Virtual und Augmented Reality

Kosten und Nutzen prüfen

Foto: Katrin Taepke

Gerade mit Blick auf die Entwicklungen rund um das Metaverse gewinnen die Begriffe Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) an Bedeutung. Doch was verbirgt sich dahinter und wann ist der Einsatz dieser Technologien auf Live-Events sinnvoll und wie können VR und AR virtuelle Events ergänzen?

Unter Virtual Reality versteht man eine computergenerierte Umgebung, die der Nutzer als Realität wahrnimmt. Diese virtuelle Realität können wir zum Beispiel durch VR-Brillen, dank 360-Grad-Kameras oder mittlerweile auch mittels Browser auf einem Rechner erleben. Die Technik, die solche Erlebnisse möglich macht, gibt es in unterschiedlichen Stufen und Preisklassen: ● VR-Brille plus eigenes Smartphone, ● VR-Headset aus Pappe, ● VR-Headset aus Kunststoff, ● “All-in-One”-VR-Brille ● sowie das browserbasierte Erlebnis. In den VR-Welten können die Besucher in den meisten Fällen entweder 3D-Simulationen oder 360-Grad-Fotowelten erleben.

Beispiele für den Einsatz von Virtual Reality

360-Grad-Videos sind vor allem dann sinnvoll und finden ihren Einsatz, wenn es die Welt, die virtuell abgebildet werden soll, in der Realität bereits gibt. D.h. Sie digitalisieren Ihre Eventlocation, Ihre Werkshalle oder Ihren Messestand und bringen ihn so zu Besuchern, die sie vor Ort nicht besuchen. 3D-Simulationen sind vor allem dann nützlich, wenn Sie etwas kreieren, das es vorher noch nicht gab, nicht mehr gibt oder was auch gar nicht gebaut werden soll. Eine Eventlocation, die gerade im Bau ist und bereits heute vermarktet werden soll, wäre ein Einsatzbeispiel für eine 3D-Simulation. Ebenso können Sie eine 3D-Animation nutzen, um basierend auf dieser eine Location oder einen Messestand in der Realität zu bauen. Planungsänderungen können im digitalen Modell jederzeit und vor allem kostengünstig vorgenommen werden und so wird das optimierte Modell gebaut, statt nach dem Bau nachträglich kostenintensive Änderungen vorzunehmen. Wer jedoch die eigene, bereits existierende Location vermarkten möchte, ist mit einer virtuellen Welt aus 360-Grad-Videos oder Fotowelten häufig deutlich günstiger dabei. Kurzum, Virtual Reality finden Sie beispielsweise:

  • bei der Vermarktung einer zukünftigen Eventlocation,
  • bei der Planung eines Messestandes,
  • bei der Planung für die künftige Ausstattung eines Raumes oder einer Bühne, beim Bau oder der Planung eines erklärungs- und bauintensiven Projekts, z.B. eine Stromtrasse durch Deutschland und deren Öffentlichkeitsarbeit dafür, bei der Durchführung von Konzerten im Metaverse,
  • oder bei der Visualisierung von Gebäuden, die nicht mehr existieren, aber erlebbar gemacht werden sollen, z.B. der Himmelsburg in Thüringen

Virtuelles Messemodell – VR-Anwendung

Augmented Reality – das ist AR

Unter Augmented Reality, kurz AR, versteht man die Erweiterung der Realität um digitale Objekte, beispielsweise um Informationen oder Bilder. Wer AR erleben will, benötigt hierfür lediglich ein Smartphone oder ein Tablet mit Kamera und die zur Anwendung passende App. Die Kamera im Gerät erkennt das reale Objekt und die Software fügt die weiteren digitalen Objekte hinzu. So können Sie realen Objekten zahlreiche Informationen auf sehr schnelle und userfreundliche Art und Weise hinzufügen. Ein sehr bekanntes Anwendungsbeispiel für Augmented Reality ist das Spiel „Pokémon go“.

