Paris 2024
„Games wide open“
Raus aus dem Stadion, rein in die französische Hauptstadt: Die Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris ist am Ufer der Seine geplant. Foto: Florian Hulleu
Raus aus dem Stadion, rein in die französische Hauptstadt: Die Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris ist am Ufer der Seine geplant. Foto: Florian Hulleu
Paris richtet die Olympischen und die Paralympischen Sommerspiele 2024 aus. Das Motto „Games wide open“ ist keine Marketingmaßnahme, es ist die Maßgabe für die größte Veranstaltung der Welt. Die Franzosen öffnen ihre Hauptstadt für die Spiele und wollen alle teilhaben lassen. Das kann eine nachhaltige Transformation in Gang setzen mit neuen Ideen und Impulsen für Tagungsplaner.
Nach 100 Jahren kehren die Olympischen Spiele nach Paris zurück. Nach 1924 und 1900 werden die Summer Olympic Games zum dritten Mal in der französischen Hauptstadt ausgetragen und die Summer Paralympic Games zum ersten Mal. Unter dem Motto „Games wide open“ wollen die Franzosen neue Weltrekorde in Nachhaltigkeit aufstellen. Das ist nicht nur eine Referenz an das Paris Agreement mit dem Klimaziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sondern vor allem auch an Vielfalt und Inklusion.
Die Organisation der größten Veranstaltung der Welt sehen die Partner von Paris 2024, darunter die Stadt Paris, das IOC (International Olympic Committee) und das IPC (International Paralympic Committee), als Verpflichtung, Verantwortung und als Chance. Schließlich schauen Menschen aus 200 Ländern zu, wenn bei den Olympischen Spielen vom 26. Juli bis 11. August 2024 rund 10.500 Athleten in 32 Sportarten antreten und bei den Paralympischen Spielen vom 23. August bis 8. September 2024 rund 4.400 Athleten in 22 Para-Sportarten. „Zum ersten Mal haben die Olympischen und die Paralympischen Spiele das gleiche Emblem“, unterstreicht Julie Matikhine, Chief Brand Officer Paris 2024 im Olympic & Paralympic Games Organizing Committee.
Unter dem Motto „Games wide open“ versteht sie, dass die Spiele offen für die Welt und möglichst viele Menschen sind und sich die Stadt dafür öffnet. Konkret heißt das, dass die Wettkämpfe in Sportstätten und auf öffentlichen Plätzen in der Stadt und nicht außerhalb in einem Olympic Park ausgetragen werden. So findet Beach-Volleyball am Fuße des Eiffelturms statt – was die Tickets noch begehrter macht – und die Eröffnungsfeier der Spiele am 26. Juli 2024 am Ufer der Seine. „Es war eine weltweite Herausforderung, dies zu fordern“, verrät Julie Matikhine und versichert, dass das IOC happy damit ist. Ihr ist klar, wie ambitioniert das Vorhaben ist, doch sollen die Spiele zu den Menschen kommen, ein neues Publikum anziehen, junge Menschen und urbane Sportarten.
„Unser Land sendet eine Botschaft: Feiern Sie den Unterschied“, sagt sie. Und das ist nicht dahingesagt: Das ist Programm! Julie Matikhine unterlegt das mit Zahlen etwa zum Thema Vielfalt: In 1900 nahmen null Frauen an den Olympischen Spielen teil, 1924 waren es 20 Athletinnen, und 2024 soll die Hälfte der Athleten weiblich sein. Und außerdem jubiliert die Chief Brand Officer Paris 2024: „Die Spiele sind ein Vorreiter in Sachen Gleichstellung“, denn eröffnen wird sie eine Frau: die Bürgermeisterin von Anne Hidalgo. Mehr noch als auf Zahlen setzen die Franzosen auf Zeichen – wie die Marathonstrecke.
Learning Expedition 2023 im Stade de France: Der olympische Marathon orientiert sich am „Marsch der Frauen“ 1789, informieren Pierre Rabadan, Stellvertretender Bürgermeister von Paris, zuständig für Sport, Olympische und Paralympische Spiele und die Seine, und Julie Matikhine, Chief Brand Officer Paris 2024 im Olympic & Paralympic Games Organizing Committee (Mitte). Foto: tw tagungswirtschaft
Marathon entlang des „Marschs der Frauen“
Der olympische Marathon besteht aus zwei Läufen; auf der traditionellen, 42,195 km langen Strecke und einer verkürzten, 10 km langen Strecke für jedermann im Rahmen des „Mass Event Running“. Bei der Planung ließ sich Paris 2024 vom „Marsch der Frauen“ anno 1789 inspirieren, als 7.000 Pariserinnen wegen der hohen Brotpreise fast randalierten und zum König nach Versailles marschierten. Damit die Sommerspiele viele Menschen erreichen, kann jedermann am 10. August 2024 den Marathon auf der gleichen Strecke wie die Olympioniken laufen; vom Pariser Hôtel de Ville vorbei an berühmten Monumenten wie dem Louvre-Pyramide, Schloss von Versailles und dem Eiffelturm.
