
Messewirtschaftsjahr 2025
Kurs auf globale Wachstumsmärkte
In diesem Jahr planen die deutschen Messeveranstalter etwa 325 Messen im Ausland und damit mehr als im eigenen Land. Foto: Koelnmesse GmbH, dmg events
More exhibitions this way: In diesem Jahr planen die deutschen Messeveranstalter etwa 325 Messen im Ausland und damit mehr als im eigenen Land. Foto: Koelnmesse GmbH, dmg events
Während globale Handelskonflikte und veränderte Lieferketten für Unsicherheiten sorgen, Unternehmen vorsichtiger agieren, Budgets hinterfragen und ganze Industrien mit konjunkturellen Herausforderungen kämpfen, steht auch die Messewirtschaft unter Druck. Deutsche Messeveranstalter reagieren und verlagern ihre Präsenz dorthin, wo Wachstum und Nachfrage vorhanden sind: ins Ausland.
Mit Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump bekommt die Welt immer mehr Klarheit darüber, wie sich seine protektionistischen und nationalistischen Politiken auf die globale Handelsdynamik und geopolitischen Allianzen auswirken werden. Trumps erneuter Fokus auf Zölle, bilaterale Handelsabkommen und eine restriktivere Einwanderungspolitik senden eindeutige Signale an internationale Märkte und Regierungen. Im Februar sind Kanada, Mexiko und China die ersten Staaten, die den wiederaufflammenden Handelskonflikt in Form von drastischen Importzöllen zu spüren bekommen. Die globalen Märkte sind in Aufruhr und ein Begriff bestimmt sowohl die geopolitische Landschaft als auch die Weltwirtschaft: Unsicherheit.
Diese Unsicherheit erleben wir schon seit einigen Jahren. Der Ukraine-Krieg, die Konflikte im Nahen Osten, die Pandemie oder die alles verändernde künstliche Intelligenz sind ihre Treiber. Und die Unvorhersehbarkeit als Teil der Führungsstrategie Trumps lässt zu seiner Amtseinführung im Januar 2025 den World Uncertainty Index (WUI) wieder einmal in die Höhe schnellen. Denn wenn der US-Präsident neben anderen Wahlkampfversprechen tatsächlich seinen „Basistarif“ von 20 Prozent auf alle importierten Waren ansetzt, könnte sich Geschichte wiederholen: 1930 wurden mit dem vom Kongress verabschiedeten „Smoot-Hawley Tariff Act“ schon einmal die US-Zölle auf ein Rekordniveau angehoben. Als seine Folge schrumpfte der Welthandel um etwa zwei Drittel.

Foto: Deutsche Messe AG, Ole Spata
„Jetzt ist der Moment, noch enger zusammenzurücken und eine gemeinsame geo- und wirtschaftspolitische Strategie zu entwickeln und entschlossen umzusetzen.“
Dr. Jochen Köckler, CEO der Deutschen Messe AG
Vor fast 100 Jahren führten „Vergeltungsmaßnahmen“ von Handelspartnern schon einmal dazu, dass strategische Bündnisse überdacht und Handelsverträge zunehmend bilateral geschlossen wurden. Solch ein geopolitisches Umfeld ist durch einen erhöhten Wettbewerb gekennzeichnet, in dem sich die globale Wirtschaftsordnung und Handelsströme auch unmittelbar ändern können – und in dem die Produktpreise ansteigen. Um in diesem immer volatileren und unkalkulierbareren Gefüge zu bestehen, sind Unternehmen gezwungen, ihre Strategien kontinuierlich anzupassen. Dies betrifft vor allem Wirtschaftszweige, die international agieren und auf stabile Handelsbeziehungen angewiesen sind. Wie etwa die Messewirtschaft und viele der Industrien, denen sie als ihr Abbild dient. „Die Konjunkturabschwächung in wichtigen Märkten wie China wirkt sich weiterhin auf alle Branchen weltweit aus. Steigende Zinssätze haben weitreichende Auswirkungen, insbesondere in der Bau- und Immobilienbranche“, schreibt UFI-Präsident Hugh Jones in seinem Brief an die Mitglieder des Weltmesseverbands im Februar. „Gleichzeitig hat die anhaltende Lebenshaltungskostenkrise das Verbraucherverhalten in Branchen vom Einzelhandel bis zu Geschenkartikeln verändert. Gepaart mit geopolitischen Spannungen kann sich die allgemeine Atmosphäre für viele der von uns bedienten Branchen unruhig anfühlen.“ Dass sich die globale Messebranche bisher noch gut in das unbeständige Umfeld einfügt, zeigt die Auswertung des 34. UFI Global Exhibition Barometer für 2025.