Beispiele für den Einsatz von Augmented Reality

Mittlerweile finden wir viele Anwendungsbeispiele für AR im Handel, in der Industrie oder auf Messen und Events. Händler statten ihre Schaufenster mit AR aus und bieten Passanten so mehr Informationen zu den gezeigten Waren und Produkten. Sie zeigen das Produkt im Einsatz, fügen einen Rabattcode hinzu oder gehen auf deren Produktion und Herkunft ein. Ähnlich lässt sich auch ein Onlineshop um AR ergänzen, wie beispielsweise der Fashionshop About You kürzlich zeigte. Besonders eindrucksvoll haben die Nutzung von AR ebenfalls vor Kurzem die Marken FREE NOW, essence oder NIKIN auf Snapchat vorgemacht und bewiesen. So erstellte NIKIN zusammen mit Snapchat eine AR-Anwendung, dank derer die User auf Snapchat einige Kleidungsstücke spielerisch anprobieren und diese Momente mit ihrer Familie und ihren Freunden teilen konnten. Mit einem einzigen Klick konnten sie anschließend in den NIKIN-Onlineshop wechseln und dort direkt ihre Lieblingsprodukte kaufen. Das Ergebnis der Kampagne gab den Produzenten recht: Sie konnten einen um 30 Prozent höheren ROI auf der Plattform erzielen. Ebenso kann eine AR-Anwendung im Lebensmittel-Einzelhandel sinnstiftend sein, wenn sie zu dem Produkt auch gleich passende Rezepte und Serviervorschläge anzeigt. Auch in der Lagerhaltung kann AR sinnvoll eingesetzt werden und beispielsweise den Vertrieblern, die gerade im Außendienst unterwegs sind, anzeigen, wie die eigenen Lagerräume mit dem ein oder anderen Produkt gefüllt sind. Natürlich könnte das auch eine klassische Software für Lagerhaltung erledigen. AR jedoch macht es anschaulicher. Ebenfalls finden sich in der Automobilbranche Beispiele für den Einsatz von Augmented Reality. Beispielsweise sollen Head-up-Displays den Blick des Fahrers weniger von der Straße ablenken und ihm zusätzliche Informationen wie Geschwindigkeit oder Routenverläufe einblenden. Auf Veranstaltungen bringen AR-Anwendungen beispielsweise Fans und Stars auf einem gemeinsamen Foto zusammen, zum Beispiel beim KTM Motohall Museum in Mattighofen.

Extended Reality und deren Einsatz auf Events

Unter Extended Reality, kurz XR, versteht man immersiven Technologien dank derer Ihre Eventbesucher vollständig in eine virtuelle Welt eintauchen können. XR ermöglicht die Kombination von virtuellen und realen Umgebungen. So können Sie digitale und reale Objekte gleichzeitig präsentieren oder reale Objekte in virtuellen Szenen einbauen. Diese Kombination erzeugt realitätsnahen Content, der nun nicht mehr durch physikalische Gesetze, Bau- oder Sicherheitsvorschriften der realen Welt eingeschränkt wird. Dank dieser Technologie werden vor allem virtuelle Präsentationen und Events immersiver und damit fesselnder für den Besucher.

Grenzen beim Einsatz von VR und AR

Wer VR oder AR einsetzen will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die User dieser Technologie eine entsprechende App, eine passende VR-Brille oder einen leistungsstarken Rechner benötigen. Gerade die für VR entwickelten Brillen, die über ein Pappmodell hinausgehen, sind noch recht selten bei den Anwendern verbreitet und zum Teil relativ teuer. Wer auf seinen Messen und Events eine VR-Anwendung präsentieren will, sollte also eine ausreichende Zahl von VR-Brillen bereithalten und in Zeiten von Corona auch ein entsprechendes Hygienekonzept vorsehen. Darüber hinaus ist die Entwicklung von wirklich ansprechenden virtuellen Welten heute noch relativ preisintensiv. Eventveranstalter, die begeisternde virtuelle Landschaften kreieren - wie zum Beispiel das Tomorrowland – haben dafür Millionen ausgegeben und durch den Verkauf von Tickets und Sponsoringeinnahmen die schwarze Null nicht erreicht. Allerdings drängen immer mehr Anbieter auf den Markt und der Anspruch an die Gestaltung der virtuellen Welten oder der digitalen Erweiterung eines Produktes ist sehr unterschiedlich. So kann es durchaus sein, dass Sie für Ihr Event oder Ihr Produkt eine passende Lösung auf dem Markt bereits heute finden – zu durchaus erschwinglichen Preisen.

