
Kolumne
Chancen erkennen!

Ulrike Tondorf ist Brand Activation & Engagement Lead bei der Bayer AG und die neue Kolumnistin der tw tagungswirtschaft. Foto: Ulrike Tondorf
Ulrike Tondorf ist Brand Activation & Engagement Lead bei der Bayer AG und die neue Kolumnistin der tw tagungswirtschaft. Foto: Ulrike Tondorf
Kolumne von Ulrike Tondorf, Brand Activation & Engagement Lead bei der Bayer AG
Die Welt der Erlebniskommunikation befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Angetrieben von Megatrends wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und demografischem Wandel, steht die Branche vor der Herausforderung, sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen und gleichzeitig die sich bietenden Chancen wahrzunehmen und zu nutzen. In meiner Funktion als Brand Activation & Engagement Lead bei der Bayer AG durfte ich die Entwicklungen im Innovationsverbund Future Meeting Space als eine der Forschungspartnerinnen intensiv begleiten und gebe hier gerne einen kurzen Einblick in die zentralen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen der letztjährigen Forschung.
Der Innovationsverbund Future Meeting Space
Der Innovationsverbund Future Meeting Space wurde 2015 durch das GCB German Convention Bureau und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gegründet. Zentrales Ziel der Initiative ist es, die Rolle der Erlebniskommunikation als Innovationsmotor und wesentliches Instrument der Unternehmenskommunikation zu stärken. Im Sinne der Trendforschung antizipiert der Verbund relevante Entwicklungen im Ökosystem von Veranstaltungen und leitet daraus konzeptionelle, technologische und räumliche Anforderungen ab. Der Innovationsverbund erarbeitet themenspezifisch differenzierte Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Stakeholder-Gruppen und erprobt sie regelmäßig im Real-Labor mit der Praxis.
Die Forschungsphase 2024: Upcoming Opportunities
Wie können wir in einem sich ständig verändernden Umfeld eine agile und effektive Projektplanung für maßgeschneiderte, kundenorientierte Erlebniskommunikationen sicherstellen? Alle teilnehmenden Akteure dieser letztjährigen Forschungsphase hatten berechtigtes Interesse an der Beantwortung dieser anspruchsvollen Frage. Die Einbindung aller beteiligten Projektbereiche ist ein relevanter Faktor, um eine ganzheitliche Perspektive zu gewährleisten. Es war uns daher wichtig, auch in diesem Jahr – gemeinsam mit weiteren Unternehmen – die Businessperspektive bei diesem Projekt einzubringen, um dies zu gewährleisten. Das daraus resultierende, forschungsfundierte Ergebnis berücksichtigt einen umfassenden Ansatz, der sämtliche relevanten Optionen für alle Beteiligten in Betracht zieht. Unser Ziel war es, aufkommende Trends sowie deren Annahmen und Auswirkungen für alle Beteiligten zu erkennen, um frühzeitig Chancen zu identifizieren. Dazu haben wir zunächst 13 Megatrends als treibende Kräfte identifiziert und ihre Effekte auf das Veranstaltungsökosystem bewertet. Diese Trends wurden anhand ihrer Veränderungswirkungen auf Prozesse, Services und Produkte bewertet und sogenannte Hot Spots identifiziert.
Die 13 Megatrends
Der Innovationsverbund Future Meeting Space hat 13 Megatrends identifiziert: Digitalisierung und Konnektivität, Nachhaltigkeit und Neo-Ökologie, Individualisierung und Selbstverwirklichung, Gesundheit und Achtsamkeit, New Work und Work-Life-Integration, demografischer Wandel, Lebenslanges Lernen und Wissenstransfer, Sicherheit und Datenschutz, Automatisierung und künstliche Intelligenz, Mobilität und Autonomes Fahren, Diversität und Gender Shift und Urbanisierung und Smart Cities.
Auf dieser Grundlage haben wir im Forschungsprojekt schließlich Chancen identifiziert und passende Ideen erarbeitet, die das Potenzial haben, das Ökosystem der Erlebniskommunikation nachhaltig zu verändern.
Megatrends: Die treibenden Kräfte
Lassen Sie mich an dieser Stelle auf fünf der wichtigsten Megatrends eingehen, die bereits heute unser aller Arbeit maßgeblich beeinflussen.
- Digitalisierung und Konnektivität haben unsere Kommunikationsweisen und Formen der Zusammenarbeit grundlegend verändert. Die digitale Erlebniskommunikation bringt Menschen zusammen, ohne dass Kosten für Reise und Unterkunft anfallen. Dies fördert eine breitere und inklusive Teilnahme und bringt mehr Stimmen und Perspektiven in Diskussionen. Online-Formate bieten die Möglichkeit, Inhalte in Echtzeit dynamisch anzupassen und auf das Publikum zu reagieren. Online-Formate haben einen geringeren logistischen Aufwand als physische Veranstaltungen. Dadurch bleiben mehr Ressourcen für die visuelle und inhaltliche Erlebniskommunikation sowie die Interaktion mit den Teilnehmenden. Die Inhalte können so gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen der Teilnehmenden entsprechen. Sie tragen außerdem zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei, da Reisen stark reduziert werden. Dies ist ein wichtiger Aspekt in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie immer mehr an Bedeutung gewinnt. Digitale Tools ermöglichen eine umfassende Analyse des Verhaltens und Engagements der Teilnehmenden. Veranstaltende können wertvolle Daten sammeln, um zukünftige Veranstaltungen zu optimieren und besser auf die Bedürfnisse der Zielgruppen einzugehen. Die Zukunft der Kommunikation wird heute bereits durch diese digitalen Formate geprägt, die Inklusion, Flexibilität und Innovation fördern.
- Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI) steigern sowohl die Effizienz als auch die Personalisierung in Unternehmen. Automatisierte Prozesse ermöglichen eine schnellere und fehlerfreie Erledigung repetitiver Aufgaben, was Ressourcen schont und die Produktivität erhöht. KI-gestützte Analysen liefern anonymisierte Einblicke in das Verhalten der Teilnehmenden. Dies führt zu einer gezielteren Anpassung in der Entwicklung von Erlebnissen sowie zu einer höheren Kundenzufriedenheit. Zusätzlich unterstützt KI die Erstellung von Inhalten. Dies optimiert den kreativen Prozess und erhöht die Relevanz der Kommunikation. Insgesamt fördern Automatisierung und KI eine effizientere Planung und datengestützte Entscheidungsfindungen im Sinne des Kundenerlebnisses.
- Die Megatrends Neo-Ökologie und Nachhaltigkeit haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Menschen und Unternehmen erkennen die Dringlichkeit, umweltfreundliche Praktiken in ihren Alltag und ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Angesichts der globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Verlust der Biodiversität ist es entscheidend, dass wir unsere Lebens- und Wirtschaftsweisen überdenken. Die Erde hat Grenzen – und unser gegenwärtiger Lebensstil gefährdet nicht nur zukünftige Generationen, sondern auch die gegenwärtige Umwelt. Die Integration umweltfreundlicher Praktiken in die Projektplanung ist ein wesentlicher Schritt zur Minimierung des ökologischen Fußabdrucks. Jeder von uns kann durch gezielte Maßnahmen wie Ressourcenschonung, Abfallmanagement, nachhaltige Mobilität, Energieeffizienz und Bewusstseinsbildung dazu beitragen, das nachhaltige Handeln zu schärfen und Mitarbeitende sowie alle eingebundenen Akteure in den Prozess einzubeziehen. Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Option, sondern eine Verantwortung, die wir gegenüber unserem Planeten und zukünftigen Generationen tragen.
- Individualisierung und Selbstverwirklichung spielen eine entscheidende Rolle in der maßgeschneiderten Erlebniskommunikation, da sie die Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmenden berücksichtigen. In einer Zeit, in der uns Menschen authentische, bedeutungsvolle Erfahrungen wichtig sind, ist es unerlässlich, Erlebnisse zu schaffen, die auf individuelle Bedarfe eingehen. Die These, dass personalisierte Inhalte und individualisierte Erlebnisse essenzielle Werkzeuge der Erlebniskommunikation darstellen, zeigt, wie wichtig es ist, die Teilnehmenden direkt anzusprechen. Durch maßgeschneiderte Erlebnisse wird eine tiefere Verbindung zum Publikum hergestellt, was nicht nur die Zufriedenheit erhöht, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer nachhaltigen Erreichung der Teilnehmenden steigert. Deren Feedback ist hierbei von großer Bedeutung, da es den Entwicklern ermöglicht, die Erlebnisse kontinuierlich zu verbessern und anzupassen. Dies fördert nicht nur die Selbstverwirklichung, sondern auch das Engagement und die Bindung an die Marke. Individualisierung und Selbstverwirklichung sind nicht nur aktuelle Trends, sondern grundlegende Elemente, um nachhaltige und bedeutungsvolle Erlebnisse zu gestalten. Durch die gezielte Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und die aktive Einbeziehung von Feedback können wir sicherstellen, dass unsere Botschaften und Erlebnisse langfristig bei den Teilnehmenden ankommen.
- Der demografische Wandel ist eine zentrale Herausforderung, die durch Diversität und Gendershift positiv beeinflusst werden kann. Die Vielfalt der Perspektiven, die durch unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen bei unseren Projekten entstehen, fördert innovative Lösungen für die Herausforderungen, die dieser Wandel mit sich bringt. Unternehmen, die vielfältige Teams fördern, sind oft kreativer und anpassungsfähiger und können besser auf sich verändernde Bedürfnisse der Gesellschaft eingehen. Auch durch die generationenübergreifende Zusammenarbeit entsteht ein wertvoller Wissensaustausch, bei dem jede Generation ihre Stärken einbringen kann. Insgesamt sind die Förderung von Diversität und Gendershift, gepaart mit Inklusion und generationsübergreifender Zusammenarbeit, entscheidend, um die Herausforderungen des demografischen Wandels erfolgreich zu bewältigen. Damit schaffen wir eine lebendige Gesellschaft, die für alle Altersgruppen lebenswert ist.
Fazit: Chancen erkennen und nutzen
Die Veränderungen in der Erlebniskommunikation bieten zahlreiche Marktveränderungspotenziale und somit Chancen, diese zukunftsfähig zu gestalten. Durch die gezielte Integration von Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Individualisierung, Gesundheit und Flexibilität haben wir nicht nur das Potenzial, unsere Erlebniskommunikation zu optimieren, sondern auch die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden gezielter abzubilden. Lassen Sie uns also diese Erfolgspotenziale in der sich verändernden Erlebniskommunikation effektiv nutzen.
Ulrike Tondorf