Vielfalt auf Veranstaltungen

Perspektivwechsel gefragt

Die Diversity Konferenz berücksichtigt alle Dimensionen von Vielfalt. Judyta Smykowski, Redakteurin bei Leidmedien, moderierte auf der Diversity 2021 das Expert Lab „Doppelt diskriminiert? Frauen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt“. Foto: Steffen Junghanß

Die Diversity Konferenz der Charta der Vielfalt und des Verlages Der Tagesspiegel berücksichtigt alle Dimensionen von Vielfalt. Im Bild: Judyta Smykowski, Redakteurin bei Leidmedien. Sie moderierte auf der Diversity 2021 das Expert Lab „Doppelt diskriminiert? Frauen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt“. Foto: Steffen Junghanß

Die Europäische Union feiert den Monat Mai als Europäischen Monat der Vielfalt, die Charta der Vielfalt am 31. Mai 2022 den 10. Deutschen Diversity-Tag. Grund genug, sich mit dem Thema Vielfalt in der Arbeitswelt und der Veranstaltungswirtschaft zu befassen. Wie wichtig ist Vielfalt auf Veranstaltungen und wie gelingt diese?

Erst die Corona-Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und fortwährend die Klimakrise – es scheint, dass das Thema Vielfalt bei Medien und Menschen an Aufmerksamkeit verliert. „Vielfalt ist aktueller denn je“, widerspricht Stephan Dirschl. Auf den ersten Blick könne man meinen, dass die Organisationen aufgrund der aktuellen Ereignisse auf den Märkten keine Kapazitäten mehr hätten für Vielfaltsförderung, räumt der Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Charta der Vielfalt e.V. ein, aber genau das sei ein Fehler. Dirschl: „Denn in Zeiten von Umbrüchen und Krisen ist es noch wichtiger, eine wertschätzende und produktive Organisationskultur zu etablieren. Denn genau dann brauchen Sie Innovation, Stabilität und die Einbindung aller Talente im Team.“

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Mit der Einbindung aller Talente meint Dirschl den ganzheitlichen Umgang mit Vielfalt, der sieben Dimensionen umfasst: Alter, körperliche und geistige Fähigkeiten, ethnische Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtliche Identität, Religion und Weltanschauung, sexuelle Orientierung und soziale Herkunft.

Grafik: Charta der Vielfalt

Die sieben Vielfaltsdimensionen plus Abbildung

  1. Alter: Die Dimension „Alter“ spielt für Organisationen in Deutschland vor allem wegen des demografischen Wandels eine große Rolle.
  2. Körperliche und geistige Fähigkeiten: Diversity Management kann helfen, die Fähigkeiten und Potenziale von Menschen mit Behinderung in den Vordergrund zu stellen sowie Arbeitsprozesse zu optimieren.
  3. Ethnische Herkunft und Nationalität: Der professionelle und wertschätzende Umgang mit der Vielfalt von Beschäftigten sowie Kund:innen ist in einer globalisierten Wirtschaft ein Erfolgsfaktor.
  4. Geschlecht und geschlechtliche Identität: Diversity Management will Stereotype abbauen. Geschlechtliche Identitäten sind mit männlichen, weiblichen, trans* und inter* Menschen sehr vielfältig.
  5. Religion und Weltanschauung: Der Respekt vor Religion oder Weltanschauung ist wichtig, damit sich Beschäftigte wohlfühlen und motiviert sind.
  6. Sexuelle Orientierung: Ein offener Umgang mit der sexuellen Orientierung beseitigt Rechtfertigungsdruck und setzt Motivation und Engagement frei.
  7. Soziale Herkunft: Diversity-Management-Mitarbeitende unterschiedlicher sozialer Herkunft in ihren Fähigkeiten und Potenzialen fördern.

Quelle: Charta der Vielfalt

Mit der Verschiedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Wertschätzung und Förderung – damit befasst sich Diversity Management. Ein grundlegendes Bekenntnis zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen von Vielfalt und zu Toleranz, Fairness und Wertschätzung in der Arbeitswelt und Gesellschaft ist die Charta der Vielfalt. Mit ihrer Unterzeichnung verpflichten sich Unternehmen und Institutionen, ihre Beschäftigten gleichermaßen zu respektieren.

