
ImpactCity Den Haag
Ein Rennen, das wir gewinnen müssen
Beim Ocean Race 2022/2023 segeln die Deutschen auf der Malizia-Seaexplorer und hissen die Flagge für Nachhaltigkeit: “A Race we must win – Climate Action now”. Beim Stopover in Den Haag dürfen die Teilnehmer des Impact Fam Trips an Bord. Foto: Peer Kolberg
Beim Ocean Race 2022/2023 segeln die Deutschen auf der Malizia-Seaexplorer und hissen die Flagge für Nachhaltigkeit: “A Race we must win – Climate Action now”. Beim Stopover in Den Haag dürfen die Teilnehmer des Impact Fam Trips an Bord. Foto: Antoine Auriol, Team Malizia
Mit der nachhaltigen Transformation hält ein Wort Einzug in die Veranstaltungswelt: Impact. Nur: Welche Wirkung können Events und die Destination auf Nachhaltigkeit haben? Den Haag nennt sich „ImpactCity“ und nimmt den Stopover der Segelregatta The Ocean Race als Start für den ersten Impact Fam Trip zusammen mit MICE Impact.
18 Meter ist sie lang, die Malizia-Seaexplorer. Mit der Hochseesegelyacht umrundet die deutsche fünfköpfige Mannschaft von Skipper Boris Herrmann beim Ocean Race die Welt. 2022/2023 verläuft die Segelregatta in sieben Monaten und sieben Etappen von Alicante in Spanien nach Cabo Verde (Afrika), Kapstadt (Südafrika), Itajaí (Brasilien), Newport (USA), Aarhus (Dänemark), Kiel, Den Haag (Niederlande) und Genua (Italien).
The Ocean Race 2022-2023 | Be there
Beim Stopover in Den Haag darf eine Gruppe Eventmanager an Bord. Die Teilnehmer des Impact Fam Trips stehen sich mit Freude gegenseitig auf den Füßen, stellen Fragen und staunen: Die Technologie auf der Kommandobrücke ähnelt einem Raumschiff, Kombüse und Kojen erinnern an Camping. Teamdirektorin Holly Cova beantwortet jede Frage und erweitert den Horizont der weitgereisten Eventprofis über den Sport hinaus: auf die Weltmeere.
Schließlich geht es beim Fam Trip vom 13. bis 16. Juni 2023 in Den Haag um Impact. Impact bedeutet Wirkung. Gemeint ist die Wirkung, die Business Events bei der nachhaltigen Transformation haben können. Die Köpfe hinter dem neuen Konzept sind Bas Schot, Leiter des The Hague Convention Bureaus, und Tanja Knecht, Gründerin der Initiative MICE Impact und Markenbotschafterin der IMEX Group in Deutschland.

Bas Schot, Leiter des Convention Bureaus Den Haag: „Impact ist in unserer DNA: Wir wollen selbst Wirkung erzeugen." Foto: The Hague and Partners, Arjan de Jager
Bas Schot und Tanja Knecht verbindet ihre Überzeugung, dass bei allen geschäftlichen Aktivitäten die Grenzen der ökologischen und sozialen Kapazitäten im Auge zu behalten sind und dass es für Veranstaltungen immer wichtiger wird, dass nicht nur Geschäftsziele im Vordergrund stehen: Business Events brauchen eine Botschaft und eine Mission, um ihre nachhaltige Wirkung zu entfalten.
The Ocean Race: Bigger than sport
So gesehen ist das Ocean Race ein Benchmark. Bei der Segelregatta geht es um mehr als einen Wettkampf zur See mit Side Events an Land: Es geht um die Situation der Ozeane, um Aufmerksamkeit und Aufklärung, um Wissenschaft, Forschung und Fortbildung. Die an den Zwischenstopps organisierten Ocean Summits thematisieren die (Un)Gesundheit der Meere. Schließlich sehen die Segler die verheerenden Auswirkungen von Umweltverschmutzung und Klimawandel mit ihren eigenen Augen.
