
Veranstaltungsplanung
Zeit für Zukunft
Die Zukunft kann man anschalten: z. B. mit geballten Innovationen auf der Hannover Messe wie hier bei Smart Manufacturing von Schneider Electric in Halle 11. Foto: Deutsche Messe AG/Rainer Jensen
Die Zukunft kann man anschalten: z. B. mit geballten Innovationen auf der Hannover Messe wie hier bei Smart Manufacturing von Schneider Electric in Halle 11. Foto: Deutsche Messe AG/Rainer Jensen
Der Blick in die Zukunft sorgt derzeit eher für Unbehagen angesichts vieler Krisen. Dabei bräuchten wir dringend mehr Mut, um die Herausforderungen angehen zu können. Wie Eventverantwortliche dazu beitragen können.
Im März ging es auf der Weltleitmesse für Wasser, Wärme und Luft ISH 2025 um „Lösungen für eine nachhaltige Zukunft“. Es gab Innovationen und motivierte Start-ups, zudem eine neue Ausstellungsstruktur, die es den Besuchenden noch leichter machen sollte, die Lösungen für ihre Zukunftsgestaltung zu finden. Bei der Hannover Messe 2025 leuchtet den Besucherinnen und Besuchern wenig später das Motto „Shaping the Future“ entgegen. Zu sehen waren vom 31. März bis 4. April Innovationen von KI bis Industrie.
„Uns erwartet eine Woche der Zuversicht“, sagte Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG, kurz vor der Eröffnung der weltgrößten Industrieausstellung. Denn die Herausforderungen seien zwar groß, doch das seien auch die Chancen und die Stärken der deutschen und europäischen Industrie mit ihren globalen Partnern. Beispielhaft feierte das Partnerland Kanada mit der eigenen Beteiligung den Slogan „The Future is here“. Beste Aussichten also – wäre da nicht der amerikanische Präsident, der zeitgleich Schutzzölle ankündigte, die die bestehende Weltordnung infrage stellten.
Die Zukunft ist kaputt
Außerhalb der Messegelände dominieren im öffentlichen Diskurs die Kriege, Krisen und Katastrophen. Mit bedenklichen Folgen. „Viele von uns denken aktuell, die Zukunft wäre kaputt“, stellt Florence Gaub, Zukunftsforscherin und Militärstrategin, in ihrem Vortrag auf der re:publica 2024 fest. Sie bezieht sich dabei auf persönliche Beobachtungen. Aber auch Studien wie das Sorgenbarometer des Meinungsforschungsinstituts ispos vom Februar 2025 belegen eine grassierende Negativität: Laut Barometer halten 75 Prozent der Befragten die wirtschaftliche Lage für schlecht und 83 Prozent glauben, dass es im Land grundsätzlich in die falsche Richtung geht.

Foto: Ispos
Das Problem an dieser Haltung: sie führt zu Resignation oder gar Verzweiflung. Denn die meisten von uns, erklärt Gaub, verstünden die Zukunft als etwas, was auf sie zufliege wie ein Meteorit: also wie etwas, dem man komplett ausgeliefert ist. Sieht sie zu düster aus, sind wir überfordert. Wir ergeben uns in unser Schicksal und stecken den Kopf in den Sand. Zukunft findet dann gar nicht mehr statt, Lösungen werden nicht einmal mehr gesucht. Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins aber sei falsch, erklärt die Keynoterin: „Die Zukunft ist nicht das, was irgendwann passiert; Zukunft ist das, was wir heute über die Zeit, die noch kommt, denken!“ Zukunft: Das sind die Pläne, die wir heute machen, die Sorgen, die wir haben, aber eben auch die Dinge, die wir uns erträumen. Und das, was wir denken und träumen, können wir durchaus beeinflussen – zum Beispiel, indem wir uns daran erinnern, dass auch positive Dinge passieren können und dass wir mit unseren Entscheidungen heute beeinflussen, was kommt.

Foto: Debora Mittelstaedt
„Die Zukunft ist das, was wir heute über sie denken.“
Florence Gaub, Zukunftsforscherin, Politikwissenschaftlerin und Direktorin des NATO Defence College in Rom.
