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Editorial

Justine Hein
Online-Redakteurin tw tagungswirtschaft justine.hein@dfv.de
Auf Kurs bleiben
Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage könnte man den Mut verlieren, in Panik verfallen oder resignieren. Vielleicht liegt die Gefahr aber auch weniger in den Herausforderungen selbst als in der Ablenkung, die sie verursachen. „Die Wechselwirkung lenkt das Leben, dem Kreislauf ist die Welt bestimmt“, schrieb der Schriftsteller Gustav Wolff im 19. Jahrhundert. Jeder einzelne Schritt, jede Entscheidung hat eine Wirkung – und die Wechselwirkungen, die daraus entstehen, sind das, was uns alle vorantreibt. Ist damit nicht gerade jetzt die Zeit, sich zu besinnen, den Fokus auf das Wesentliche zu richten, und nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu handeln? Sie ahnen vielleicht: Genau das ist unser Kurs. Nachhaltigkeit ist kein Thema für bessere Zeiten und der Handlungsdruck ist groß, auch in der Messebranche. Oft noch bleibt der Wandel stecken – zwischen guten Absichten und kurzfristigen Zwängen, zwischen ambitionierten Zielen und der Frage nach der praktischen Umsetzung. Und zu oft noch gehen Messestände, Werbemittel oder Bodenbeläge mit immensen Umweltbelastungen einher, insbesondere durch Abfall und Emissionen. Dabei ist Nachhaltigkeit jetzt der Maßstab für wirtschaftliche Resilienz. „Die Verringerung des CO2-Fußabdrucks einer Messe ist jetzt gleichbedeutend mit dem Gesamterfolg der Messe, und die Führungskräfte werden für die Größe dieses Fußabdrucks verantwortlich gemacht“, sagt uns UFI-Präsident Hugh Jones im Interview. Denn wer Ressourcen effizient nutzt, senkt Kosten. Wer langlebige Materialien einsetzt, spart vor allem langfristig. Wer auf smarte Lösungen setzt, bleibt wettbewerbsfähig. Nachhaltigkeit ist aber auch kein isoliertes Konzept, sondern ein Netzwerk aus Ursachen und Wirkungen. Genau hier setzt das neue Projekt „Kreislaufwirtschaft in der Messewirtschaft (KRIDEM)“ an, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird und an dem auch wir mit anderen Branchenpartnern wie dem Verband der deutschen Messewirtschaft AUMA, der CSR-Agentur 2bdifferent und dem Messebauer imb troschke beteiligt sind. Die Projektinitiator:innen der Hochschule Osnabrück wollen weg vom linearen Denken und Handeln, hin zu einem zirkulären Wirtschaftsverständnis in der Branche und dabei Verflechtungen aufzeigen, die nicht nur mit Materialien zu tun haben. Konkret werden die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ressourcenbereichen wie Wasser, Energie und Rohstoffen analysiert, um Potenziale zu erkennen, wie Abfälle und Ineffizienzen minimiert werden können. Zu lösende Fragen dazu gibt es noch viele. Allein schon, wenn es darum geht, wie Ressourceneffizienz und Umweltentlastung überhaupt sinnvoll gemessen werden oder wie die Forschungsergebnisse in neuen Geschäftsmodellen und greifbaren Handlungsempfehlungen resultieren können. „Der Vorteil ist, dass man in der Messewirtschaft ganz konkret – z.B. anhand eines Messestands – die Potenziale der Kreislaufwirtschaft aufzeigen kann“, weiß Kim Werner. Wichtig ist der Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Veranstaltungsmanagement, dass alle relevanten Akteure miteinbezogen werden. Also Sie. Sind Sie dabei?