Gastgeberland Schweiz

„Here to stay“

Vom ESC bis zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen: Mit klarem Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Gastfreundschaft will sich die Schweiz als zeitgemäßer Veranstaltungsort für große internationale Sport- und Kultur-Events positionieren. Schweizer Profi-Fußballerinnen wie Alayah Pilgrim präsentieren die Host Cities der WEuro. Foto: Switzerland Tourism, Colin Frei

Vom ESC bis zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen: Mit klarem Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Gastfreundschaft will sich die Schweiz als zeitgemäßer Veranstaltungsort für große internationale Sport- und Kultur-Events positionieren. Schweizer Profi-Fußballerinnen wie Alayah Pilgrim präsentieren die Host Cities der WEuro. Foto: Switzerland Tourism, Colin Frei

Zwei europäische Großereignisse, ein Millionenpublikum, Public Viewing, Programm in den Fan-Zonen, Konzerte, Partys und verlängerte Öffnungszeiten – die Schweiz kann sich in diesem Frühling und Sommer der internationalen Aufmerksamkeit sicher sein. Als Austragungsland des Eurovision Song Contests 2025 (10. bis 17. Mai) und der Uefa Women’s Euro 2025 (2. bis 27. Juli) übernimmt Deutschlands Nachbarland eine doppelte Gastgeberrolle.

Doch die Schweiz soll mehr sein als eine Bühne für Musik und Sport. Die Verantwortlichen beider Großevents haben sich der sozialen wie ökologischen Nachhaltigkeit angenommen, wollen zeigen, wie professionell Veranstaltungen dieser Ausmaße vor Ort aufgezogen werden, und neue Maßstäbe in Sachen Reichweite setzen.

Advertisement

Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2025 (kurz auch WEuro) soll laut des europäischen Fußballdachverbands Uefa zum bislang größten Frauenfußballturnier in Europa werden – mit 16 teilnehmenden Nationen, 31 Partien, acht Spielorten und über 720.000 zur Verfügung stehenden Plätzen in den Stadien. Bis Ende März wurden bereits über eine halbe Million Tickets verkauft. Noch dazu will die Uefa dieses Jahr das Rekordergebnis von 374 Millionen TV-Zuschauer:innen der EM von 2022 deutlich überbieten. Es sollen die 500 Millionen geknackt werden. Diesen Siegeszug des Frauenfußballs hätten vor einigen Jahrzehnten wohl die wenigsten Fußballverbände für denkbar gehalten. Inzwischen handelt es sich um die 14. Ausgabe des Women’s Euro-Turniers, das erstmalig 1984 stattfand und damals unter vier Teams (England, Dänemark, Italien und Schweden) ausgetragen wurde.

Video: Switzerland Tourism, Midpoint

Für die Schweiz im Ganzen, aber insbesondere für die acht Austragungsstädte (die sogenannten Host Cities), bedeutet die EM 2025 als eine der größten europäischen Frauensportveranstaltungen über Wochen hinweg internationale Beachtung. Eine solche wirtschaftliche Chance soll möglichst langfristige Strahlkraft entfalten. Darauf zielen diverse Bemühungen vieler Akteure ab: von Sportverbänden und -vereinen bis zu lokalem und überregionalem Tourismus und Eventbusiness.

Die acht Gastgeberstädte, ihre Stadien und Kontakte für Planer:innen

  • Basel Stadion: St. Jakob-Park Kontakt: Convention Bureau
  • Bern Stadion Wankdorf Kontakt: Bern Convention Bureau
  • Genf Stadion: Stade de Genève Kontakt: Geneva Tourism & Conventions Foundation
  • Luzern Stadion: Allmend Stadion Luzern Kontakt: Lucerne Convention Bureau
  • St.Gallen Stadion: Arena St.Gallen Kontakt: St.Gallen Convention Bureau
  • Sion Stadion: Stade de Tourbillon Kontakt: Sion Tourisme
  • Thun Stadion: Arena Thun Kontakt: Thun-Thunersee Tourismus
  • Zürich Stadion: Letzigrund Kontakt: Zurich Convention Bureau