Sinn und Unsinn von VR und AR

Wie sinnvoll VR- und AR-Anwendungen auf Veranstaltungen sind, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Während die Befürworter dieser Applikationen von ganz neuen Präsentationsmöglichkeiten und Erlebnissen schwärmen, betonen Skeptiker eher den Sinn von Gesprächen in der realen Welt, auf realen Messen von Angesicht zu Angesicht. Befürworter von AR- und VR-Anwendungen auf und für Events heben unter anderem die neuen, spielerischen Möglichkeiten, mit denen sie ganz neue Zielgruppen anziehen können, hervor. Vor allem das jüngere Publikum ist bereits mit solchen Anwendungen vertraut und erwartet sie in der ein oder anderen Weise auch auf Veranstaltungen. Wenn nicht heute, dann zumindest in der Zukunft, d.h. sobald sie ins Berufsleben eintreten. Kritiker von AR oder VR auf Live-Veranstaltungen führen vor allem dieses Argument ins Feld: Messe- und Eventbesucher reisen häufig viele Kilometer zur Messe und zu Ihrem Stand. Wer dies auf sich nimmt, will Ihre Angebote live erfahren und mit Ihnen persönlich sprechen. Wer auf Live-Veranstaltungen auf AR oder VR setzt, kreiert einen Medienbruch, der vorher gar nicht da war und verschließt Informationen vor seinen Besuchern. Darüber hinaus lässt die Qualität der digitalen Objekte in einer AR-App heute oftmals noch zu wünschen übrig. Während in Videospiele immense Beträge investiert werden können, da zahlreiche Nutzer dies über die Einnahmen refinanzieren, lohnt sich die Entwicklung einer Hochglanz-App für wenige Besucher und damit für den Anbieter der AR-Anwendung kaum. Beeindrucken können Sie Ihr Fachpublikum mit so einer Qualität nur schwer.

Fazit

Der Einsatz von VR oder AR lohnt sich vor allem dann, wenn Sie Ihre Zielgruppe kennen und etwas bieten, was anders kaum oder nur mit vielen Abstrichen erlebbar wäre. Prüfen Sie vor dem Einsatz von VR oder AR unbedingt Kosten und Nutzen und denken Sie stets daran, dass Ihre Zielgruppe gerade auf Live-Events zu Ihnen kommt, weil sie mit Ihnen persönlich sprechen möchte. Daher sind VR- und AR-Anwendungen vor allem als Ergänzung zu persönlichen Gesprächen interessant, ersetzen sollten sie sie nicht.

Katrin Taepke

Foto: Katrin Taepke

Katrin Taepke Katrin Taepke ist Veranstaltungsprofi und Bloggerin und betreibt den Blog MICEstens digital. Auslöser war ihre Suche nach einem Tool für das Teilnehmermanagement. Taepke sieht sich viele Lösungen an, spricht mit vielen Anbietern, lernt viel – und investiert viel Zeit. Sie unterstützt andere Eventplaner, entweder im direkten Austausch oder über Blogbeiträge auf anderen Webseiten und hat eigene Webseite www.micestens-digital.de. Dort schreibt sie über Tools für Teilnehmermanagement, für digitalisierte Prozesse rund ums Eventmanagement, für interaktive Eventformate oder virtuelle Events.

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