Gobain eingebaut: Das ist ein elektronisch tönbares Glas für Fenster. Das System können die Hotelgäste selbst steuern. Es maximiert den Zugang zu Tageslicht und Außenansichten und reduziert den Kohlenstoff-Fußabdruck, indem es die Sonnenenergie optimiert, Hitze und Blendung minimiert. Das Haus gibt an, dass sich der Gesamtenergieverbrauch um durchschnittlich 20 Prozent verringert. Nicht unerwähnt bleiben sollen die hinterlüftete Fassade, die den Austausch von Wärme, Luft und Licht moderiert, also im Sommer das Gebäude kühlt und an kalten Tagen wärmt.
Das nicht allein: Im F&B-Bereich stellt das Hotelrestaurant Moments lokale Produkte und umweltfreundliches Kochen sowie Recyclingmethoden in den Vordergrund. Die Küche orientiert sich an der Label Genève Region Terre Avenir (GRTA) und arbeitet mit lokalen Kleinproduzenten zusammen, um auch das lokale wirtschaftliche Umfeld zu fördern. Und zur Herstellung der Dienstkleidung kommen wiederverwendete Kunststoffe zum Einsatz: Die Outfits der Barkeeper bestehen aus einer umweltfreundlichen Jacke aus marinem Polyester (Kunststoffe, die aus den Ozeanen gewonnen werden) und ökologischen Fasern. Diese Jacke recycelt das Äquivalent von 9 Plastikflaschen pro Stück. Die Speisekarte des Restaurants und der Bar – sowie der Umschlag für die Rechnung – werden auf biologisch abbaubarem Ökopapier gedruckt, das aus Post-Consumer- und Post-Industrial-Papierabfällen hergestellt wird, die mit Samen eingebettet sind. Witzig: Der Hotelgast kann das Papier aufbewahren und in einen Topf mit Erde pflanzen, die Samen wachsen und gedeihen und das Papier kompostiert weg.
Initiative Plan T im Marriott Leipzig Hotel. Zum Konzept gehört, dass jedem Plan-T-Gast der zweiten Etage vom Hotel über Swapfiets für die Dauer seines Aufenthalts ein Fahrrad zur Verfügung gestellt wird. Der Name „Plan T“ steht somit gleichzeitig für „Plan Transformation“ und „plant a tree“. Foto: Leipzig Marriott Hotel
Mit der Initiative „Plan T“ startet gerade das Leipzig Marriott Hotel in eine nachhaltige Ära: Eine ganze Etage der 1998 eröffneten Bestandsimmobilie wurde gezielt auf Potenziale zur Einsparung von CO2 geprüft und entsprechend optimiert. Das zweite Geschoss des Hauses, nunmehr „Plan T“ genannt, verfügt über wassersparende Duschen und Wasserhähne, Bio-Getränke und -Frühstücksangebote. Dazu sollen optimierte interne Prozesse den Müll reduzieren und Energie einsparen. „Reduce, Recycle und Reuse lautet unsere Devise“, erklärt Hoteldirektorin Stefanie Kristensen. Die weiteren Maßnahmen umfassen zudem eine gezielte Förderung des regionalen Umweltprojekts „Stiftung Wald für Sachsen“: Für jede Übernachtung im „Plan T“ spendet das Leipzig Marriott Hotel einen Baum. Zudem wird jedem Plan-T-Gast vom Hotel über Swapfiets ein Fahrrad zur Fortbewegung in der Stadt zur Verfügung gestellt. Der Name „Plan T“ steht somit gleichzeitig für „Plan Transformation“ und „plant a tree“. Außerdem erhalten Tagungsgäste in Zukunft noch stärker fleischfreie Alternativen für eine gesündere und umweltschonendere Verpflegung.
Positive Signale sendet die NH Hotel Group aus: Bei allen Neubauten wird besonderer Wert auf die nachhaltige Architektur gelegt. „Das Gebäude unseres Key-Hotels NH Collection Kopenhagen kühlt seine Innentemperatur zum Beispiel mit Meerwasser des nahen Hafens und braucht so im Sommer keine Klima-Anlage. Das Objekt wurde dafür erst vor Kurzem von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Goldzertifikat für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet“, sagt Sandra Lucki, Marketingmanagerin B2B Northern Europe. Neu am Markt ist auch das NH Collection Frankfurt Spin Tower. Die markante Form des 121 Meter hohen Skyscrapers stammt aus der Feder des Architekten Hadi Teherani. Die Doppelfassade mit integriertem Sonnenschutz weist einen Hohlraum zwischen beiden Scheiben auf, welcher als Wärmedämmung wirkt, die Energiekosten senkt und den Nachhaltigkeitseffekt verstärkt.
Die Doppelfassade des Hotel NH Collection Frankfurt Spin Tower mit integriertem Sonnenschutz weist einen Hohlraum zwischen beiden Scheiben auf, welcher als Wärmedämmung wirkt. Im Bild: ein Tagungsraum. Foto: NH Hotels
Benchmark Landgut Stober
Beispielsgebend ist das Landgut Stober: Das ganzheitlich aufgestellte Konzept dieses ersten biozertifizierten und CO2-neutralen Hotels in Brandenburg basiert auf einem ressourcenschonenden Wirtschaften und schließt wesentliche Säulen der Nachhaltigkeit ein: Handeln nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten (inklusive artgerechter Tierhaltung) und Ökonomie. Mit im Boot sitzen alle relevant beteiligten Gruppen, also Mitarbeitende und Lieferanten ebenso wie Kunden, Eigentümer mit Finanzpartnern und das gesellschaftliche Umfeld. „Nachhaltigkeit ist ein Weg, kein Zustand, und schon gar nicht ein aus Imagegründen herbeibeschworenes theoretisches Ideal, sondern gelebte Praxis“, sagt Sabrina Spiecker, Marketing & Sales Koordinatorin. Einige Beispiele machen es deutlich: Strom bringt eine Photovoltaikanlage, die Holzhackschnitzelheizung arbeitet mit Holz aus 15 Hektar eigenem Wald, alle WCs werden mit Regenwasser gespült. Dazu kommt der Einsatz von Bio und Fairtrade Bettwäsche, Frottee und Kosmetik sowie ein essbarer Teppich, der zu fast 100 Prozent aus Maisstärkemehl gefertigt wurde.
Abseits vom Trubel großer Städte bietet das Landgut Stober in Brandenburg ein ganzheitliches, ökologisches Konzept für Tagungen und Meetings. Foto: Landgut Stober
Die Nachhaltigkeitsstrategie orientiert sich generell stark an den Kriterien von Certified Green Hotel und erreicht 4.509 von 5.000 Punkten. Sabrina Spiecker: „Zertifikate stehen für Transparenz. Wir wollen das Landgut Stober in Verbindung mit CO2-freien nachhaltigen Meetings bekannter machen und dieses wiederum nutzen, um noch mehr Menschen zum Nachdenken und nachhaltigem Handeln anzuregen. Vielen fehlen anschauliche Beispiele und Vorbilder. Bei uns finden Sie ihren Ort.“
Fazit: Nachhaltigkeit wird zum Standard, zum Must-have für den Weg in die Zukunft, den Hoteliers, Veranstaltungsplaner, Gäste und nicht zuletzt die eigenen Mitarbeitenden nur gemeinsam gehen können. Der Aufwand lohnt sich aber und ist sogar messbar – an Gästezahlen, Margen und Wertschöpfung. Zertifikate können beim Verkauf helfen, sofern sie seriös, inhaltlich nachvollziehbar und von anerkannten Partnern ausgestellt sind.
Petra Mewes