Um das Fußballfieber zu schüren, setzten die Marketing-Maßnahmen an den Spielstätten und überregional frühzeitig ein. Die Bewerbung des Turniers bei der lokalen Bevölkerung erfolgte unter anderem im Herbst 2024 während der Publikumsmessen Foire du Valais in Martigny (Kanton Wallis), OLMA (St.Gallen) und im Frühling 2025 auf der BEA (Bern). Dabei ist das EM-Maskottchen Maddli häufig präsent, die Bernhardiner-Dame, die nach Madeleine Boll, der ersten lizenzierten Fußballspielerin der Schweiz, benannt wurde. Auch die internationale Tourismus- und Veranstaltungsbranche wurde entsprechend eingestimmt: Schweiz Tourismus und das Switzerland Convention und Incentive Bureau luden beispielsweise im März 2025 Event- und Tourismus-Profis an zwei Abenden zu Stadionbesuchen nach Hamburg und Frankfurt ein, anlässlich der Schweizer Roadshow „Grüezi Deutschland“. Auf der Seite von Schweiz Tourismus präsentieren Schweizer Fußballerinnen wie Ramona Bachmann und Alayah Pilgrim die acht Host Cities des Landes anhand von Bildern, Videos und persönlichen Tipps.

So feiern die Host Cities mit den Fans

Der Countdown bis zum Spielstart am 2. Juli wird vielerorts öffentlichkeitswirksam genutzt. In der Host City St.Gallen wurde 100 Tage vor Anpfiff ein Frauenfußball-Symposium im Stadion Kybunpark abgehalten, Kästen zur Gratisausleihe von Sportgeräten eingeweiht und über das Rahmenprogramm zur WEuro informiert. Die Stadt am Bodensee plant vom 2. bis zum 13. Juli (letzter Matchtag in St.Gallen) eine Fan-Zone in der Marktgasse mit Talkrunden, Musik, Verpflegung und sportlichen Aktivitäten. Zudem wird es offizielle Fanwalks zur Arena St.Gallen geben, wie am 4. Juli, wenn Deutschland dort auf Polen trifft. Auf dem Kornhausplatz, gegenüber des Hauptbahnhofs, können sich die Gäste im Willkommenszelt informieren. Flaggen werden Stadt und Hauptbahnhof schmücken und auch die Gewerbetreibenden sollen sich durch den Einsatz von Promo-Materialien entsprechend beteiligen.

Am Quai Gustave-Ador, Genf, soll für die EM ein Fan-Bereich inklusive Sportdorf entstehen. Foto: Geneva Tourism & Conventions Foundation

Kathrin Spiller, Market Manager Suisse & Allemagne bei Geneva Tourism & Conventions Foundation, berichtet von den EM-Vorbereitungen in der zweitgrößten Stadt der Schweiz: „Die Stadt Genf plant für die Fan-Zonen am Quai Gustave-Ador verschiedene Aktivitäten mit Sportlerinnen und Sportlern, unter anderem ein ‚Village du Sport‘. Das Sportdorf ist für alle offen und soll ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Feier des Frauensports sein.“ Darüber hinaus sind Fan-Bereiche rund um das Stade de Genève und am Plainpalais, tägliche Vorführungen, Musik und andere kulturelle Punkte geplant. Das Ausprobieren von Sportarten wie Freestyle-Fußball soll die sportliche Betätigung und Inklusion im Sport fördern. Um die hohen Standards des Wettbewerbs zu erfüllen und eine einladende Umgebung für das Publikum und die Bevölkerung zu realisieren, werde in die Modernisierung der Genfer Infrastruktur investiert. Und wie wird sich die Europameisterschaft auf den MICE- und Messebereich der Stadt auswirken? „Grundsätzlich sieht die Stiftung Genf Tourismus und Kongresse ein hohes Potenzial, mit der WEuro einmal mehr unter Beweis zu stellen, dass Genf ein idealer Ort für große wie auch kleine Events ist, wie gut unsere lokalen Akteure vernetzt sind und zusammenarbeiten, um eine hohe Erlebnisqualität zu schaffen“, so Spiller. In der Berner Innenstadt wird im Juli ebenso eine spezielle Fußball-Zone errichtet. Unter dem Schlagwort „Berner Ballzauber“ werden alle Spiele beim Public Viewing auf dem Bundesplatz übertragen, auf dem dann auch Essens- und Sponsoringstände sowie das größte Riesenrad der Schweiz stehen. Dazu kommen Konzerte regionaler Künstler:innen. Auf dem Unteren Waisenhausplatz gibt es ein breites Angebot aus Fußball-Pitch, Tribüne, Lounge-Bereich, Sportsbar und eine immersive Film-Show zur Geschichte des Frauenfußballs, die im begehbaren Kubus „Eckball“ präsentiert wird.