„Die Olympischen Spiele schaffen eine bessere Welt durch Sport.“
Caroline Leboucher, CEO von Atout France
„Die Olympischen Spiele schaffen eine bessere Welt durch Sport“, bringt Caroline Leboucher, CEO von Atout France, der französischen Zentrale für Tourismus, das Anliegen auf den Punkt. Sie sieht Paris 2024 als eine Hebelwirkung für den Wandel. Das machten Atout France, das Paris Convention and Visitors Bureau und CRT Paris Île-de-France mit ihrer Learning Expedition 2023 zum Thema „2024 Olympic and Paralympic Games“ erlebbar. 40 Eventplaner und zehn Pressevertreter entdeckten im April ein Paris abseits des Eiffelturms auf vier Routen, z. B. „The north of Paris, epicenter of the Olympic and Paralympic Games” oder „Street sports come to the Games: Discover inspiring venues for your events”. Die internationalen Event-Professionals staunten nicht schlecht, als die Break- Dance-Gruppe „Lady Rocks“ den Empfang im historischen Rathaus aufmischte. Es war eine mitreißende Demonstration zu Vielfalt und Integration, Freude und Selbstbewusstsein. Gastgeber Frédéric Hocquard, Stellvertretender Bürgermeister, zuständig für Tourismus und Nachtleben weiß: „Die Spiele sind ein Beschleuniger für den Wandel von Paris.“
Break Dance im historischen Rathaus von Paris? Die Gruppe „Lady Rocks“ begeistert die 40 Eventplaner und zehn Pressevertreter der Learning Expedition 2023 beim festlichen Empfang. Foto: Stéphane Laure
Corinne Menegaux, Managing Director at Paris je t’aime – Convention Bureau, bekräftigt: „Die Olympischen und Paralympischen Spiele können ein Beschleuniger für Veränderungen im Pariser Eventbusiness sein, denn sie sind eine Gelegenheit, an wichtigen Themen wie Mobilität, Verantwortung und Zugang zu arbeiten.“ Mit der Stadt haben Atout France und das Paris Convention Bureau die Plattform bienVenue2024 geschaffen, um Eventplanern prestigeträchtige Locations während der Sommerspiele und anderer Sportereignisse wie der Rugby-Weltmeisterschaft zugänglich zu machen.
Die Hälfte des Pariser Tourismus ist geschäftlich veranlasst – und oft durch einen der 100.000 Business Events im Jahr. Bis 2024 eröffnen 55 neue Hotels in Paris und erhöhen das Angebot um 4.746 Zimmer auf 171.152.Um Preisexplosionen zu vermeiden, sollen die Preise für Hotelzimmer während der Spiele transparent gemacht werden. „Außerdem haben wir in diesem Jahr zusammen mit anderen wichtigen Pariser Fachleuten (Hotels, Transportunternehmen, Veranstaltungsorte, Caterer ...) die Charta für die Ausrichtung von Großveranstaltungen erstellt und unterzeichnet”, informiert Menegaux. Das Ziel ist, strenge Kriterien festzulegen, die nachhaltige und innovative Veranstaltungen ermöglichen. Zu den Unterzeichnern zählt Frankreichs größte Hotelkette. Valérie de Robillard, Senior Vice President and CSO Coordination Sustainability bei Accor, sagt mit Blick auf Nachhaltigkeit und Mega-Events: „Dies ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass wir alle gerne Teil der Lösung sind.“
Photo: Stéphane Laure, Paris je t’aime
“Innovative, sustainable, festive”
Corinne Menegaux, Managing Director at Paris je t’aime – Convention Bureau, about the Olympic and Paralympic Games in Paris 2024.
Nachhaltige Spiele
Nachhaltigkeit zum Herzstück seines Bids. Dafür haben die Franzosen die UN-Initiative Sports for Climate Action unterzeichnet und die vom französischen Sportministerium und dem WWF ausgearbeitete Charta mit 15 Umwelt-Verpflichtungen. Um die Emissionen zu halbieren, setzt Paris 2024 auf Sparsamkeit, Effizienz und Innovation. Dazu gehören der Einsatz von 100 Prozent erneuerbarer Energie, die Kreislaufwirtschaft, die nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln, saubere Mobilitätslösungen für die olympische Flotte, öffentliche Verkehrsmittel und der Schutz der Biodiversität. Um die Auswirkungen auf die Umweltauswirkung zu minimieren, werden zu 95 Prozent bestehende oder vorübergehende Sportstätten genutzt.