Zukunft zurückerobern
Florence Gaub, die das NATO Defence College in Rom leitet, fordert uns deshalb auf, unser Verhältnis zur Zukunft zu reparieren. Und sie erklärt auch direkt, wie das geht. In Ihrem Buch „Zukunft: Eine Bedienungsanleitung“ erläutert sie Schritt für Schritt, wie man das eigene Zukunftsdenken – ähnlich wie einen Staubsauger – in Betrieb nehmen und sorgfältig warten kann. Und sie betont dabei immer, warum dies so wichtig ist: Ihrer Ansicht nach verschaffen wir uns so den Zugriff auf eine vernachlässigte Superkraft. Denn indem wir uns vorstellen, wie die Zukunft aussieht, können wir nicht nur unseren Tag planen und kleinere und größere Entscheidungen treffen. Wir können erst dadurch auch Innovationen schaffen und bahnbrechende Entwicklungen anstoßen. Im Alltag lassen wir diese Super-Power meist auf Autopiloten laufen, stellt Gaub fest: Wir denken zwar ständig über die Zukunft nach – etwa darüber, wo wir die Kinder gleich abholen müssen oder wann die nächste Zahnreinigung ansteht. Meist geschieht das jedoch nebenbei. Um sie wirklich konstruktiv zu nutzen, sollten wir uns ab und zu Zeit für die Zukunft nehmen und unsere Vorstellungskraft bewusst anschalten, so der Rat der Zukunftsexpertin (Tipps dazu im Kasten).

Foto: dtv
4 Tipps für mehr Zugriff auf die Zukunft
In ihrem aktuellen Buch „Zukunft. Eine Bedienungsanleitung“, erklärt die Zukunftsforscherin und NATO-Strategin Florence Gaub, wie sich Zukunft als Möglichkeitsraum öffnen lässt und warum Unternehmen und Individuen sich regelmäßig Zeit dafür nehmen sollten. Ein paar konkrete Tipps der Autorin:
1
Zukunft anschalten: Die Inbetriebnahme der Zukunft beginnt damit, dass man sie bewusst anschaltet. Das geschieht bewusst, indem man z. B. den nächsten Tag, einen Urlaub oder die Karriere plant. Um innovativ zu werden, ist es aber auch sinnvoll, sich Auszeiten zu nehmen und z. B. einfach mal aus dem Fenster zu starren und die Gedanken freizulassen (siehe Tipp 3). Eine dritte Möglichkeit, die sich gut für Teams und Organisationen eignet: Regelmäßig ein Date mit der Zukunft machen und z. B. einen Foresight-Workshop anberaumen oder ein Futures Literacy Lab buchen.
2
Zukunft sortieren: Gerade wenn die Aussicht auf das, was kommt, beunruhigt, lohnt es sich, zu sortieren. Dabei helfen die folgenden vier Fragen:
a. Was weiß ich ganz sicher? Wovon können wir mit Sicherheit ausgehen?
b. Wo liegen Risiken – und wie können wir diese aktiv managen?
c. Wo wollen wir eigentlich hin? Welche Vision haben wir? Und was können wir dafür tun?
d. Und was kann noch Unerwartetes passieren? Und kann es vielleicht auch gut sein? So kann man sich bewusst machen, dass Überraschungen zum Menschsein dazugehören – kommt aber gleichzeitig ins Tun und damit aus der Angst heraus.
3
Kreativ werden: Die Super-Power, um Vision und Fokus zu entwickeln, ist unsere Vorstellungskraft. Damit sie sich voll entfalten kann, braucht sie Freiraum und Kreativität. Also Handy weglegen und träumen, malen, basteln, schreiben oder auf anderen Wegen motivierende Bilder entwickeln, die Lust auf die Zukunft machen. Hilfreich dafür ist es, immer wieder neue Eindrücke und Ideen zu sammeln – die eigenen, aber auch die, die andere Menschen z. B. in Büchern, Filmen oder auf Veranstaltungen teilen.
4
Katastrophendenken vermeiden: Schwierig wird es, wenn die eigene Zukunftsvorstellung in die eine oder andere Richtung übersteuert. Ist man sich zu sicher, dass ein Desaster bevorsteht, lähmt die Angst unser Gehirn und wir können keine kreativen Lösungen oder alternativen Auswege mehr finden. Die Folge: Wir geben die Zukunft auf. Ähnlich verstellt die Übersteuerung ins andere Extrem den konstruktiven Blick nach vorn: Ist man zu sehr überzeugt davon, dass die eigene Wunschvorstellung eintreten wird, kann man alternative Entwicklungen nicht mehr wahrnehmen und ist nicht mehr in der Lage, sich an neue Situationen anzupassen. Daher: Immer wieder innehalten und sich selbst hinterfragen!