Die Berner Fan-Zone auf dem Bundesplatz in der Planungsphase. Foto: Berner Ballzauber, Stadt Bern

Die für ihre Kunstmesse Art Basel bekannte Kulturstadt am Rhein wird zum Hauptaustragungsort der EM. Das Eröffnungsspiel findet am 2. Juli 2025 im St. Jakob-Park statt, dem größten Schweizer Stadion (etwa 38.000 Sitzplätze). Hier werden die Gastgeberinnen aus der Schweiz auf Norwegen treffen und Deutschland am 8. Juli gegen Dänemark spielen. Das Finale ist für den 27. Juli 2025 ebenfalls im St. Jakob-Park in Basel angesetzt. Während dieses Zeitraums rechnet die EM-Stadt mit einer halben Million Besucher:innen in den Fan-Zonen auf dem Barfüsserplatz und Messeplatz. Organisiert werden Public Viewing auf der LED-Leinwand und kleineren Bildschirmen, Food Trucks und Bars, kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte vor allem von weiblichen Acts, Spiel- und Sportaktivitäten für jedes Alter. Die Sensibilisierung der Tourismus-Branche, des Handels und Gewerbes erfolgte über eine entsprechende Kampagne mit Informations- und Promotionsangeboten sowie ein Schulungsprogramm.

Basel rüstet sich für den ESC 2025

Bevor ab dem 2. Juli die Fußballwelle anrollt, kann sich Basel im Mai als Gastgeberstadt beim Eurovision Song Contest 2025 warmlaufen. Hauptveranstaltungsort für die neun Shows mit Publikum (darunter drei Live-Shows) wird die St. Jakobshalle sein. Am Finaltag entsteht im angrenzenden St. Jakobs-Park die „Arena Plus“ mit Public Viewing für bis zu 36.000 Menschen – durch gegenseitige Liveschaltungen soll dieser Bereich ebenso in die Hauptshow integriert werden.

„Der ESC ist eine einmalige Gelegenheit für Basel, sich als kreative, offene und internationale Stadt einem Millionenpublikum zu präsentieren. Wir gehen davon aus, dass dieses Momentum Basel über die Veranstaltungswoche hinaus positiv prägen wird – sowohl im Hinblick auf den Tourismus als auch auf die Wahrnehmung als Veranstaltungsort für internationale Events.“

Catherine Gritti, ESC-Mediensprecherin beim Kanton Basel-Stadt

Foto: Kanton Basel-Stadt, www.bs.ch/bilddatenbank

Weiteres Public Viewing, Sponsoren-Zone, Musikprogramm, Gastronomie, Wettbewerbe, Meet & Greets und andere Attraktionen verspricht das Eurovision Village, ohne dass dafür Eintritt verlangt wird. Diese offizielle Fan-Zone des Musikevents in Halle 1 der Messe Basel bietet Platz für 12.000 Besuchende. Partys mit DJs und ESC-Acts steigen für bis zu 3.000 Personen täglich von 23 Uhr bis in die frühen Morgenstunden im EuroClub, gegenüber vom Eurovision Village. Wichtige Anziehungspunkte für Fans sollen außerdem auf der Strecke vom Bahnhof SBB bis zum Badischen Bahnhof inklusive Kleinbasler Rheinbord (Eurovision Boulevard) und auf dem Barfüsserplatz (Eurovision Square) entstehen. „Aus wirtschaftlicher Sicht ist der ESC eine große Chance für Basel. Die Stadt erhält weltweite Aufmerksamkeit und kann ihr Image als wirtschaftlich und kulturell attraktive Destination weiter stärken“, berichtet Catherine Gritti, ESC-Mediensprecherin beim Kanton Basel-Stadt, im Interview. Laut Berechnungen der European Broadcasting Union (EBU), die den ESC-Musikwettbewerb ausrichtet, erreichte der ESC 2024 in Malmö mit allen Inhalten 163 Millionen TV-Zuschauer:innen und über 81 Millionen YouTube-User:innen. Das würde einem Anzeigenwert von 805 Millionen Euro entsprechen, so EBU. Eine unabhängige Analyse der Universität Liverpool kam zu dem Schluss, dass der Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool Einnahmen von 54 Millionen britischen Pfund (etwa 63 Millionen Euro) erbrachte – in Bereichen wie Hotellerie und Gastronomie. Rund 500.000 Gäste reisten eigens für den ESC in den Norden Englands.

Foto: Magali Lähns

„Die größte Herausforderung liegt wahrscheinlich im beachtlichen Zeitdruck“

Catherine Gritti, ESC-Mediensprecherin beim Kanton Basel-Stadt, berichtet, wie sich die Stadt auf den Eurovision Song Contest 2025 vorbereitet, welche infrastrukturellen und sicherheitsrelevanten Maßnahmen geplant sind – und warum der internationale Musikwettbewerb auch langfristig Impulse für Gesellschaft, Tourismus und Nachhaltigkeit setzen könnte.

Hier geht es zum Interview

Was darf ein Millionenpublikum kosten?