Bisher haben knapp 4.500 Organisationen mit insgesamt rund 14,6 Mio. Beschäftigten die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Beispiele sind Accenture und Adidas, Bayer und BNP Paribas Deutschland, Daimler-Benz und Deutsche Bahn, SAP und Siemens, aber auch die Messen in Berlin, Cottbus, Düsseldorf, Frankfurt, Freiburg, Hamburg und Hannover, Städte, Bundesländer, Bundesministerien, Universitäten und Hochschulen, Stiftungen, Vereine und Verbände wie die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände oder der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC). Das Factsheet Diversity veranschaulicht die aktuelle Lage, die Herausforderungen und Chancen – etwa dass Diversity Management 50 Prozent des Fachkräftemangels abfedern könnte.

„Diversity ist eine Haltung, und dieser Überzeugung müssen wir uns immer wieder bewusst werden“, sagt Dirschl. Bereit zu sein, Gewohntes zu hinterfragen und wenn nötig zu korrigieren, ist für ihn die Basis eines wertschätzenden Miteinanders – und das sei nicht immer leicht. Eine Herausforderung ist die Art und Weise, wie Dialoge geführt werden. Dirschl plädiert dafür, Brücken zu bauen statt Gräben zu ziehen. „Viele Debatten zum Thema, denken Sie an die Genderdebatte, werden feindselig geführt und machen neue Fronten auf, statt ein wichtiges Thema zu fördern und Verbündete zu generieren.“

Foto: Lydia Graggo

„Wir müssen wieder mehr lernen, uns als Allys auch über Themen zu informieren, die uns nicht direkt betreffen, und uns für andere stark zu machen.“
Stephan Dirschl, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Charta der Vielfalt e.V.

Dirschl weiß, dass Diversity Management ein laufender Prozess ist, der in jeder Organisation anders aussieht und wirkt. „Aus diesem Grunde ist der Austausch von Erfahrungen und Best Practices mit weiteren Akteuren auf dem Feld sehr wichtig.“

Videos rund zu Diversity in der Arbeitswelt. Eine Auswahl.

Ethnische Herkunft und Karriere Ethnische Herkunft als Karrierehemmer? Wie Unternehmen kulturelle Vielfalt fördern können.

New Leadership New Work braucht New Leadership: Wie die neue Arbeitskultur die Ansprüche an Führung verändert.

Zusammenhalt in Vielfalt #diversitymatters: Für Vielfalt und Zusammenhalt.

Diversity und Ethik Wo bleibt der Mensch? Ethische Fragen an die Arbeitswelt der Zukunft.

Soziale Herkunft Soziale Herkunft: Die vergessene Dimension in der Arbeitswelt!

New Work Schöne neue Arbeitswelt? New Work und Diversity

Foto: Miguelangel Miquelena on Unsplash

Diversity im Monat Mai

Bundesweiten Anschauungsunterricht bietet der zehnte Deutsche Diversity-Tag 2022 am 31. Mai 2022. Zu diesem Aktionstag zeigen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Charta der Vielfalt, wie sie Diversity leben, und hissen die Flagge für Vielfalt: Airbus startet die „Azubi Diversity Challenge“ und fragt: Welche tollen Ideen haben Azubis, um Vielfalt zu fördern? Das Helmholtz-Zentrum Berlin thematisiert beim Staff Talk „How to Internationality and Diversity at Helmholtz-Zentrum Berlin?“ die Willkommenskultur in einer Wissenschaftsorganisation. B. Braun Melsungen widmet sich in seiner Diversity Week 2022 „Your contribution to culture change“ dem Kulturwandel und der Transformation. Das Bundeskriminalamt betrachtet in seinem Diversity-Impuls mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nachhaltige Maßnahmen zu mehr Geschlechtergerechtigkeit und die Gewinnung und Bindung von Frauen in Bundesbehörden. Die Europäische Kommission ruft den Mai als European Diversity Month und als Motto „Building Bridges“ aus und alle Unternehmen und Organisationen in Europa dazu auf, die Bedeutung von Vielfalt und Integration am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft ins Rampenlicht zu rücken. Über eine interaktive Karte teilen Mitwirkende ihre Veranstaltungen und Aktivitäten. Auf diese öffentlichkeitswirksame Weise will die EU nicht nur dem Thema Sichtbarkeit geben, sondern Unternehmen anregen und anleiten, sich für Vielfalt zu engagieren.

