Convention Bureaus
Growing Green Cities
Die „Green Bridge Düsseldorf“ ist ein Initiativentwurf für die Theodor-Heuss-Brücke von RKW Architektur + und JLL. Das Konzept verbannt den Autoverkehr in eine vierspurige Röhre und macht Platz für einen Landschaftspark. Das Bauwerk bietet Wohnraum, ein Hotel und Büros. Die ‚Green Bridge Düsseldorf‘ ist nachhaltig konzipiert und enthält in ihrem Mittelteil Windturbinen und Photovoltaikanlagen. Foto: Entwurf von RKW Architektur, Visualisierung von formtool
Die „Green Bridge Düsseldorf“ ist ein Initiativentwurf für die Theodor-Heuss-Brücke von RKW Architektur + und JLL. Das Konzept verbannt den Autoverkehr in eine vierspurige Röhre und macht Platz für einen Landschaftspark. Das Bauwerk bietet Wohnraum, ein Hotel und Büros. Die ‚Green Bridge Düsseldorf‘ ist nachhaltig konzipiert und enthält in ihrem Mittelteil Windturbinen und Photovoltaikanlagen. Foto: Entwurf von RKW Architektur, Visualisierung von formtool
Zwei Drittel aller Menschen werden Mitte dieses Jahrhunderts in Städten wohnen. Die Frage ist: Wie schaffen wir den Weg zu einem öko-sozialen urbanen Wandel? Und welche Rolle spielen dabei Destination Management Organisations und Convention Bureaus – sind sie Schrittmacher oder Mitläufer?
Die Fakten sind eindeutig: Die Zeit zum Handeln ist gekommen, befinden die Wissenschaftler des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) in ihrem letzten Report. Der Weltklimarat geht davon aus, dass sich die Emissionen bis 2030 halbieren lassen. Ohne sofortige und tiefgreifende Emissionssenkungen in allen Sektoren sei eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C jedoch nicht zu erreichen. „Wir befinden uns an einem Scheideweg. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können eine lebenswerte Zukunft sichern“, verdeutlicht der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee. „Wir haben die Instrumente und das Know-how, um die Erderwärmung zu begrenzen.“ Die Erwärmung der Erde bringt den Klimawandel mit sich, für ihre Bewohner Risiken für die Infrastruktur, sei es durch extreme Temperaturen, starke Niederschläge, Dürreperioden oder Stürme. Erforderlich sind zusätzliche Anpassungen bei Betrieb und Ausbau der Infrastruktur. Erst recht, da bis 2050 zwei Drittel aller Menschen in Städten wohnen werden. Wege zu einem öko-sozialen urbanen Wandel will die interaktive Ausstellung „Grün Stadt Grau – Nachhaltige StadtLandschaften“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) aufzeigen. Seit 2. Mai 2022 zeigen im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück fünf Stationen Lösungen und Beispiele für sauberes Wasser und ein gesundes Stadtklima, für erneuerbare Energie und eine intelligente Energieinfrastruktur, für eine emissionsarme Mobilität sowie für Wohnen und Arbeiten in lebenswerter Umgebung. Ein virtueller Rundgang ist geplant.
Ein Thema, mit dem sich auch der Deutsche Stadtmarketingtag 2022 zum Motto „Urban Fiction – Denkanstöße für die Stadt im 21. Jahrhundert“ befasst und Lösungen betrachtet hat, die gerade in deutschen Städten ausprobiert werden. Das Fazit der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland ist: Städte müssen Reallabore werden und Bewohner wie Besucher einbinden. Dazu schreibt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, in seinem Gastbeitrag zur klimafreundlichen Zukunftsstadt im Polis-Magazin: „Um die Zukunft der Städte zu gestalten, brauchen wir Experimentierfreude und Ideen. Wir brauchen Gestaltungsspielraum vor Ort. Wir brauchen Veränderung.“
Ideen gesucht: Der „Smart City Event Incubator“
Mit dem Smart City Event Incubator (SCEI) fördert die Victoria – Internationale Hochschule Gründungsideen und Geschäftsmodelle, die Lösungen für gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Probleme der Veranstaltungswirtschaft bieten und dazu beitragen, Städte lebenswerter zu gestalten. Im Fokus stehen Tech- und Software-as-a-Service-Start-ups.