Vor der medialen Aufmerksamkeit und den Einnahmen muss jedoch in diese außerordentlichen Ereignisse investiert werden. Basel gab bekannt, dass das gesamte Budget für den Eurovision Song Contest, einschließlich der Side-Events, 35 Millionen Schweizer Franken (circa 37,6 Millionen Euro) betrage – bewilligt vom Großen Rat der Stadt. Bezüglich des Frauenfußballs sorgte die Finanzierung im Vorfeld für erhitzte Gemüter. Die Schweizer Regierung wollte statt der zunächst geplanten 15 Millionen Schweizer Franken (etwa 16 Millionen Euro) lediglich vier Millionen Franken (rund 4,3 Millionen Euro) in die Frauen-EM investieren. Zum Vergleich: 80 Millionen Franken (heute circa 86 Millionen Euro) hatte es 2008 vonseiten der Regierung für die Europameisterschaft der Männer gegeben, die die Schweiz gemeinsam mit Österreich ausrichtete. Nach großen Protesten von Fußballfans und Verantwortlichen lenkte der Bundesrat im Dezember 2024 ein und erhöhte die Mittel wieder auf die geforderten 15 Millionen. Die Gelder sollen Schweiz Tourismus, Sportfördermaßnahmen und dem öffentlichen Verkehr zugutekommen, der Ticketinhaber:innen zum Teil kostenfrei zur Verfügung stehen wird. Hat das sportliche Großevent mit diesen aufgestockten Zuschüssen bereits einen wichtigen Sieg in der Schlacht um die Gleichberechtigung erzielt?

Die Massen bewegen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln

Verkaufsoffene Sonntage, verlängerte Öffnungszeiten für die Gastronomie in Innen- und Außenbereichen und Sonderregelungen für Public Viewing sorgen für zusätzliche Attraktivität der Schweizer Events ESC und WEuro. Auch bezüglich der Anreise kommen Basel und die anderen Host Cities ihren Gästen entgegen und setzen sich damit im Sinn der ESG-Strategien für ökologische Nachhaltigkeit ein. ESC-Ticketinhaber:innen (St. Jakobshalle, Arena Plus und EuroClub) können im Veranstaltungszeitraum die öffentlichen Verkehrsmittel zum Teil kostenlos bzw. vergünstigt nutzen. Busse, Trams und Shuttlezüge sollen die Besucher:innen nach den Veranstaltungen bis in die frühen Morgenstunden zurückbringen. „Wir empfehlen allen Gästen, mit dem ÖV anzureisen“, meint Catherine Gritti. Die Tickets der Frauen-EM schließen ebenfalls die kostenlose Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb der Schweiz ein. Dies gilt für die Hin- und Rückfahrt am Spieltag in der zweiten Klasse von jedem Ort der Schweiz aus bis zum Spielort. Auf diese Weise können Besuche der EM-Spiele besser mit Unternehmungen in anderen Gebieten der Schweiz verbunden werden, beispielsweise um die vielfältigen Landschaften zu erkunden. Gäste und Planer:innen erhalten dadurch größere Flexibilität für die Auswahl der Unterkünfte, vor allem, falls die Kapazitäten an den Spielorten selbst im Juli knapp werden sollten.

Die englische Frauenfußball-Mannschaft kommt im Zürcher Dolder Grand unter. Foto: Philippe Hubler

Fußballbegeisterte Reisende steigen je nach Verfügbarkeit in den Hotels der EM-Mannschaften ab, um gefühlt näher am Geschehen zu sein. Die deutsche Nationalmannschaft wird für die Vorbereitung und EM-Spielzeit im Zürcher 5-Sterne-Hotel Five unterkommen und sich am 12. Juli im Stadion Letzigrund mit Schweden messen. Nicht weit entfernt beziehen die englischen Fußballerinnen das Dolder Grand - City and Spa Resort Zurich. Die Schweizerinnen residieren im Hotel Seepark, die Isländerinnen im Parkhotel Gunten (3 Sterne) und die niederländische Mannschaft im Belvédère Strandhotel in Spiez, alle drei in der Region Thun. Ob zur EM oder zu einem anderen Zeitpunkt: Es lohnt sich generell für die Eventplanung und/oder Bleisure Travel in der Schweiz, die Angebote des öffentlichen Verkehrs im Blick zu haben. Darunter ist der Swiss Travel Pass, den nur Auswärtige erwerben können. In über 90 Städten lassen sich dadurch das Netz der Bahn-, Bus- und Schifffahrt sowie Premium-Panoramazüge günstiger nutzen. Zudem gibt es freien Eintritt in über 500 Museen und Ermäßigungen auf Bergbahnen.