Neu gebaut wird die Porte de La Chapelle Arena mit 8.000 Plätzen, die nach 2024 zur Adidas-Arena wird. Die neue Arena hat Platz für knapp 7.000 Zuschauer für die Wettkämpfe der Sportarten Badminton und Para-Badminton, rhythmische Sportgymnastik und Para-Kraftdreikampf. Neu ist auch das Aquatics Centre, gebaut für Kunstschwimmen, Wasserball und Tauchen. Modular konzipiert, bietet es zu den Spielen 5.000 Sitze und danach 2.500 Sitze und deckt so die Bedürfnisse der Region Seine-Saint-Denis ab. Seine Energie bezieht Aquatics Centre aus den Photovoltaik-Paneelen auf dem 5.000 qm großen Dach, wodurch es zu einem der größten städtischen französischen Solarparks wird. Eine Fußgängerbrücke führt zum Stade de France mit 80.000 Plätzen. Frankreichs größte Sport- und Kulturstätte bietet für Events mehrere Räume, Restaurants, Logen und Blicke hinter die Kulissen der Umkleidekabinen der Weltfußballer.
Im Stade de France finden 250 Events im Jahr statt. Frankreichs größte Sportstätte hat 80.000 Plätze und sein Dach die Fläche der Champs Elysees. Foto: tw tagungswirtschaft
Langfristige Stadtentwicklung
Die Wettkämpfe werden in 15 olympischen Stätten und 11 paralympischen Stätten ausgetragen, wobei 21 olympische Sportarten und 14 paralympische Sportarten im Umkreis von zehn Kilometer um das Olympic & Paralympic Village angesiedelt sind. Durch das Olympische Dorf im Norden von Paris wird eine Industriebrache zu einem Ort für Biodiversität wiederbelebt. 2024 sollen hier mehr als 14.000 Athleten einziehen und ab 2026 rund 6.000 Bewohner ihre Apartments beziehen. Mit der neuen automatischen Metro erreichen sie in knapp sieben Minuten die City von Paris. „Die Olympischen Spiele werden einen großen Einfluss auf unser Gebiet haben und unser Gebiet entwickeln. Wir wollen eine langfristige Wirkung für unsere Einwohner erzielen“, so Mathieu Hanotin. Für den Bürgermeister der Stadt Saint-Denis nördlich von Paris ist das ein Beschleuniger für die Infrastruktur mit allein vier neuen Metro-Linien, Radwegen und Wasserwegen zum Pendeln.
Das lockt neue Hotels an. Anfang 2024 eröffnet in Saint-Denis H4 Hotel Paris Pleyel. Mit einer Höhe von 140 Metern bietet der Hotelturm 40 Etagen und fast 700 Zimmer und Suiten, eine Rooftop-Bar und den höchstgelegenen Pool Frankreichs. Das Konferenzzentrum umfasst einen Ballsaal und 16 Räume. Südlich davon hat nahe der neuen Metrostation Mairie de Saint-Ouen im Januar das Boutique Hotel Tribe Paris Saint Ouen mit 112 Zimmern den Betrieb aufgenommen.
Dort im Norden von Paris wartet vor den Toren des 19. Pariser Arrondissements Les Docks de Paris auf mit den Locations Dock Eiffel (1.600 qm), Dock Haussmann (1.500 qm) und Dock Pullman (3.200 qm). Dass mit den Olympischen Spielen im Nordosten eine Revitalisierung einhergeht, macht sich auch im Cent Quatre #104 Paris bemerkbar. Direktor José-Manuel Gonçalvès und sein Team haben einen kollaborativen Ort geschaffen mit Zugang zu Kunst und Kreativität, zu Sport (neue Sportarten und urbaner Straßensport), Tanz (Hip-Hop und Breakdance) und einen Inkubator für Straßenkunst. „Es ist ein unbegrenzter Ort für Kunst, Kultur und Innovation“, wirbt Karine Yris, verantwortlich für Business Development. Planer können Spaces unterschiedlicher Größen buchen, Künstler für Performances oder Teambuilding-Workshops oder im Inkubator 104factory Start-ups kennenlernen und experimentieren.
Sportler, die mit dem Ball tanzen, finden sich im Le Five Paris 18. Der Sport-Venue firmiert als „Dach der Olympischen Spiele“. Die Indoor- und Outdoor-Eventflächen auf 4.000 bzw. 1.000 qm lassen sich als Felder für verschiedene Sportarten, Catering oder Fan-Zone gestalten – der Blick auf das Stade of France ist inklusive. Auf den Montmartre blicken die Besucher der Plantation Paris. Auf der Rooftop-Farm wachsen auf 7.000 qm Salate, Kräuter und Gemüse. Das Projekt ist gesunder Ernährung und dem Wohlbefinden gewidmet und gehört zu den größeren Projekten für urbane und nachhaltige Landwirtschaft in Europa. Zwischen dem Gewächshaus und dem Gemüsegarten lassen sich in der 250 qm großen Holzscheune und auf der 1.000 qm großen Terrasse leicht Events mit Sportbezug organisieren. So hat Adidas etwa Athleten eingeladen, um eine Körperanalyse plus Ernährungsplan zu erstellen. Ganz im Sinne von Paris 2024: Veränderung durch Sport.