Die Weltwirtschaft wird 2025 voraussichtlich ähnlich wachsen wie im Vorjahr. Entgegen der Darstellung im Bild gehen die Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) von einem BIP-Plus von etwa 3,3 Prozent aus. Langfristig könnten sogenannte geopolitische „Swing-States“, also Staaten, die gute Beziehungen zu sowohl den OECD-Mitgliedern als auch den BRICS-Staaten pflegen, profitieren. Beispiel dafür ist Indien, das voraussichtlich die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft sein wird. Grafik: Economist Intelligence Unit
Demnach rechnen die Messeunternehmen damit, ihre Rekordumsätze aus dem vergangenen Jahr noch einmal um 18 Prozent weltweit zu steigern. „Diese neue Ausgabe zeigt positive Indikatoren für das kommende Jahr in allen Märkten“, freut sich Chris Skeith OBE, UFI Managing Director und CEO. Wie beim prognostizierten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zeichnen sich dabei erhebliche Unterschiede auf Staatenebene ab, auch wenn diese Entwicklungen nicht deckungsgleich sind. Bei den voraussichtlichen Umsatzsteigerungen haben insbesondere Argentinien, das Vereinigte Königreich, Italien, Griechenland und Kolumbien die Nase vorn. Im Hinblick auf das dringlichste mittelfristige Geschäftsthema „Globale wirtschaftliche Entwicklungen“, gefolgt von „Geopolitischen Herausforderungen“, hat die Branche aber längst verinnerlicht: Die Welt wird sich weiterhin verändern. Der Umgang mit diesen Herausforderungen erfordert bei den Messeveranstaltern eine genaue Marktanalyse, ein strategisches Portfoliomanagement und die Bereitschaft, Geschäftsmodelle an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen. Möglichkeiten dazu gibt es allemal, auch oder gerade in einer multipolaren Welt, in der sich die Machtdynamik verschiebt und sich internationale Handelsvorschriften einschließlich der Visapolitik und der Nachhaltigkeitsrichtlinien umgestalten. Für die deutschen Messegesellschaften scheint vorrangig die internationale Expansion strategische Priorität zu haben: Sie planen laut einer aktuellen Erhebung des Verbands der deutschen Messewirtschaft AUMA in diesem Jahr insgesamt 325 Messen in fast 40 Ländern – deutlich mehr als noch in den beiden vorherigen Jahren. Und sogar mehr noch als im eigenen Land.
Zwischen Rekordzahlen und Strukturproblemen
Obwohl 2024 zwar die meisten der größten deutschen Messegesellschaften ihre Rekordumsätze verbuchen konnten, dürfte einer der Gründe für das gestiegene Auslandsgeschäft sein, dass Deutschland „zuletzt an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren hat“, sagt AUMA-Geschäftsführer Jörn Holtmeier. „Hohe Energiepreise, steigende Lohnnebenkosten und international nicht konkurrenzfähige Steuern mindern die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts. Die Messewirtschaft spürt die zunehmende Vorsicht heimischer Unternehmen.“ Nach den beiden letzten aufeinanderfolgenden Rezessionsjahren ist die Stimmung bei vielen (ausstellenden) Betrieben weiter getrübt. So bemängelt der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Michael Hüther: „Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2025 nicht von Stelle.“

Wichtigster Auslandsmarkt deutscher Messeorganisatoren ist Süd-, Ost- und Zentral-Asien mit 190 Veranstaltungen. Die Auslandsmessen decken nahezu das gesamte Branchenspektrum ab – von Automatisierung über Bautechnik, Energiewirtschaft, Ernährung und Fahrzeuge bis zu Land- und Forstwirtschaft, Maschinenbau und Textilwirtschaft. Unter den insgesamt 325 Messen befinden sich mehr als ein Dutzend neue Projekte. Grafik: Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA)