Bis zum 3. Juni 2022 können sich Gründer*innen bewerben, die eine innovative wissens- und technologiebasierte Unternehmensgründung in Berlin planen. Gefördert werden die Teams mit einem Stipendium, mit Expertenwissen sowie der räumlichen und technischen Infrastruktur. Dazu, dass das GCB German Convention Bureau Projektpartner ist, sagt Geschäftsführer Matthias Schultze: „Projekte wie der Smart City Event Incubator treiben Innovationen an den entscheidenden Schnittstellen von Digitalisierung und Nachhaltigkeit voran und tragen so zu einer erfolgreichen Zukunft des Tagungsstandorts Deutschland bei.“
Wer geht ins Lead?
„Wenn überhaupt, dann hat die Pandemie gezeigt, dass es notwendig ist, Reisen und Tourismus wieder mit den Bedürfnissen und Wünschen der lokalen Lebensräume zu verbinden, aber auch mit den großen globalen Agenden, bei denen der Tourismus das Potenzial hat, einen positiven Unterschied zu machen“, meint Flavie de Bueil-Baudot, COO von City Destinations Alliance (vorher European Cities Marketing). Für Destination Management Organizations (DMO) gehe es nicht mehr nur darum, den Tourismus zu fördern, sondern dies mit Sinn und Zweck, für Menschen und den Planeten zu tun. Für de Bueil-Baudot ist es an der Zeit, neue Erzählungen, neue Partnerschaften und einen neuen Weg für den Städtetourismus zu entwickeln und die großen Fragen zu stellen: „Wie kann der Tourismus dazu beitragen, die Welt zu verbessern, und wie können wir als DMOs Katalysatoren für den Wandel sein?“ Auf dieser Frage hat das zweitägige Programm der International Conference & General Assembly 2022 in Hamburg aufgebaut.
“The reason to be for DMOs is no longer just to grow tourism, but to do so with purpose, people and planet. Therefore, it is time to create new narratives, new partnerships and a new trajectory for urban tourism. It is time to ask the big questions: how can tourism help fix the world, and how can we as DMOs be catalysts for change?”
Flavie de Bueil-Baudot, COO von City Destinations Alliance
Foto: City DNA
Foto: City DNA
“The reason to be for DMOs is no longer just to grow tourism, but to do so with purpose, people and planet. Therefore, it is time to create new narratives, new partnerships and a new trajectory for urban tourism. It is time to ask the big questions: how can tourism help fix the world, and how can we as DMOs be catalysts for change?”
Flavie de Bueil-Baudot, COO von City Destinations Alliance
Ein Höhepunkt ist die dynamische Debatte am 31. März 2022 im „Gerichtssaal“ des Le Meridien Hamburg gewesen. Verhandelt worden ist der Fall „Sustainability on trial“ mit Richter Guy Bigwood, Managing Director & Chief Change Maker bei Global Destination Sustainable Movement, und einer Handvoll Anwälten wie Petra Stušek, Präsidentin der City Destinations Alliance und CEO bei Ljubljana Tourism. Die strittige Frage ist: Sind Destination Management Organizations (DMO) in der Verantwortung, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Interessengruppen zu bewegen, ihre Destination nachhaltiger zu gestalten? Oder liegt die Verantwortung bei der Stadt – und DMOs sind lediglich für die Vermarktung der Destination zuständig? Da es keine öffentliche Gerichtsverhandlung gewesen ist, bleibt das Urteil im Saal.
Eine dynamische Debatte im Gerichtssaal der Jahreskonferenz der City Destinations Alliance: Wer ist dafür verantwortlich, Maßnahmen zu ergreifen und Reiseziele nachhaltiger zu gestalten?