Der Europäische Monat der Vielfalt als Impuls für Unternehmen. Eine Anleitung:

1. Verankerung in den zentralen Werten Ihres Unternehmens

2. Bezug zum Zweck und der Gesamtstrategie des Unternehmens

Grafik: LAFS über Flaticon

3. Formalisierung des Engagements zu Vielfalt und Inklusion, indem es in offiziellen Dokumenten aufgenommen (z. B. Erklärung zur Vielfalt und Inklusion, Verhaltenskodex, Lieferverträge usw.) und eventuell eine Charta der Vielfalt unterzeichnet wird

4. Externe und interne Kommunikation der Werte – Informationen zu Ihren Bemühungen und Metriken hinsichtlich Vielfalt und Inklusion mit konkreten Daten

5. Aufbau interner Netzwerke zu verschiedenen Facetten der Vielfalt

6. Ernennung von Vielfaltsbeauftragten

7. Einrichtung einer Arbeitsgruppe zu Vielfalt und/oder eines Lenkungsausschusses für Vielfaltsprojekte.

Der Europäische Monat der Vielfalt als Impuls für Unternehmen. Eine Anleitung:

  1. Verankerung in den zentralen Werten Ihres Unternehmens
  2. Bezug zum Zweck und der Gesamtstrategie des Unternehmens
  3. Formalisierung des Engagements zu Vielfalt und Inklusion, indem es in offiziellen Dokumenten aufgenommen (z. B. Erklärung zur Vielfalt und Inklusion, Verhaltenskodex, Lieferverträge usw.) und eventuell eine Charta der Vielfalt unterzeichnet wird
  4. Externe und interne Kommunikation der Werte – Informationen zu Ihren Bemühungen und Metriken hinsichtlich Vielfalt und Inklusion mit konkreten Daten
  5. Aufbau interner Netzwerke zu verschiedenen Facetten der Vielfalt
  6. Ernennung von Vielfaltsbeauftragten
  7. Einrichtung einer Arbeitsgruppe zu Vielfalt und/oder eines Lenkungsausschusses für Vielfaltsprojekte.

Vielfalt auf Veranstaltungen

„Wir sind der festen Überzeugung, dass Vernetzung und Austausch das Thema am besten voranbringen“, stellt Stephan Dirschl fest und folgert daraus: „Business Events haben daher als Vernetzungsveranstaltungen eine große Bedeutung für die Praxis.“ Ein Grund für die Charta der Vielfalt, mit dem Verlag Der Tagesspiegel die Diversity- Konferenz zu veranstalten – und das erneut am 10. und 11. November 2022 in Berlin. Nach eigenen Angaben ist es die einzige Konferenz in Deutschland, die alle Dimensionen des Diversity Managements berücksichtigt. „Mit diesem ganzheitlichen Ansatz im Hinterkopf und dem Bewusstsein, dass jede Persönlichkeit weit mehr ausmacht als diese sieben Dimensionen, planen wir unser Programm für die Konferenz Diversity und bieten hier Inspiration und Austauschmöglichkeiten zu aktuellen Themen und Debatten rund um Vielfalt für die Diversity Manager:innen Deutschlands“, informiert Dirschl. Eventmanagerinnen und Eventmanagern rät er: „Schaffen Sie breite und attraktive Plattformen, die auf den Veranstaltungen viel Gelegenheit zum Austausch bieten, und sorgen Sie für eine respektvolle Kommunikationskultur, online und offline.“ Wichtig ist, auf Barrierefreiheit zu achten, sowohl in der Darstellung als auch der Organisation, sonst fühlen sich bereits vor der Veranstaltung Kundinnen und Kunden und Talente ausgeschlossen. Zudem sollten Veranstaltungen in ihrem Erscheinungsbild die Vielfalt der Zielgruppe zum Ausdruck bringen. Dirschl: „Achten Sie auch auf sichtbare Diversität sowie auf eine Vielfalt an Perspektiven auf Panels und in der Moderation. Denn auch damit senden Sie eine Botschaft.“

Inklusive Veranstaltungen – nur wie?