„Besonders besorgniserregend ist die Vielzahl der Probleme, mit der die Unternehmen konfrontiert sind“, so Hüther weiter. Und zu diesen gesellt sich nun wohl auch die neue US-Regierung: Für das europäische Land, für das der größte Trump Risk Index aufgrund seiner engen Handels-, Sicherheits- und kulturellen Verbindungen zu den USA berechnet wurde, hat das IW zu Jahresbeginn die Auswirkungen auf seine Unternehmen untersucht. Das Ergebnis: Sie erwarten im Fall einer konfrontativen US-Wirtschaftspolitik vornehmlich weitere Wettbewerbsnachteile sowie Handels- und Absatzbeschränkungen. Zusätzlich gebremst durch schwache Investitionen, rechnet das BMWK in seinem Jahreswirtschaftsbericht 2025 mit einem minimalen Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozent. „Messen sind immer ein Spiegel der Märkte, in denen sich die Ausstellenden bewegen – und diese Märkte stehen derzeit unter immensem Druck“, bekräftigt Gerald Böse, CEO der Koelnmesse. Deutschlandweit schätzen die Messeveranstalter in diesem Jahr die Umsätze um acht Prozent höher im Vergleich zu 2024. Seit 2019 ist jedoch ihre vermietete Ausstellungsfläche um ganze zwölf Prozent gesunken. Mit diesen Werten liegt der „Messeplatz Nummer eins“ deutlich sowohl unter dem gesamteuropäischen (mit + 16 bzw. + 2 Prozent) als auch dem globalen (mit + 18 bzw. + 9 Prozent) Durchschnitt. An den deutschen Standortorten lassen sich im Messekalender 2025 rund 310 Messen – darunter gerade einmal knapp 20 Neuveranstaltungen – finden. Beispielsweise nutzt die Messe Erfurt das „Internationale Jahr der Quantenwissenschaft und Quantentechnologien“ für ihre Premiere der Kongressmesse Quantum Photonics (13. bis 14. Mai) oder die Messe Düsseldorf das Wachstum in den globalen Schlüsselbranchen Technologie und Energie bei ihren jeweils ersten Ausgaben der Xponential Europe (18. bis 20. Februar) und der Gridexpo – Internationale Fachmesse für intelligente Stromnetze (28. bis 30. Oktober). Insgesamt 17 neue Formate will die nordrhein-westfälische Messegesellschaft dieses Jahr an den Start bringen, davon sechs in Düsseldorf. Wichtiger Erfolgsfaktor ist für sie die wachsende Anzahl an Auslandsmessen: „Unsere Veranstaltungen rund um den Globus sichern die Position der Düsseldorfer Weltleitmessen im internationalen Wettbewerb“, so ihr operativer Geschäftsführer Marius J. Berlemann. Ähnlich sieht man das in der Messestadt Frankfurt. Für ihre Messegesellschaft trägt das Veranstaltungsgeschäft außerhalb Deutschlands zu mehr als 40 Prozent zum Konzernumsatz bei. Allein über 100 Auslandsmessen sollen in diesem Jahr von ihrer in Summe 28 Tochtergesellschaften organisiert werden. Wie die neue Messe für intelligente Gebäudetechnik FESI – Fiera dell'Edificio Sostenibile e Integrato (14. bis 16. Oktober) in Bologna, die verschiedene Themenbereiche von Gebäudeautomation, über IoT-Integration, Energiemanagementlösungen, Gebäudesicherheit, Elektro- und Beleuchtungssystemen bis hin zu smarter und vertikaler Mobilität vereint. „Mit der FESI reagieren wir auf die neuen Anforderungen des italienischen Marktes, die sich aufgrund der jüngsten europäischen Richtlinien rasant weiterentwickeln“, sagt Donald Wich. Der Geschäftsführer der Messe Frankfurt Italia führt aus: „Die Gesetzgebung schreibt strengere Energie- und Umweltstandards für Gebäude vor, mit dem Ziel, die CO2-Emissionen zu reduzieren und die Energieeffizienz bis 2030 zu verbessern.“ Obwohl Italien gleichauf mit Deutschland nur ein geringfügiges Wirtschaftswachstum prognostiziert wird, gibt es Investitionen und Entwicklungen im dortigen Energiemarkt, die die Veranstalter hierzulande im Blick haben. So startet auch die Hannover Fairs International GmbH, Tochtergesellschaft der Deutschen Messe AG, erstmals die Wasserstoffmesse Hydrogen Power Expo (HYPE, 5. bis 7. März) in Rimini im Rahmen der Energiemesse Key. Hintergrund ist die Förderung von sogenannten „Hydrogen Valleys” im ganzen Land, für die eine Finanzierung von 500 Millionen Euro im nationalen Konjunkturprogramm vorgesehen ist.