Nachhaltigkeit ist in den Leitlinien des Ocean Race verankert, das sich für den Erhalt und Schutz der Weltmeere einsetzt. „Beim Ocean Race geht es um mehr als Sport, es geht um Wissenschaft, Bildung und nachhaltiges Eventmanagement“, erklärt Meegan Jones, Senior Sustainability Advisor beim Ocean Race. Sie ergänzt: „Wenn man sich die Boote anschaut, hat jedes von ihnen eine Nachhaltigkeitsbotschaft dabei.“ Auf dem großen Segel des Teams Malizia steht: „A Race we must win – Climate Action now!” Damit hissen die Deutschen die Flagge für die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der United Nations, genauer: das SDG 13: Climate Action. Ein Thema, zu dem sich Skipper Boris Herrmann beim Stopover auf Cabo Verde mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres austauscht.
„Unser größter Stakeholder ist der Ozean!”, betonen Meegan Jones und ihre Kollegin Biente Taekema. Die Holländerin überwacht die Nachhaltigkeitsziele beim Halt in Den Haag. Die beiden sprechen wie ihre Kollegen gerne auf Konferenzen und teilen im Race & Sustainability Village mit den Teilnehmern ihren Sustainability Action Plan mit sieben Handlungsfeldern wie Energie, Abfall und Zusammenarbeit mit der Gastgeberstadt. Das Ocean Race will seine Treibhausgasemissionen für das Rennen 2022/2023 um bis zu 75 Prozent senken. Eine Herausforderung sind die verschiedenen Partner wie Hotels und die Besucher. Für jede Stadt gibt es deshalb einen Sustainable Stopover Guide. Die Idee, durch das Ocean Race das Thema Nachhaltigkeit in die Welt zu tragen, inspiriert Claudia Krause. Als Head of CSR bei Vok Dams nimmt sie am Impact Fam Trip teil, um das Thema Nachhaltigkeit neu zu denken.

Den Haag ist die Stadt des Friedens und der Gerechtigkeit. Der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen sitzt im Friedenspalast, der ein Gemeinschaftswerk ist: Die Ziegelsteine sind aus den Niederlanden, der Marmor ist aus Italien, die Glocke aus der Schweiz, das Gatter aus Deutschland. 1913, ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg, eröffnete der Friedenspalast. Heute ist sein Restaurant für 100 Personen mietbar und für größere Gruppen der Garten. Foto: tw tagungswirtschaft
„ImpactCity“ The Hague
„Das Ocean Race ist eines der nachhaltigsten Events. Es ist eine großartige Veranstaltung, um nachhaltigere Reiseziele zu schaffen“, weiß Bas Schot. Er erwägt, den Sustainable Stopover Guide für weitere Events einzusetzen. Das von Schot geleitete The Hague Convention Bureau gehört zu The Hague & Partners, verantwortlich für Stadtmarketing inklusive Business Development und Konferenzen. Den Haag gilt als die Stadt des Friedens und der Gerechtigkeit. Hier sitzen nicht nur der Internationale Gerichtshof und der Internationale Strafgerichtshof, das niederländische Parlament und die Königsfamilie, sondern auch internationale Organisationen, die entlang der 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen Gutes tun und Geschäfte machen wollen.
2015 hat sich die niederländische Stadt an der Nordsee den Titel ImpactCity The Hague verliehen und versteht sich seither als Stadt für Unternehmer, die eine bessere Welt schaffen wollen. Dahinter steckt der Glaube, dass wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand mit Lösungen für eine bessere Welt geht. Die ImpactCity verschafft Investoren und Eventplanern Zugang zu einem Netzwerk an Unternehmen, Scale-ups und Start-ups, an NGOs, Forschungszentren und Wissensinstituten sowie zu Talenten, Kapital und Infrastruktur.

“Whether you work in the fields of climate, new energy, water, food or humanitarian innovation, ImpactCity aims to bring together people who are committed to achieving the Sustainable Development goals.”