Inklusion und Barrierefreiheit werden zukünftig ein wesentlicher Teil bei Veranstaltungen sein, sind Kerstin Hoffmann-Wagner und Gudrin Jostes überzeugt. Sie unterstützen Event- und Messeplanende, Locationbetreibende, Agenturen, Eventdienstleistende sowie Beschäftigte im Bau- und Facility-Management dabei, Zugang und Teilhabe zu schaffen. Grundlagen und praktische Tipps zur Planung und Durchführung von barrierefreien Veranstaltungen veröffentlichen sie auf der Webseite https://events-barrierefrei.de und im Fachbuch „Barrierefreie Events“.

Benchmark re:publica

Die Botschaft einer vielfältigen, digitalen Gesellschaft sendet die re:publica Berlin. Nach der Pandemiepause ist die Digitalkonferenz zurück und bespielt zum Motto „Any Way the Wind Blows“ vom 8. bis 10. Juni 2022 die Arena Berlin und den Festsaal Kreuzberg. Vielfalt spielt für die re:publica weiterhin eine wichtige, vielleicht zentrale Rolle, berichtet Geschäftsführer und Mitgründer Andreas Gebhard und begründet das: „Diverse Sichtweisen auf Fragen und Probleme dienen ihrer vielfältigen Beantwortung in einer immer komplexer werdenden Welt.“ Welche Personen und Inhalte einen Platz auf der re:publica haben, regelt der Code of Conduct.

Planerinnen und Planer von Veranstaltungen sollten sich wie bei allen grundsätzlichen Veränderungen realistische Transformationsziele setzen. „Probleme identifizieren und offen kommunizieren, Erfahrungen sammeln. Scheitern zulassen. Die Liste ist lang. Man kann sich auch Hilfe suchen bei der Kuration“, weiß Gebhard und warnt: „Diversität ist kein Selbstzweck!“ Sobald das in die Planungsphilosophie eingegangen ist, so seine Erfahrung, lösen sich viele Unsicherheiten ganz von allein.

Foto: re:publica, Gregor Fischer

„Diversität ist kein Selbstzweck!“

Andreas Gebhard, Geschäftsführer und Mitgründer der re:publica, das Festival für die digitale Gesellschaft in Berlin, über Vielfalt auf Veranstaltungen, einen Code of Conduct, aufmerksame Kuration und realistische Transformationsziele.

Voneinander lernen

„In einer Welt, die zunehmend komplexer wird, müssen wir die Chance wahrnehmen, voneinander zu lernen. Neuem mit Neugierde, aber auch mit Respekt zu begegnen, ist dabei entscheidend“, bekräftigt Christian Woronka. Der Director Vienna Convention Bureau und Market Management bei WienTourismus weiß, dass Veranstaltungen seit jeher ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen sind und somit Nährboden für Neues sein können. „Wir nehmen an Meetings und Events teil, um neue Impulse zu erhalten, uns auszutauschen und zu wachsen. Veranstaltungen sind also Orte des Zusammentreffens. Orte, die den Raum geben, sich einzubringen, sich zu entfalten und voneinander zu lernen.“ Woronka sucht diese Orte auf – mal als Teilnehmer, mal als Speaker wie auf der She Means Business 2022. Auf der Konferenz zu Diversity, Gender Equality und Female Empowerment spricht er in der Session „Future of Work: Diversity’s role in creating the work culture of tomorrow“ am 31. Mai 2022 zur Fachmesse IMEX in Frankfurt.

Spannend findet Woronka, dass sich immer mehr Organisationen mit ihren Veranstaltungen öffnen – sei es thematisch oder in Hinblick auf ihre Community. Dazu zähle auch, dass sich Veranstalterinnen und Veranstalter zunehmend darüber Gedanken machen, wie sie unterschiedlichen Gruppen Zugang und Unterstützung gewähren und mehr Personen Gehör und Sichtbarkeit geben. „Für Städte ist Diversität von größter Bedeutung“, betont der Wahl-Wiener. Wien steht für Chancengleichheit in allen Bereichen, und das Vienna Convention Bureau hat eine klare Linie: Nur wer das Wiener Antidiskriminierungsgesetz beachtet, kann sich um eine Förderung für seine Meetings bewerben.

