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Editorial

Kerstin Wünsch
Chefredakteurin tw tagungswirtschaft kerstin.wuensch@dfv.de
Wie geht es mir gerade?
Bevor Sie weiterlesen, fragen Sie sich einmal: Wie geht es mir gerade? Jetzt und hier. Alles andere kann warten. Auch dieser Kommentar. Vielleicht verfolgen Sie ihn nicht weiter, weil sich andere Gedanken nach vorne drängen. Das ist in Ordnung. Schließlich überschlagen sich die Ereignisse und verlangen nach unserer Aufmerksamkeit. Das ist anstrengend. Wie geht es mir gerade? Diese scheinbar einfache Frage stammt nicht von mir. Sie ist von Sven Kretzschmar. Im Interview spricht der Head of Brand Management Deutschland und Österreich bei Hipp über mentale Gesundheit und seinen Burnout. Seine Offenheit ist bewegend. „Es gibt nie das eine Ereignis, das zum Zusammenbruch führt. Man spricht in der Burnout-Forschung von einer Anhäufung unangenehmer Emotionen, der sogenannten ‚quantitativen Last‘, die sich wie Felsbrocken über Monate, teils über Jahre auf die Seele legen und den Menschen belasten.“ Mehr erzählt er auf dem Nextlive.Festival 2024. Mentale Gesundheit ist ein topaktuelles Thema, ohne das kaum eine Fachveranstaltung auskommt. „Die Ära der großen Erschöpfung“ überschreibt die Personalfachmesse ZP Europe ihre Auftakt-Diskussion. Auf der Bühne sagt AXA-Personalleiterin Nina Weigel: „Wir sehen viel Erschöpfung bei unseren Mitarbeitenden.“ Ihre Beobachtung beziffert das McKinsey-Health-Institut, denn 37 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland klagen über körperliche und geistige Erschöpfung. In der Folge haben in den letzten zehn Jahren die Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen um knapp 47 Prozent zugelegt. In ihrem Fehlzeiten-Report 2024 vermutet die AOK als Ursache ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren; von der Zunahme psychischer Belastungen durch globale Krisen bis zu Veränderungen in der Arbeitswelt wie Verdichtung und Entgrenzung der Arbeit durch ständige Erreichbarkeit. Das ist kein deutsches Phänomen. Die World Health Organization widmet sich zum World Mental Health Day der Mental Health at Work. Gehen in der Welt doch jedes Jahr geschätzt zwölf Milliarden Arbeitstage durch Depressionen und Angstzustände verloren und so Produktivitätsverluste von einer Billion US-Dollar. Das macht es zum Thema für das World Economic Forum. Seine Sustainable Development Impact Meetings warnen: Die wirtschaftliche Belastung durch eine schlechte psychische Gesundheit wird bis 2030 weltweit voraussichtlich sechs Billionen US-Dollar kosten – mehr als die Kosten für Krebs, Diabetes und Atemwegserkrankungen zusammen. In der Session Mind Matters: Addressing Mental Well-Being geht es darum, mentaler Gesundheit Priorität einzuräumen, denn Arbeitsplätze können die psychische Gesundheit schützen, indem sie Stabilität schaffen, Routine und eine integrative Gemeinschaft. Nichts anderes als Gemeinschaften bilden Branchen und ihre Business Events. Die IMEX Group hat das Thema mentale Gesundheit längst in ihren Shows in Frankfurt am Main und Las Vegas verankert. Zur IMEX America schaffen der IMEXrun, ein Pickleball-Feld und 50 Sessions zu Wohlbefinden die Grundlage für geschäftliche Leistung: Ruhe und Erholung. „Also setzt Euch zwischendurch einfach mal hin und spürt in Euch hinein: Wie geht es mir gerade? Ist alles in Ordnung? Und falls nein: Was bräuchte ich jetzt, damit es mir besser geht?“ Diese Fragen von Sven Kretzschmar gebe ich Ihnen mit auf den Weg zur Fachmesse IBTM World. In Barcelona werde ich Sie fragen: Wie geht es Ihnen gerade?