Jan van Zanen, Bürgermeister von Den Haag
„Wir öffnen Türen“, nennt Bas Schot das. „Für uns als Stadt ist die Wirkung das Delta zur Veränderung und zur Schaffung von Werten. Das ist unsere DNA: Wir wollen selbst Wirkung erzeugen.“ Seine Stadt ist schließlich nach New York die zweitgrößte Stadt der Vereinten Nationen – das verpflichtet. Schot will einen Unterschied machen und eine Verbesserung für jeden Bewohner des Planeten erwirken, in Bezug auf Gesundheit, Gerechtigkeit und Sicherheit. „Bei der Nachhaltigkeit geht es darum, Verhaltensweisen zu ändern und etwas zu bewirken, das besser ist“, so Schot: „Es geht darum, das Verhalten von Menschen wie dir und mir zu ändern.“
Eco Systems along the SDGs
Den Klimawandel erleben die 560.000 Menschen in Den Haag hautnah an ihren Küsten: Der Meeresspiegel steigt. Rund 10.000 der Einwohner sind in Organisationen tätig, die auf die 17 Sustainable Development Goals einzahlen. Diese werden in Ökosystemen geclustert und durch die ImpactCity sichtbar. Zum SDG 7 „Affordable and clean energy” erscheint beispielsweise Oceans of Energy. Nach eigenen Angaben ist es das erste Unternehmen weltweit, das ein bewährtes Offshore-Solarsystem entwickelt hat, das seit mehr als drei Jahren bei hohem Wellengang auf voller See in Betrieb ist.
Die Nordsee wird im kommenden Jahrzehnt vermehrt für die Energieerzeugung genutzt werden und ihr niederländischer Teil soll sich zum Zentrum der Offshore-Windproduktion entwickeln. Mit diesem Ziel haben Den Haag und die Provinz Südholland das Programm Campus@Sea ins Leben gerufen, das Initiativen zur Nordsee eint – wie den Ocean & North Sea Summit 2023. „Für jedes Unternehmen, das eine führende Rolle bei neuen Offshore-Aktivitäten spielen will, ist die Nordsee der richtige Ort und Den Haag ist der ideale Standort, um sich niederzulassen“, sagt Arno Segeren, Programm-Manager für Küstenaktivitäten bei The Hague & Partners.

Im Start-up-Hub Apollo 14 treffen die Teilnehmer des Impact Fam Trips auf Gründer und ihre Geschäftsideen entlang der 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Foto: tw tagungswirtschaft
„Wir können Sie in die Ökosysteme einführen”, informiert Bas Schot. Das können Speaker, Start-ups und Sponsoren sein. Sein Team ist entsprechend aufgeteilt. International Sales Managerin Jeanine Dupigny etwa ist Ansprechpartnerin für die Themen „Impact and New Energies, Sustainability, Peace and Justice“. „Als Convention Bureau sind wir das Verbindungsstück“, erklärt Schot und ergänzt: „Wir wollen den Unterschied machen und unseren Kunden helfen, den Wandel zu vollziehen. Wir helfen ihnen, Veranstaltungen zu konzipieren und umzugestalten und ein Legacy Programme zu schaffen.” Er und sein Team unterstützen Veranstalter dabei, ihr Wissen mit der Öffentlichkeit zu teilen, Aufmerksamkeit zu schaffen und Kontakt mit der Presse herzustellen.
Hubs of social impact
Neben Know-how und Kontakten bietet die ImpactCity Start-ups und Scale-ups in ihren Impact hubs Räumlichkeiten zum Arbeiten und Tagen, die Eventplanern offenstehen. Im ehemaligen Industriegebiet Binckhaven sind heute innovative Unternehmen angesiedelt. Die Teilnehmer des Fam Trips besuchen den Hub Apollo 14 mit 34 Unternehmen in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Tabakfabrik Caballero Fabriek mit 110 Start-ups. In der Nähe hat letztes Jahr das Holiday Inn The Hague – Voorburg eröffnet mit 125 Zimmern, einer offenen Lobby, Co-working Spaces, zwei Meetingrooms und dem Restaurant Miss Jones.
„Wir lieben es“, sagen die Eventmanager etwas später bei der Site Inspection im Impact Conference Center De Titaan mit 13.000 Quadratmetern für Start-ups und Studierende, Living und Food labs, Maker Spaces, verschiedenen Programmen, Veranstaltungen und einer Impact-Community. „We fuel founders to fix the future”, formuliert Campus-Managerin Rachelle Brusselaars die Idee.