„With the election and structural economic challenges, we can see why German companies are generally less optimistic compared to their UK counterparts.“
Foto: RX Global
In der Messewirtschaft sind die italienischen Unternehmen beim Zuwachs ihrer vermieteten Flächen laut UFI-Barometer europäische Spitzenreiter: Seit 2019 sind diese um 15 Prozent angestiegen. Und nur die Kolleg:innen im Vereinigten Königreich erwarten ein noch höheres Umsatzwachstum. In beiden Ländern geht man mit absoluter Sicherheit davon aus, dass damit auch die Betriebsgewinne in diesem Jahr um mindestens zehn Prozent höher ausfallen als im Vorjahr. Global betrachtet zeigen die Prognosen, dass Europa schon länger nicht mehr zu den ganz großen Wachstumstreibern zählt. Anzeichen dafür liefert in der Messewirtschaft die Entwicklung der Gesamtkapazitäten ihrer Messeplätze. Wachsende Ausstellungsflächen bedeuten schließlich Infrastrukturinvestitionen und aufstrebende Märkte.
APAC-Raum überholt Europa
Hier setzt der asiatisch-pazifische Raum ein klares Zeichen für den Messemarkt: Erstmals seit Beginn der UFI-Erhebungen überholt er im Jahr 2024 Europa. Dabei ist China mit einem Anteil von über 30 Prozent an der weltweiten Gesamtkapazität führend. Im Auslandssegment der Messe München sei das Land „der wichtigste Auslandsmarkt und Tor zu Asien“, erklärt deren Messechef Stefan Rummel. Bereits seit 1999 betreibt die Münchener Messegesellschaft zusammen mit der Deutschen Messe, der Messe Düsseldorf und einem ansässigen Betreiber das SNIEC – Shanghai New International Expo Centre, eines der erfolgreichsten Messezentren in der Volksrepublik. Hier finden in diesem Jahr u.a. auch wieder die Satellitenveranstaltungen der Münchener Weltleitmessen productronica oder der electronica statt. Das Interesse an den Elektronikmessen kann davon profitieren, dass sich Chinas Machthaber Xi Jinping von der Stärkung des Spitzentechnologiesektors eine Ankurbelung der Wirtschaft erhofft. Seit der Pandemie wächst sie zwar nur noch unterdurchschnittlich, aber stabil genug, um Chinas Rolle als Motor der Weltwirtschaft zu festigen. Ein eskalierender Handelsstreit mit gleich mehreren Handelspartnern könnte jedoch seinem Wirtschaftswachstum teuer zu stehen kommen. Um die Stimmung aufzuhellen und die langanhaltende Immobilienkrise und die Überschuldung zu überwinden, hatte man in Peking für 2025 angekündigt, proaktivere sowie flexiblere wirtschaftliche Politiken verfolgen zu wollen und Konjunkturimpulse versprochen.