Sport als gesellschaftlicher Katalysator

Nicht nur die Sponsoringverträge in Millionenhöhe verdeutlichen, dass verschiedene Interessengruppen hinter der Frauen-EM stehen und die Rolle des Schweizer Frauenfußballs weiter stärken wollen. Dafür hat der Schweizerische Fußballverband (SFV) im Juni 2024 seine Legacy-Strategie für Nachhaltigkeit und Stärkung des regionalen Frauenfußballs unter dem Motto „Here to stay“ vorgestellt. Bis Ende 2027 läuft das Projekt, das konkrete Entwicklungsmaßnahmen im Breiten- und Elitefußball sowie strukturelle Veränderungen umfasst.

Ziele des Legacy-Projektes „Here to stay“:

  • Verdoppelung der Zahl der Mädchen und Frauen, die in der Schweiz Fußball spielen, von 40.000 auf 80.000
  • Verdoppelung der Zahl der Frauen, die im Fußball als Trainerinnen, Schiedsrichterinnen und Offizielle tätig sind, von 2.500 auf 5.000
  • Verdoppelung der Zahl der Personen, welche die AXA Women’s Super League verfolgen, das heißt: Zuschauer:innen in den Stadien, zu Hause oder online sowie Follower:innen in den sozialen Medien
  • Verdoppelung der Anzahl der Frauen in Führungspositionen im Schweizer Fußball
  • Gewährleistung, dass sich Schweizer Frauennationalteams regelmäßig für internationale Endrunden qualifizieren

Für ein wirksames Vermächtnis haben sich zum Beispiel die Host Cities Bern und Thun sowie der regionale Fußballverband Bern/Jura FVBJ und der Kanton Bern zusammengetan und eine gemeinsame regionale Strategie erstellt. „Die Region Bern nimmt hier in Bezug auf die Zusammenarbeit der regionalen Akteur:innen eine Vorbildrolle ein“, betont Reto Nause, Berner Gemeinderat und Vorsitzender des Steuerungsausschusses der Host Cities Bern und Thun. Zu den konkreten Maßnahmen gehören unter anderem die Sanierung von Rasenflächen, neue Trainingsfelder für den Breitensport, die genderneutrale Nutzung von Garderobeneinrichtungen und Bewegungsförderung speziell für Mädchen. In Zürich widmet sich die Kampagne „Her Game“ spielenden Frauen und Mädchen aus der Region. Sichtbarkeit, Begeisterung, Bewusstsein, Engagement und Aufmerksamkeit zählen zu den Säulen der Aktion. Daran haben sich 45 Kulturinstitutionen aus Stadt und Kanton angeschlossen, um unter dem Titel „Her Game Culture“ von Mai bis Juli ein umfangreiches Rahmenprogramm zu bieten, das Fankulturen, Genderrollen im Sport und Gleichstellung thematisieren will. Neben der Chancengleichheit steht die Sportveranstaltung für weitere Werte ein: Bereits für die Männer-EM 2024 setzte die Uefa eine Menschenrechtsinitiative auf, die nun fortgeführt wird. Ein eigens dafür gegründeter Menschenrechtsrat (das „human rights advisory board“) soll ein inklusives und nachhaltiges Turnier im Einklang mit den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte garantieren. Dies umfasst beispielsweise Antidiskriminierung, Geschlechtergerechtigkeit, Kinderschutz und Barrierefreiheit. Im März 2025 wurde von den Verantwortlichen der Frauen-EM deshalb eine Menschenrechtserklärung unterzeichnet, nachdem die ESG-Strategie des sportlichen Großevents bereits im Oktober 2024 veröffentlicht wurde.

„The Uefa Women’s EURO represents the pinnacle of European football. The unprecedented growth of the women’s game is driven by our strategic vision to make football the most played team sport for women and girls across the continent. We are also deeply committed to working collaboratively to promote and uphold human rights at our flagship events.”

Theodore Theodoridis, Uefa-Generalsekretär, anlässlich der Unterzeichnung der Menschenrechtserklärung im März 2025

Mit einer Orientierung an klaren Werten und konkreten Maßnahmen wie im Bereich Mobilität und Gleichstellung werden Großevents wie der ESC und die WEuro ganzheitlich gedacht. Die Schweizer Konzertbühnen, Stadien und Fan-Zonen könnten dementsprechend im Mai und Juli 2025 zu Erlebnisräumen werden, die nachhaltige Ansätze ebenso fördern wie kulturelle Begegnungen und ein sinnstiftendes Vermächtnis.

Mirjam Blake

Share this article

eMag bestellen