Foto: Martina Siebenhandl

“I am speaking at She Means Business 2022 because diversity is more important than ever to create new approaches and solutions and to meet the challenges of the future authentically. That’s why I am proud to participate once again and to support setting a signal.”
Christian Woronka, Director Vienna Convention Bureau and Market Management at Vienna Tourist Board

„Diversity spielt bei Veranstaltungen aller Art eine große Rolle. Veranstaltungen sind immer auch ein Spiegel der Gesellschaft – und daher ist es unsere Aufgabe, auf die Bedürfnisse aller Besuchergruppen einzugehen und darauf zu achten, dass sich niemand ausgegrenzt fühlt“, unterstreicht Ilona Jarabek. Die Geschäftsführerin der MUK – Musik- und Kongresshalle Lübeck beobachtet die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Besucherinnen und Besucher und geht mit entsprechenden Anpassungen darauf ein wie gute Beschilderung und Beleuchtung. Im Ehrenamt ist Jarabek Präsidentin des EVVC – Europäischer Verband der Veranstaltungscentren, der 2019 die Charta für Vielfalt unterzeichnet hat. „Vielfalt und Toleranz sind enorm wichtig für den Zusammenhalt im Arbeitsumfeld, in unserer Branche und unserer Gesellschaft“, erklärt Jarabek und ergänzt: „Die Charta der Vielfalt macht jedoch deutlich, dass Toleranz noch nicht selbstverständlich ist und viel mehr thematisiert werden muss. Hier will der EVVC mit voller Überzeugung seinen Beitrag leisten.“

Ein Beitrag ist, das Thema Diversität ins Programm zu nehmen und Speaker aus unterschiedlichen Gruppen der Gesellschaft zu holen, um verschiedene Blickwinkel zu betrachten. Zur nächsten EVVC-Fachtagung in Dortmund wird es einen Slot zu Diversität geben mit Fokus auf Frauen. Das Thema ist Jarabek wichtig, weshalb sie das Netzwerk „Women in Congress & Events“ gegründet hat. Mehr noch: Zur Fachtagung soll im Open Space das Thema „Vielfalt auf Veranstaltungen“ behandelt und ein Best-Practice-Leitfaden erarbeitet werden. Eine Sparring-Partnerin zu Vielfalt und Frauen ist für Ilona Jarabek Karin Ruppert. Die Organisationsberaterin ist Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins She Means Community. Beim Thema Vielfalt auf Veranstaltungen lädt sie zum Perspektivwechsel ein. „Es lohnt sich, die Zielgruppen, die ich ansprechen möchte, genauer zu analysieren, mich als Veranstaltungsplaner:in in deren Situation hineinzuversetzen und mir einige zentrale Fragen zu stellen“, beschreibt Ruppert die Herangehensweise. Beispielfragen sind: Was braucht es, um nicht schon unbewusst durch die Ansprache und die gewählten Kommunikationskanäle Menschen zu verlieren? Finden sich im Programm die Perspektiven der jeweiligen Zielgruppe wieder? Wen hole ich auf die Bühne? Sind die Panels vielfältig besetzt?

„Ein Zurückpendeln in völlig überkommene Strukturen ist aus meiner Sicht keine zukunftsfähige Option für unsere Gesellschaft.“
Katrin Ruppert, Organisationsberaterin

Foto: Oliver Wachenfeld Fotodesign

„Ein Zurückpendeln in völlig überkommene Strukturen ist aus meiner Sicht keine zukunftsfähige Option für unsere Gesellschaft.“
Katrin Ruppert, Organisationsberaterin

Foto: Oliver Wachenfeld Fotodesign

Vielfalt in der Arbeits- und Veranstaltungswelt ist für die Organisationsberaterin nicht mehr wegzudenken. Schließlich verändert sich die Gesellschaft durch den demografischen Wandel, durch Globalisierung und Zuwanderung. „Gerade Krisen machen die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft noch stärker sichtbar und sollten uns motivieren, gerade jetzt konsequent weiter für einen Kulturwandel einzutreten“, findet Ruppert. Spätestens angesichts des Krieges in der Ukraine sei vielen Menschen schmerzlich bewusst geworden, dass die Demokratie immer wieder neu verteidigt werden müsse. So verhalte es sich auch mit Errungenschaften wie der Gleichberechtigung. Ruppert: „Ein Zurückpendeln in völlig überkommene Strukturen ist aus meiner Sicht keine zukunftsfähige Option für unsere Gesellschaft.“

Kerstin Wünsch

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