Über die GEC GmbH (German Exposition Corporation International) ist die Messe München gemeinsam mit der Deutschen Messe Hannover AG und der Messe Düsseldorf GmbH sowie der chinesischen Gesellschaft Shanghai Lujizui Exhibition Development Co. Ltd. Eigentümer des Messegeländes Shanghai New International Expo Centre (SNIEC). 2011 fertiggestellt, hat das SNIEC die nach eigenen Angaben höchste Umsatzrate aller Messezentren der Welt. Foto: GEC GmbH
Das ehemalige Schwellenland hat schon in den letzten Jahrzehnten einen beispiellosen Aufschwung geschafft, der die Messewirtschaft mitgezogen hat. Die Messe Düsseldorf (Shanghai) Co., Ltd. hat den durch den steigenden Lebensstandard wachsenden Markt für Bio-Konsumgüter identifiziert und plant, ab diesem Jahr die Organic Festa Asia (3. bis 5. September) im SNIEC etablieren. Die Sicherheitsbranche hat die Messe Frankfurt wiederum als globalen Wachstumsmarkt ausgemacht und bringt die erste Intersec Shanghai (13. bis 15. Mai) ins National Exhibition and Convention Center. Seit ihrer ersten Messe für die Textilindustrie im Jahr 1987 hat die Messe Frankfurt (HK) Ltd. ihr Portfolio auf über 45 Messen in der Region Greater China ausgeweitet und will davon ausgehend weiter ihre Präsenz auf dem zentralasiatischen Markt verstärken. In der anderen Himmelsrichtung profitieren auch andere Länder im APAC-Raum wie Indien, Vietnam, Indonesien und Südkorea von umfangreichen Infrastrukturprojekten, einer jungen und wachsenden Bevölkerung sowie einer verstärkten Integration in globale Lieferketten und regionalen Handelsabkommen. Insbesondere die gezielt koordinierte Wirtschaftspolitik mit Maßnahmen zur Einschränkung des Rohstoffexports sowie die wachsende Bauindustrie nimmt die Koelnmesse zum Anlass, in diesem Jahr den Schritt nach Jakarta zu wagen und ihr Veranstaltungsportfolio mit den neu entwickelten Veranstaltungen Interzum Jakarta gemeinsam mit der International Hardware Fair (IHF) Indonesia – powered by Eisenwarenmesse (24. bis 27. September) zu erweitern.

Die Treiber der Messewirtschaft: Prognosen zur weltweit vermieteten Ausstellungsfläche auf Messen und zur globalen Umsatzentwicklung der Messebranche nach Regionen. Grafik: Messe Düsseldorf
„Südostasien ist die am schnellsten wachsende Wirtschaftsregion der Welt“, unterstreicht deren Messechef: „Innerhalb dieser Region ist Indonesien der größte Markt und ein wichtiges Zentrum der globalen Möbelfertigung.“ Mit der Zusammenlegung der Fachmessen für Möbelproduktion und Innenausbau sowie für Eisenwaren soll künftig die gesamte Wertschöpfungskette der Möbelfertigung zu einem Termin und an einem Ort abgebildet werden. „Dadurch können wir unsere Kundinnen und Kunden im südostasiatischen Markt unterstützen und Synergien zwischen unseren Veranstaltungen in Köln und im Ausland schaffen“, so Böse weiter. Neben den beiden indonesischen Premieren plant die Koelnmesse für 2025 sieben weitere internationale Neulancierungen.
„Wer im globalen Messemarkt vorne sein will …“
Unter der Marke IHF erweitern die Kölner in diesem Jahr auch ihr Auslandsangebot im Nahen Osten. Mit dem Ableger International Hardware Fair Saudi Arabia in Riad soll die Hartwarenindustrie eine neue Plattform für ihre internationalen und lokalen Branchenunternehmen erhalten. Letztere erleben mit dem derzeitigen Boom in der saudischen Bauindustrie einen Nachfrageschub nach Baumaterialien, Heimwerkerprodukten, Eisenwaren und Werkzeugen. Vom 16. bis 18. Juni feiert zeitgleich die FSB Sports Show Riyadh in der saudi-arabischen Hauptstadt Premiere. „Diese neue Veranstaltung steht auch im Einklang mit Saudi-Arabiens Vision 2030 und fördert die Ambitionen des Königreichs, sich zu einer globalen Top-Sportdestination zu entwickeln“, meint Matt Denton, Präsident vom Messeveranstalter dmg events, der mit der Koelnmesse bei der Organisation der beiden Messen zusammenarbeitet.