Im The Titaan Impact Conference Center können Eventmanager Meetings durchführen und auf Innovatoren treffen wie Ali Abedi. Der Ingenieur bei Hygro will Wasserstoff als primären Energieträger zugänglich machen. Foto: tw tagungswirtschaft
Impact Hubs für Entrepreneure und Eventplaner
Die ImpactCity bietet Räume zum Arbeiten und Tagen:
1. Apollo 14: The hub for impact makers in The Hague
2. Campus@Sea: Innovation in and around the North Sea for the world of tomorrow
3. The News Farm: Creative hub at a unique spot in The Hague
4. Living Lab Scheveningen: Smart City Hub
5. The Hague Humanity Hub: The leading community of innovators striving for a peaceful and just world
6. The Titaan: State-of-the-art innovation hub for impact start-ups and scale-ups
7. The Hague Security Delta: The Dutch Security Cluster
8. Technology Park Ypenburg: A unique place for the high-tech manufacturing industry
9. The Hague tech: The biggest tech community in The Hague
10. YES! Delft The Hague: Leading tech incubator in Europe
Begegnungen im Fokus
Beim Impact Fam Trip stehen solche Begegnungen im Fokus. Die Orte dafür sind in Den Haag vielfältig und eignen sich als Locations für Veranstaltungen. Das Museum Omniversum zeigt mit der Ausstellung „One Planet Now“ die 17 Nachhaltigkeitsziele und ihre Anwendung im Alltag für Groß und Klein, das Louwman-Museum erzählt die Geschichte von 130 Jahren technischer Innovation anhand von 275 Zeitzeugen aus der Geschichte des Automobils. Die Wege in der ImpactCity sind kurz, die Anbindung ist mit zwei Bahnhöfen gut und der internationale Flughafen Amsterdam-Schiphol in 30 Minuten per Zug erreichbar.
Tanja Knecht (rechts) mit Holly Cova, Direktorin des deutschen Teams Malizia beim Ocean Race. Foto: Peer Kolberg
„Veranstaltungen müssen einen sinnstiftenden Mehrwert bieten“
Tanja Knecht, Gründerin der Initiative MICE Impact und Markenbotschafterin der IMEX Group in Deutschland, über den ersten Impact Fam Trip nach Den Haag, die Site Inspection auf der Segelyacht Malizia-Seaexplorer, Wissenstransfer und die Wirkkraft von Events und das Potenzial von Social Impact für die Veranstaltungsindustrie.
Neben der Den Haag Centraal Station steht das The Hague Conference Centre New Babylon mit einem Plenum für 650 Personen, Co-working Spaces, Lounges und Tagungsräumen, in denen die Teilnehmer beim Chocolate Sculpture Workshop mit Anat Ratzabi Probe sitzen. Für viele Fahrten steigen sie aufs Fahrrad. Den Haag hat 300 Kilometer an Fahrradwegen. Garagen für Bikes gehören ebenso zum Stadtbild wie Fahrräder vor den Hotels, das Designhotel ibis Styles Den Haag City Centre mit 41 Zimmern oder das denkmalgeschützte Boutique Hotel Carlton Ambassador mit 88 Zimmern.
Von dort sind es wenige Schritte zum Museum Panorama Mesdag. In der Rotunde lässt sich das mit 1.680 Quadratmetern größte Gemälde der Niederlande begehen mit Blick auf das Meer, die Dünen und das alte Fischerdorf. Maler Hendrik Willem Mesdag hielt 1880/1881 die Situation der Küste fest – ahnend, dass diese sich durch Industrialisierung ändern würde. Die Sammlung im Museum hat ein übergreifendes Thema: die Nordsee.

„Ich habe viel über Nachhaltigkeit gelernt und werde mich noch mehr mit dem Thema beschäftigen und mit meinen Kunden, vor allem den Stammkunden, das Gespräch suchen.“
Alexander Gruneisen, Gründer und Geschäftsführer der Agentur Coreventus.
Die Nordsee entdecken die Teilnehmer, indem sie beim Sea Hiking Pullka-Schlitten hinter sich herziehen und beim Strandspaziergang Müll sammeln. Im neuen Inntel Hotels The Hague Marina Beach mit 224 Zimmern und drei Tagungsräumen und Möglichkeiten für Meetings am Meer treffen die Teilnehmer auf einen Impact-Champion: Kees de Vries, Leiter der Abteilung Externe Angelegenheiten bei Sea Rangers Service. Sein Unternehmen setzt sich für den Schutz der Weltmeere und Küsten ein, indem es junge Menschen auf maritime Berufe vorbereitet und Schutzarbeiten auf See wie das Fischen von Plastik vornimmt. „Wir sind 24/7 auf dem Meer. Wir können alles überwachen, was dort passiert“, berichtet Kees de Vries und betont: „Wir können etwas für den Klimawandel tun und sind sehr daran interessiert, diese Idee international auszurollen, um die Welt ein bisschen besser zu machen.“