Quelle: Florence Gaub: „Zukunft. Eine Bedienungsanleitung“, 2023 dtv (eigene Zusammenstellung)
Verabredungen mit der Zukunft
Folgt man den Argumenten der Zukunftsforscherin, sind auch Veranstaltungen eine hervorragende Gelegenheit, um sich bewusst diese Zeit für die Zukunft zu nehmen. Natürlich klappt das besonders gut in spezifischen Formaten, wie Workshops zur Strategieentwicklung oder Foresight-Seminaren. Aber auch Branchen- und Firmenveranstaltungen wie Messen, Kongresse und andere Veranstaltungen sind gut geeignet, um sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Beispielhaft tut dies etwa die Diskursplattform re:publica selbst, auf der Zukunftsforscherin Gaub ihre Ideen teilt. „Events schaffen mehr als jede andere Kommunikationsform emotionale Erlebnisse, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch den Entdeckergeist und damit die Zukunftslust in uns wecken“, meint Michaela-Susan Pollok, Head of Events & Social Media beim Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik). Sie kombinieren meist einen spezifischen Marktüberblick mit dem direkten Dialog darüber und ermöglichen es den Beteiligten so, gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln. Wenn es richtig gut läuft, entstehen daraus ein erhebendes Gefühl und der Vorsatz, Dinge anders zu tun und etwas Neues auszuprobieren.

Foto: Peter Neher, Picslocation
„Events schaffen emotionale Erlebnisse, die den Entdeckergeist und damit die Zukunftslust in uns wecken.“
Michaela-Susan Pollok, Head of Events & Social Media beim Bundesverband Industriekommunikation (bvik)
Wenn es gelingt, diese Energie zu aktivieren, hätten Veranstaltungen sogar das Potenzial, die Sichtweise der gesamten Gesellschaft zu verändern, glaubt Zukunftsberater Patrick Rammerstorfer (siehe Interview): „Wenn nach einer Veranstaltung nur zehn Prozent der Teilnehmenden eine Spur mutiger sind als vorher, weil sie ein paar Mal gehört haben, dass sie etwas tun können, dann kann das einen enormen Impact haben!“ Dieses Potenzial sollten sich Event-Professionals bewusst machen und ihre Veranstaltungen entsprechend gestalten, so der Wunsch des Österreichers. Er selbst hat schon damit angefangen und 2024 das Ministerium für Neugier und Zukunft als Non-Profit-Initiative mitgegründet, mit der er im Mai das Festival of Curiosity in Linz veranstaltet, um Lust auf Zukunft zu machen.
Neues zeigen und Atmosphäre schaffen
Wie aber lässt sich diese Aufbruchstimmung schaffen? Ein wichtiger Faktor dafür ist das, was ohnehin in der DNA von Messen und Kongressen angelegt ist: die Präsentation von Neuem. Egal, ob auf dem Medizinkongress, auf der Industriemesse oder der Verbandstagung – immer geht der Blick auch nach vorn auf spannende Neuerungen, interessante Trends und all das, was vielleicht anders wird. Dieser Unterschied zum Gewohnten ist, wie Autorin Gaub es formuliert, „das Alleinstellungsmerkmal von Zukunft“. Sich damit zu beschäftigen, ist deshalb ein guter Start, um neue, positive Zukunftsbilder zu entwickeln. Insofern sind die Impulse, die Innovationsplattformen wie die Hannover Messe oder auch Kongresse wie die „Sustainable Events Conference“ (SECON) liefern, kaum zu unterschätzen. Auf der Konferenz in Brandenburg, bei der es im Februar 2025 um die Nachhaltigkeit in der Eventbranche selbst ging, wurden beispielsweise neue Lösungen für Mobilität, Energieversorgung und Abfallmanagement