Saudi Vision 2030
Die Saudi Vision 2030 ist ein von Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud initiiertes Regierungsprogramm, mit dem die hohe Abhängigkeit vom Rohölsektor in Saudi-Arabien reduziert werden soll. Im Fokus steht die langfristige Diversifizierung der Wirtschaft mit Maßnahmen zur Förderung des Privatsektors und des Tourismus, dem Bau futuristischer Städte und der Erschließung neuer Bodenschätze. Aufgrund begrenzter Staatsmittel und rückläufiger privater Direktinvestitionen mussten 2024 jedoch bedeutende Kürzungen bei zentralen Projekten vorgenommen werden. Die erneute Amtszeit von Donald Trump wird in Saudi-Arabien ambivalent betrachtet: Zwar bestehen enge wirtschaftliche Verbindungen zur neuen US- Administration, doch Trumps Nahostpolitik, seine konfrontative Haltung gegenüber China und seine Bestrebungen zur Erhöhung der US-Ölproduktion könnten nach Einschätzung der Stiftung Wissenschaft und Politik den Transformationsprozess der Vision 2030 beeinträchtigen.
Im Rahmen der Vision 2030 entstehen aus Sicht der deutschen Messewirtschaft viele neue Potenziale und Anknüpfungspunkte für die vielfältigen Branchenveranstaltungen. Das Ministerium für Industrie und Bodenschätze Saudi-Arabien treibt beispielsweise für den Transformationsprozess die Entwicklung und Diversifizierung des industriellen und mineralischen Sektors im Königreich voran. Dies will die Deutschen Messe AG für das Debüt ihrer Industrial Transformation Saudi Arabia (ITSA) (1. bis 3. Dezember) nutzen, bei der die neuesten Entwicklungen in den Bereichen Smart Manufacturing, Industrie 4.0 und fortschrittliche Industrietechnologien wie Robotik in Riad präsentieren werden sollen. Da sich im gesamten Golfkooperationsrat die Wirtschaftsleistung von 2010 bis 2024 nahezu verdoppelt hat, steht ebenfalls bei der Messe Düsseldorf die Region hoch im Kurs. Deren Executive Director Petra Cullmann ist sicher: „Wer im globalen Messemarkt ganz vorne dabei sein will, muss in der Golfregion aktiv sein.“ Aus diesem Grund haben die Düsseldorfer Anfang des Jahres eine Durchführungsgesellschaft damit beauftragt, ihr Geschäft von Dubai aus weiter aufzubauen. Das „Messe Düsseldorf Gulf Office“ soll ab 2026 erstmals regionale Versionen der Euroshop, A+A und Rehacare in Dubai durchführen. Das Wirtschaftszentrum „fungiert als Drehscheibe zwischen Europa, Asien und Afrika und bietet uns die perfekte Plattform, um unser internationales Geschäft zu erweitern“, erläutert der Vorsitzende der Geschäftsführung Wolfram N. Diener. Denn eine konsequente Internationalisierungsstrategie bedeute auch, dass im Umkehrschluss mehr internationale Aussteller und Besucher zu den Düsseldorfer Messen kommen würden. Das Auslandsmessegeschäft schafft Synergien und stärkt damit quasi die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts. „Wettbewerbsfähigkeit hängt auch von einer klaren wirtschaftspolitischen Strategie ab“, betont Dr. Jochen Köckler, CEO der Deutschen Messe AG. „In den vergangenen Monaten war oft von geopolitischen Unsicherheiten die Rede. Doch meine Beobachtung ist heute eine andere: Die Münchner Sicherheitskonferenz hat zuletzt für schonungslose geopolitische Klarheit gesorgt.“ Schließlich hätten die USA dort unmissverständlich signalisiert, dass sie ihre „America First“-Politik konsequent fortsetzen. „Gleichzeitig zeigt sich in China, dass der Staat seine Industrie massiv unterstützt und den wirtschaftlichen Kurs gezielt steuert.“ Für Europa und seine Partner in der Weltgemeinschaft sei dies Köckler zufolge ein eindeutiges Signal: „Jetzt ist der Moment, noch enger zusammenzurücken und eine gemeinsame geo- und wirtschaftspolitische Strategie zu entwickeln und entschlossen umzusetzen.“ Das gilt hierzulande insbesondere auch für die neue Bundesregierung, die gefordert ist, zügig Standortnachteile auszugleichen und den Rahmen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu setzen. Umso wahrscheinlicher ist es wohl, dass das deutsche Auslandsmessegeschäft langfristig mehr eine Expansion als ein „Auswandern“ bleibt.