Agents of Sustainability
Richter Guy Bigwood ist hierbei nicht „unbefangen“. Als Gründer und Geschäftsführer von Global Destination Sustainable Movement plädiert er seit Jahren dafür, dass Destination Management Organizations und Convention Bureaus bei Nachhaltigkeit ins Lead gehen. Er weiß, dass die Corona-Pandemie und der zunehmende öffentliche und politische Fokus auf Gleichberechtigung, Vielfalt und Klimawandel einen massiven Einfluss auf die Reiseziele haben. Sein Global-Destination-Sustainable-Index ist ein Programm zur Leistungsverbesserung, um Business Travel und Tourismus nachhaltiger zu machen. Bewertet werden vier Schlüsselbereiche: Umweltstrategie und -infrastruktur, Leistung im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit, Unterstützung von Zulieferern sowie Strategien und Initiativen der Destination Management Organizations. Mittlerweile haben sich 73 Destinationen angeschlossen.
Global Destination Sustainable-Index 2021
1. Gothenburg 88,95 % 2. Copenhagen 85,08 % 3. Aarhus 82,47 % 4. Glasgow 82,35 % 5. Reykjavik 80,32 %
6. Tirol 80,21 % 7. Lyon 79,54% 8. Zürich 78,63% 9. Bordeaux 78,35% 10. Aalborg 76,7%
Im Ranking der Global Destination Sustainable des Global Destination Sustainable Movement steht Göteborg 2021 auf Platz eins – und das zum fünften Mal.
Global Destination Sustainable-Index 2021
1. Gothenburg 88,95 % 2. Copenhagen 85,08 % 3. Aarhus 82,47 % 4. Glasgow 82,35 % 5. Reykjavik 80,32 %
6. Tirol 80,21 % 7. Lyon 79,54% 8. Zürich 78,63% 9. Bordeaux 78,35% 10. Aalborg 76,7%
Im Ranking der Global Destination Sustainable des Global Destination Sustainable Movement steht Göteborg 2021 auf Platz eins – und das zum fünften Mal.
Bigwood beoachtet im GDS-Index 2021 eine Welle von neuen Strategien für nachhaltige Reiseziele und positiven Maßnahmen, in denen Destination Management Organizations sich dafür einsetzten, ihre Einwohner besser einzubinden und gemeinsam mit ihren Stakeholdern neue Visionen zu entwickeln. „Das Jahr 2021 wird als Wendepunkt anerkannt werden, nicht nur in Bezug auf verstärkte Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit, sondern auch als das Jahr, in dem regeneratives Denken in größerem Umfang in das Destinationsmanagement einzog“, meint Bigwood. Für ihn ist es das Jahr, in dem das Destinationsmanagement wirklich Vorrang vor dem Destinationsmarketing habe.
Advertisement
Diese neue Rolle ist ein Grund für die Namensänderung und Neupositionierung für den Fachverband European Cities Marketing (ECM) gewesen, der seit April als City Destinations Alliance (City DNA) firmiert. Wie ernsthaft sich die City Destinations Alliance mit Nachhaltigkeit und den 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (UN) befasst, zeigt die Einladung von Jakob Trollbäck als Speaker auf der Jahreskonferenz. Der Gründer von „The New Division“ ist Schöpfer der ikonischen grafischen Sprache für die 17 SDGs der Vereinten Nationen. In seinem bemerkenswerten Vortrag widmet er sich der Macht von Design und Kommunikation und deren Vereinfachung – und dem Abstimmprozess mit den Vereinten Nationen: Denn die 17 SDGs sollten auf der ganzen Welt erkennbar und verständlich sein und regionale, kulturelle und sprachliche Barrieren überwinden. Das gelingt ihm: Seine Symbole sind Teil unseres kollektiven Bewusstseins.