vorgestellt – und damit wichtige Bausteine, aus denen Zukunftsbilder entstehen. Gleichzeitig wurde auf dem restaurierten Hofgut offenbar auch dafür gesorgt, dass die Impulse gut verarbeitet werden können. Referent Boris Lebedev lobt auf LinkedIn die Atmosphäre auf der alten Gutsanlage mit „einer Platane mit sechs Metern Durchmesser, zwischen inspirierenden Köpfen und Formaten wie Waldbaden“. Denn auch die Gegenwart ist wichtig, damit Zukunftslust entsteht, wie Studien, die Gaub zitiert, belegen – etwa ein gewisses körperliches Wohlbefinden und ein ausgeglichener Gemütszustand. Ein dritter Faktor, der beeinflusst, ob Bilder entstehen, die uns Lust auf Zukunft machen, stammt übrigens aus der Vergangenheit. Es sind unsere gesammelten persönlichen Erfahrungen, aus denen wir ableiten, was kommen könnte. Aber auch die Erfahrungen anderer, die wir in Geschichten, Filmen oder von Freunden hören, formen die Vorstellung von der Zukunft. „Wenn wir unser Kopfkino anschalten, brauchen wir ja Ideen darin, mit denen unsere Vorstellungskraft arbeiten kann“, erklärt Zukunftsforscherin Gaub. Und diese Ideen können natürlich auch aus Keynotes, Paneldiskussionen oder Workshop-Erlebnissen kommen.
Mit Inhalten inspirieren
Enorm hilfreich, um unsere Vorstellungskraft zu aktivieren, sind deshalb inspirierende Inhalte, die dazu einladen, anders zu denken. Das kann bedeuten, einen Utopisten wie Boris Lebedev einzuladen, der auf der SECON mit dem Publikum zusammen Zukunftsbilder für eine regenerative Veranstaltungsbranche entwickelte. Oder einen Keynoter wie Maximilian Lude, der den Tag der Industriekommunikation (TIK) 2025 mit einer Mischung aus Education und Entertainment eröffnen wird. Dabei spricht der Professor für Wirtschaft und Innovation, der sich als Zirkusdirektor vorstellt, nicht von Zukunft – sondern von „Zukünften“, um deutlich zu machen, dass es nicht das eine Bild der Zukunft gibt, sondern vielfältige Möglichkeiten.
„Gerade in Zeiten des Wandels brauchen Unternehmen Formate, die nicht nur informieren, sondern auch inspirieren und Mut machen“, findet Michaela-Susan Pollok, die als Veranstalterin für das TIK-Programm mitverantwortlich ist. Ihr ist es wichtig, den Teilnehmenden das Gefühl zu vermitteln, dass sie Teilhaber sind an der Zukunft des B2B-Marketings. Dafür sollen auf dem TIK 2025 neben den Vorträgen auf der Bühne auch Content-Hubs sorgen, in denen aktuelle Neuerungen, wie ein KI-Translation-Tool oder ein digitaler 3D-Lageplan, präsentiert werden.
Größer denken und Mut machen
Wichtig bei aller Inspiration sei jedoch, auch die Herausforderungen ehrlich anzusprechen, betont Zukunftsberater Rammerstorfer: „Die Botschaft soll ja nicht sein: Alles ist gut. Denn es ist bei Weitem nicht alles gut!“ Statt rosarote Brillen zu verteilen, sollten Veranstaltende deshalb ruhig auch schwierige Themen aufs Programm nehmen. So könnten sie z. B. in einer Podiumsdiskussion den Zustand der Demokratie oder die Spaltung der Gesellschaft thematisieren und das Publikum dazu anregen, über ihren eigenen Beitrag zu einer möglicherweise positiven Entwicklung nachzudenken. Das erfordere zwar ein bisschen Mut, im Idealfall aber, so Rammerstorfer, bekämen die Beteiligten dabei das Gefühl, der Zukunft nicht ausgeliefert zu sein, sondern gemeinsam – als Unternehmen oder als Branche – etwas tun zu können. Und das fällt dann auch positiv auf die Gastgeber zurück.

