Pilotprojekt
Der kreislauffähige Messestand
Ein Messestand nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft – wie sieht der aus? Foto: DALL E, ein KI-System, das anhand einer Beschreibung Bilder erstellt. Der Eingabefehl am 23. April 2023 war: "Outline an exhibition stand according to the circular economy".
Ein Messestand nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft – wie sieht der aus? Foto: DALL E, ein KI-System, das anhand einer Beschreibung Bilder erstellt. Eingabefehl: Outline an exhibition stand according to the circular economy.
Kreislaufwirtschaft reduziert die CO2-Emissionen deutlich, doch noch fehlen Konzepte für Kongresse und Messen. Nun planen die CSR-Agentur 2bdifferent, die Messearchitekten imb troschke und die Fachpublikation tw tagungswirtschaft den tw-Stand zur Fachmesse IMEX 2024 nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Das Projekt ist als Pilot gedacht und als Einladung an andere Aussteller und Akteure der Veranstaltungswirtschaft, um gemeinsam ins Tun zu kommen.
Die Klimakrise gilt als das größte Problem der Welt und Reduktion von CO2-Emissionen als ihre dringende Priorität. Um die deutschen und europäischen Klimaziele zu erreichen, braucht es die Kreislaufwirtschaft. Kreislaufwirtschaft meint ein regeneratives System. Der Einsatz von Ressourcen, die Entstehung von Abfall und Emissionen und die Verschwendung von Energie sollen durch das Verlangsamen, Verringern von Stoffströmen und das Schließen von Kreisläufen minimiert werden. „Kreislaufwirtschaft ist für die deutsche Messewirtschaft ein sehr wichtiges Thema. Ohne Kreislaufwirtschaft erreichen wir nicht Klimaneutralität bis 2040“, weiß Barbara-Maria Lüder, verantwortlich für Recht, Steuern, Technik und Nachhaltigkeit beim Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (AUMA).
Kreislaufwirtschaft ist folglich eine Chance für mehr Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche, doch noch fehlt es an konkreten Projekten und Praxisbeispielen. Die Veranstaltungsindustrie kann hier zum Übergang in eine kohlenstoffneutrale Wirtschaft beitragen, indem sie in nachhaltige Lösungen investiert und diese präsentiert, indem sie Menschen zusammenführt und ein Umdenken und verändertes Verhalten fördert.
Der kreislauffähige Messestand
Jetzt haben sich die CSR-Agentur 2bdifferent, die Messearchitekten imb troschke und die Fachpublikation tw tagungswirtschaft der dfv Mediengruppe zusammengetan: Gemeinsam wollen sie zur Fachmesse IMEX 2024 in Halle 8 der Messe Frankfurt den Stand der tw tagungswirtschaft nach den Prinzipien und mit den Bordmitteln der Kreislaufwirtschaft planen, bauen und nutzen. Dabei sollen in verschiedenen Schritten alle drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial und ökonomisch) und die entsprechenden Handlungsfelder betrachtet werden; also etwa Barrierefreiheit und Inklusion, Reisen, Catering und Kommunikation.
Im ersten Schritt ist zu überlegen, wie mit dem bestehenden Messestand der tw tagungswirtschaft aus dem Jahr 2023 zu verfahren ist, inwiefern dieser in Teilen eine Fortsetzung findet oder komplett neu gedacht wird. Für beide Varianten gilt es, den Verbrauch von Ressourcen zu vermeiden, zu reduzieren und kompensieren, wo es nur möglich ist. Die verwendeten Standmaterialien werden nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft ausgewählt und nach der Messe in vorher schon definierte Stoffkreisläufe zugeführt.
Foto: IMB troschke
„Ich erhoffe mir Nachahmer“
Andrea Walburg, Geschäftsführerin der imb: Troschke GmbH & Co. KG, Messearchitektur & Messemanagement, über das Pilotprojekt „Stand der tw tagungswirtschaft nach der Kreislaufwirtschaft“.
Das Projekt ist als Pilot gedacht. Als Leuchtturmprojekt und Best-Practice-Beispiel soll es den Akteuren der Veranstaltungswirtschaft Anleitung und Anregung geben und zum Nachdenken und Nachahmen anregen. Wir werden darüber berichten und wollen auch offenlegen, wo wir an Grenzen kommen, was nicht gelingt und wo wir unsere Annahmen über Bord werfen mussten. Die Zielgruppe sind in erster Linie Aussteller, in zweiter und je nach Handlungsfeld und Aktionsgrad auch die Besucher, Veranstalter und Geländebetreiber.
„Es wird noch zu viel über den Systemwandel, den es dringend in der Eventbranche braucht, geredet und zu wenig gehandelt. Deshalb wollen wir mit diesem Gemeinschaftsprojekt aufzeigen und transparent machen, wie wichtig für einen nachhaltigen Prozess zirkuläres Wirtschaften und Handeln ist“, begründet Jürgen May seine Teilnahme am Pilotprojekt. Der Gründer und Geschäftsführer von 2bdifferent meint, gerade in einer durch Schnelllebigkeit und einem hohen Einsatz von Ressourcen geprägten Messebranche sollten zu Beginn eines Projektes immer die Überlegungen nach refuse, rethink und reduce stehen.
Transparenter Prozess: 2023 bis 2026
Der Projektzeitraum dauert von 2023 bis 2026 und beginnt nach der IMEX 2023 (23. bis 25. Mai) mit einer Nullmessung und Stoffstrom-Analyse zu den verwendeten Materialien. Der gesamte Prozess wird transparent und crossmedial aufbereitet, damit Ziele, Strategien und Maßnahmen sowie die Erfolgsmessung und Learnings für alle nachvollziehbar sind.
Kreislaufexperte Dr. Christoph Soukup beschreibt das Stoffstrombild einer Beispielveranstaltung. Foto: Sreenshot
Es wird eine Roadmap erstellt, die Jahr für Jahr Handlungsfelder festlegt, beispielsweise für das Jahr 2024 die Materialien für den Messestand nach der Kreislaufwirtschaft, Barrierefreiheit und die Kommunikation mit den Besuchern. Denkbar ist auch die Arbeit in konzentrischen Kreisen, die von innen nach außen wirken; vom tw-Messeauftritt zur Fachmesse IMEX, zum Gelände der Messe Frankfurt bis hinein in die Messewirtschaft.
Dreh- und Angelpunkte sind die IMEX-Messetermine in Frankfurt: IMEX 2024, 13. bis 16. Mai, IMEX 2025, 20. bis 22. Mai, IMEX 2026, 19. bis 21. Mai. Die Entwicklungen werden in einer Art Online-Tagebuch ongoing auf der Website und in den eMagazines der tw tagungswirtschaft veröffentlicht (17. Mai 2023, 6. September 2023, 22. November 2023, Termine 2024 folgen).
Ansprechpartner sind Dr. Christoph Soukup und Jürgen May von 2bdifferent, Andrea Walburg von imb troschke; Simone Hammer und Kerstin Wünsch von der tw tagungswirtschaft. Begleitet wird das Projekt von der Hochschule Osnabrück, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften/Fachbereich Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Veranstaltungsmanagement. Ansprechpartnerin ist Prof. Dr. Kim Werner.