Foto: United Nations
11 Sustainable Cities and Communities
Die 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen widmen sich in Ziel 11 Nachhaltigen Städten und Gemeinden
SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden
Die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen bieten ihrerseits als Indikatoren eine Grundlage für ein wirkungsorientiertes Nachhaltigkeitsmanagement von Städten, Kreisen und Gemeinden. Die „SDG-Indikatoren für Kommunen“ sind Kennzahlen zur Überprüfung von Nachhaltigkeitsentwicklungen, die sich an der Agenda 2030 orientieren. Sie helfen Städten, eine Bestandsaufnahme zu machen, Handlungsbedarfe zu identifizieren oder auch ein Nachhaltigkeitsmanagement zu initiieren. Initiator der SDG-Indikatoren ist der Deutsche Städtetag, Unterstützer sind die Bertelsmann Stiftung, das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, das Deutsche Institut für Urbanistik und die deutsche Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas. Einen einfachen Einstieg bietet das SDG-Portal. Hier lässt sich online einsehen, wie es in ausgewählten Städten mit mehr als 5.000 Einwohnern um die Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals und 56 Indikatoren zu deren Erreichung steht. Ein Beispiel ist Stuttgart. Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist Pilotkommune bei der Erprobung der SDG-Indikatoren und erhält auch dafür den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden 2022. In der Begründung heißt es außerdem: Stuttgart verfolgt seit Ende 2019 mit dem Aktionsprogramm „Weltklima in Not – Stuttgart handelt“ fortschrittliche Klimaschutzmaßnahmen. Hervorzuheben sind der grundsätzliche Bau städtischer Gebäude im Plusenergie-Standard, die Verwendung eines Stuttgarter CO2-Preises für Wirtschaftlichkeitsberechnungen und eine umfangreiche städtische Förderlandschaft zu Energie und Klimaschutz. Stuttgart überwacht den Fortschritt jährlich mit einem Treibhausgas-Reduktionspfad auf Basis des 1,5-Grad-Ziels von Paris.
SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden
Foto: DNP 2021, Christian Koester
Großstädte 2022
• Stuttgart (Sieger) • Bottrop (Finalist) • Göttingen (Finalist)
Städte mittlerer Größe 2022
• Geestland (Sieger) • Kirchheim unter Teck (Finalist) • Neukirchen-Vluyn (Finalist)
Kleinstädte und Gemeinden 2022
• Fuchstal (Sieger) • Ascha (Finalist) • Oberelsbach (Finalist) • Flecken Steyerberg (Finalist)
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden zeichnet Vorreiter der kommunalen Nachhaltigkeit aus. Prämiert werden Kommunen, die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten eine umfassende, nachhaltige Stadtentwicklung betreiben und in den wichtigen Themenfeldern der Verwaltung erfolgreiche Nachhaltigkeitsprojekte realisiert haben. Die Auszeichnung ist eine Initiative der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, kommunalen Spitzenverbänden, der Allianz Umweltstiftung, der Bertelsmann Stiftung, Wirtschaftsvereinigungen, Forschungseinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewinnt die Landeshauptstadt Stuttgart an Attraktivität für Eventplaner, ist das Stuttgart Convention Bureau überzeugt. Nachhaltigkeit haben die Stuttgarter seit zehn Jahren im Fokus. Passend zum Motto der IMEX 2022: „Wir wollen nicht nur Zukunft denken, sondern Zukunft machen“ und dem Generalthema Natur präsentiert das Stuttgart Convention Bureau seine zertifizierten Locations und nachhaltige Angebote. Beispiele sind die klimaneutrale Messe Stuttgart und ihr ICS Internationales Congresscenter Stuttgart oder das Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle mit seiner Green-Events-Checkliste. Karina Grützner, Leiterin des Stuttgart Convention Bureau, weiß: „Bedingt durch die Ereignisse der letzten zwei Jahre haben sich Prioritäten verändert. Bei der Begegnung von Menschen im Rahmen von Kongressen und Events hat Nachhaltigkeit durch die starke Verbindung zum persönlichen Wellbeing noch stärker an Bedeutung gewonnen. Und insbesondere Ressourcen zu schonen, hat bei den stark steigenden Energiekosten aktuell oberste Priorität.“