Ein ehrlicher Blick auf die Zukunft: Die Weltleitmesse für Wasser, Wärme und Luft ISH Frankfurt kombinierte die Leistungsshow in den Messehallen mit einer internationalen Fachkonferenz, auf der die knapper werdende Ressource Wasser im Fokus stand (hier Messe-Chef Wolfgang Marzin bei der Eröffnung). Foto: Messe Frankfurt, Pietro Sutera
Eine, die diesen Blick über den Tellerrand schon lange praktiziert, ist Carina Bauer, CEO der IMEX Group. Bei der Ausrichtung der Branchenleitmesse IMEX in Frankfurt und Las Vegas setzt sie mit ihrem Team immer wieder Themen, die auch über die Branche hinausweisen – etwa mit der Einbindung der She-Means-Business-Konferenz oder einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen im Programm. Es ist ihr wichtig, den teilnehmenden Eventprofis Gelegenheit zu geben, gemeinsam tiefer zu ergründen, warum das, was sie tun, heute so wichtig ist, und welchen Einfluss sie als Kongress-, Messe- und Event-Verantwortliche haben. Auch deshalb ist das übergreifende Motto des Talking Points 2025 eine Fortsetzung der Diskussion aus dem Vorjahr. „Wir haben schnell gemerkt, dass ein Jahr nicht genug war: Die Welt entfremdet sich zunehmend, und die Rolle von Präsenzveranstaltungen war noch nie so wichtig wie heute“, erklärt Bauer. Unter dem Titel Impact 2.0 – Activating the Future wird es vom 20. bis 22. Mai 2025 in Frankfurt wieder darum gehen, wie gute Veranstaltungen helfen können, positive Maßnahmen und sinnvolle, dauerhafte Veränderungen anzustoßen. „Es geht darum, den Einfluss zu akzeptieren, der uns zur Verfügung steht, und ihn klug zu nutzen“, so die IMEX-Chefin (siehe Interview).
In Gemeinschaft selbstwirksam werden
Eine weitere magische Zutat dafür, dass positive Zukunftsbilder entstehen, ist die persönliche Begegnung. Im direkten Austausch lasse sich leichter Orientierung finden und Vertrauen aufbauen, meint bvik-Event-Chefin Pollock – gerade in einer zunehmend digitalen Welt. Tatsächlich lässt sich auf Präsenzveranstaltungen Unterschiedlichkeit erleben, ohne dass daraus so schnell Misstrauen oder Polarisierung entsteht, wie dies in den sozialen Medien oft passiert. Deshalb ist auch Patrick Rammerstorfer vom Neugier-Ministerium ein Fan von analogen Begegnungen: „Dort kann man Vielfalt als Ressource und Vorteil begreifen, und nicht als etwas, was bekämpft werden muss.“ Diese bereichernde Vielfalt hat Dr. Gunther Kegel auf der Hannover Messe gut erleben können, als am dritten Messetag der amerikanische Präsident mit Zollerhöhungen das Welthandelssystem infrage stellt. „Ich habe es genossen, direkt mit Hunderten von Menschen sprechen zu können und zu hören, wie sie reagieren wollen“, erzählt der Präsident des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) und Vorsitzende des Ausstellerbeirats der Hannover Messe auf der Abschluss-Pressekonferenz am 4. April. Offenbar fanden es viele beruhigend, in der Community die Veränderungen verarbeiten zu können. So spricht der Vorstandsvorsitzende der Hannover Messe Dr. Jochen Köckler von einer „anpackenden Stimmung“ in den Hallen und davon, dass er bei vielen Ausstellern trotz allem Zuversicht gespürt hat. Das liegt auch daran, dass sie im Austausch vor Ort schnell erkannt haben, dass sie nicht allein sind mit den Herausforderungen. Gleichzeitig konnten sie gemeinsam erste Reaktionen entwickeln. Das aber ist das beste Rezept gegen Zukunftsangst, erklärt Florence Gaub: „Wenn man etwas managt, also sich aktiv damit auseinandersetzt, fühlt man sich direkt besser!“ Die eigene Zukunftsfähigkeit zu nutzen, bedeutet deshalb für sie immer auch, etwas mit den Vorstellungen, die man hat, konkret zu tun. Der Trick dabei sei, die goldene Mitte zu finden zwischen Pessimismus und Optimismus, erklärt sie in ihrem Buch: „Sich das Beste vorzustellen, sich aufs Schlimmste vorzubereiten und mit Überraschungen zu leben.“ Klingt wie die Job-Beschreibung von Event-Verantwortlichen.
Sylvia Lipkowski