Foto: HTW Berlin
Editorial
Kerstin Wünsch
Chefredakteurin tw tagungswirtschaft kerstin.wuensch@dfv.de
Wir fangen an
Als Fachjournalistin schreibe ich über die Veranstaltungswirtschaft. Dabei versuche ich, den gebotenen Abstand zu wahren, um neutral und sachlich zu berichten. Beim Thema Nachhaltigkeit fällt mir das mit jedem Tag schwerer. Unruhig und ungeduldig, ja unzufrieden frage ich mich: Was und wie müssen wir schreiben, damit aus unseren Worten Taten folgen? Dabei denke ich an alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: ökologisch, ökonomisch und sozial und aktuell an das Thema Klima.
Die Klimakrise gilt als unser größtes Problem und die Reduktion von CO2-Emissionen als Priorität. Um die deutschen und europäischen Klimaziele zu erreichen, braucht es die Kreislaufwirtschaft. Kreislaufwirtschaft meint ein regeneratives System, das den Einsatz von Ressourcen, die Entstehung von Abfall und Emissionen und die Verschwendung von Energie durch das Verlangsamen, Verringern von Stoffströmen und das Schließen von Kreisläufen minimiert. „Kreislaufwirtschaft ist für die deutsche Messewirtschaft ein sehr wichtiges Thema. Ohne Kreislaufwirtschaft erreichen wir nicht Klimaneutralität bis 2040“, weiß Barbara-Maria Lüder, verantwortlich für Recht, Steuern, Technik und Nachhaltigkeit beim Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (AUMA).
„Ohne Kreislaufwirtschaft erreichen wir nicht Klimaneutralität bis 2040.“
Barbara-Maria Lüder, verantwortlich für Recht, Steuern, Technik und Nachhaltigkeit beim Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (AUMA)
Die Veranstaltungsindustrie kann zum Übergang in eine kohlenstoffneutrale Wirtschaft beitragen, indem sie nachhaltige Lösungen sucht und diese präsentiert, indem sie Menschen zusammenführt und ein Umdenken und verändertes Verhalten fördert. In unserer letzten Ausgabe haben wir ausführlich über Kreislaufwirtschaft geschrieben und anhand Ihrer Reaktionen gemerkt, dass sich viele von Ihnen damit befassen und anfangen wollen, aber nicht wissen, wie und wo. Noch fehlen die Konzepte für Kongresse und Messen, die Piloten und Praxisbeispiele.
Der kreislauffähige Messestand
Nun wollen die CSR-Agentur 2bdifferent, die Messearchitekten imb troschke und wir zur Fachmesse IMEX 2024 den Stand der tw tagungswirtschaft nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft entwickeln. Das Projekt kreislauffähiger Messestand ist für den Zeitraum 2023 bis 2026 und als Leuchtturmprojekt angedacht: Wir wollen Sie teilhaben lassen, wollen offen unsere Erfolge und Fails mit Ihnen teilen und Sie einladen, mit uns ins Tun zu kommen! Dafür verlasse ich meine „bequeme“ Position der Fragenden und werde zur Befragten. Die CSR- und Kreislaufexperten Jürgen May und Dr. Christoph Soukup wollen etwa wissen: Wie sieht eure Nachhaltigkeitsstrategie aus? Oder: Welche Materialien verwendet ihr bisher für euren Messestand? Wir hatten bisher vier Calls zum Thema – und mein Eindruck ist: Es werden immer mehr Fragen, und wir haben bisher wenig Antworten …
„Es wird noch zu viel über den Systemwandel, den es dringend in der Eventbranche braucht, geredet und zu wenig gehandelt. Deshalb wollen wir mit diesem Gemeinschaftsprojekt aufzeigen und transparent machen, wie wichtig für einen nachhaltigen Prozess zirkuläres Wirtschaften und Handeln ist“, begründet Jürgen May seine Unterstützung. Andrea Walburg erhofft sich durch dieses Projekt Nachahmer und eine Sensibilisierung für gute Partnerschaften. Die Messearchitektin sagt: „Sind Unternehmen sich ihrer Kernkompetenzen bewusst und finden sie Partner, die ähnlich ticken, kommt ein Team zusammen, das Ideen gemeinsam umsetzen und Neues hervorbringen kann. Das finde ich groß.“
Fachveranstaltungen wie die IMEX 2023 vom 23. bis 25. Mai 2023 bieten die Gelegenheit für neue Partnerschaften. Wir freuen uns auf die Begegnungen und Gespräche mit Ihnen am Stand der tw tagungswirtschaft G110 in Halle 8 der Messe Frankfurt und auf den Sessions der She Means Business, etwa „Road to net zero: Women as change makers“. Sehen wir uns?