Swisstainable
Nachhaltigkeit auf Schweizer Art
Eine Lok der Schweizer Bundesbahn wirbt mit dem „Swisstainable“-Logo. Bis zu zehn Kontaktpunkte sollen Schweizer und Schweizerinnen mit dem neuen Programm haben. Foto: SBB CFF FFS, Dario Häusermann
Eine Lok der Schweizer Bundesbahn wirbt mit dem „Swisstainable“-Logo. Bis zu zehn Kontaktpunkte sollen Schweizer und Schweizerinnen mit dem neuen Programm haben. Foto: SBB CFF FFS, Fotograf Dario Häusermann
Es geht in die Schweiz! Hier gibt es seit wenigen Jahren das Programm „Swisstainable“. Eine clevere Verzahnung von Sustainability und Swiss. Was steckt dahinter? Heißt „Swisstainable“ auch gleich „umweltschonend“? Was bedeutet die neue Kennzeichnung für Tagungs- und Kongressplaner aus Deutschland?
Bis 2050 möchte die Schweiz Net Zero erreichen. In der Bundesverfassung findet sich gar ein Passus, wonach es Staatsziel ist, ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit anzustreben. Im Wortlaut ein klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit. Logisch, dass dies Branchen einbezieht, in deren Natur Menschen reisen – wie etwa im Freizeittourismus oder für Events.
„Swisstainable“ ist ein Siegel, das Orientierung bieten soll. Es soll Anstrengungen touristischer Betriebe sichtbarer machen. Gleichzeitig aber auch das Dickicht aus unzähligen fachspezifischen Zertifizierungen und aus der Perspektive von Gästen vereinfachen. Für das gleichnamige Programm wurden drei Stufen konzipiert. Level I (gelesen Level eins) steht unter dem Titel „Committed“. Level II ist gekennzeichnet durch „Engaged“. Level III ist schließlich mit „Leading“ betitelt.
Foto: Switzerland Tourism
„Dank unserem Programm ‚Swisstainable‘ können wir eine einheitliche und wegweisende Plattform für nachhaltige Veranstaltungen in der Schweiz anbieten, was es uns ermöglicht, unser Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit klar zu kommunizieren. Dies stärkt nicht nur unser Image als verantwortungsbewusste Meeting-Destination, sondern unterstützt jeden dabei, Events im Einklang mit seinen Unternehmenswerten nachhaltig zu gestalten – von der Auswahl umweltfreundlicher Locations bis zur Implementierung nachhaltiger Praktiken.“
Katja Reinhardt, Manager Meetings & Incentives Germany, Austria beim Switzerland Convention & Incentive Bureau
Grundsätzlich richtet sich das Programm an Betriebe in der Tourismusbranche in der Schweiz, was auch Geschäftsreisen und die MICE-Branche einbezieht. Stand Januar 2024 haben sich bereits über 2.500 Betriebe zu „Swisstainable“ angemeldet. 700 davon sind noch im Anmeldeprozess. Etwa die Hälfte hat sich als Level I – committed eingestuft, 292 Betriebe sind in Level II – engaged und 268 in Level III – leading. 6.000 bis 7.000 Betriebe werden als Teilnehmer angepeilt, bei einer groben Schätzung von gut 35.000 Unternehmen mit touristischen Anteilen.
Das ist deswegen gar nicht so einfach zu sagen, da bereits ein Bauernhof mit einem touristischen Angebot wie Schlafplätze per Definition teilnehmen darf, aber primär nicht als klassischer touristischer Betrieb zählt, erzählt Romy Bacher, Leiterin Nachhaltigkeit bei STV FST Schweizer Tourismus-Verband. Laut Blick auf das öffentliche Dashboard von Swisstainable macht ein Großteil der teilnehmenden Betriebe Hotels aus. Konferenzhotels und Kongresszentren dagegen jeweils nur einen Prozentpunkt. Viele der gelisteten Hotels hätten allerdings auch Tagungsräumlichkeiten.
Die drei Level in „Swisstainable“
Das Nachhaltigkeitsprogramm Swisstainable möchte dem Engagement des Tourismussektors Sichtbarkeit verleihen und die Leistungsträger in ihren Bestrebungen in Richtung einer umfassenden nachhaltigen Entwicklung des Schweizer Tourismus unterstützen. Bestehende Zertifizierungen, Initiativen und Programme werden integriert und anerkannt. Das Programm hat drei Stufen: Level I – committed, Level II – engaged, Level III – leading.
Neu seit diesem Jahr ist, dass teilnehmende Betriebe eine Teilnahmegebühr entrichten müssen, die zwar symbolischen Wert haben solle, so Romy Bacher, sich am Ende aber nach Unternehmensgröße und Verbandszugehörigkeit richtet. Vorher wurde „Swisstainable“ von Recovery-Geldern finanziert, die nun ausgelaufen sind.
Wichtig ist, zu verstehen, dass „Swisstainable“ kein eigenständiger Nachhaltigkeitsnachweis ist und auch nicht als dieser fungieren solle. Vielmehr ist es die Evaluation der vielen bestehenden Nachhaltigkeitslabel und Übersetzung in eine leicht verstehbare Kartierung der Tourismus- und Meetingwirtschaft in der Schweiz. Und dabei soll es nicht bleiben. So geht es auch um Transparenz und Kommunikation den Gästen gegenüber. Als Ziel ist ausgegeben, dass jeder Schweizer und jede Schweizerin mindestens zehn Kontaktpunkte mit dem Label hat.
„Swisstainable“-Events geplant
„Swisstainable“ haben das Institut für Tourismus und Mobilität der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit den wichtigsten Tourismusverbänden im Auftrag von Schweiz Tourismus entwickelt. Die drei Ziele sind: Aktivitäten und Angebote im Bereich Nachhaltigkeit für Gäste transparenter machen. Zugleich ist das Programm darauf ausgerichtet, Leistungsträger im Bereich Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz in ihrem Engagement zu unterstützen und die Schweiz allgemein als nachhaltige Destination auf dem internationalen Reisemarkt zu positionieren. Schweiz Tourismus hat eine eigene Landingpage mit Tipps zur nachhaltigen Gestaltung von Events und zu Nachhaltig Tagen in der Schweiz.
Mehr „Swisstainable“ online
Schweiz Tourismus hat ein neues Video zur Nachhaltigkeitskampagne „Swisstainable unterwegs“ veröffentlicht.
Neben touristischen Betrieben können auch Destinationen bei Swisstainable teilnehmen. Über Nachhaltigkeitszertifizierungen hinaus hängen die Bewertungen der jeweiligen Destination davon ab, dass sich ausreichend Betriebe innerhalb der Destination ebenfalls für das „Swisstainable“-Programm engagieren.
Romy Bacher verrät im Gespräch, dass der STV FST Schweizer Tourismus-Verband und Schweiz Tourismus die Einführung einer eigenen „Swisstainable“-Erweiterung für Events im Sommer ins Auge gefasst haben. Bisher richtet sich „Swisstainable“ maßgeblich an Betriebe. Tagungs- und Eventplaner könnten ihr Unternehmen also nach „Swisstainable“-Maßstäben einstufen lassen, ihre Veranstaltungen jedoch nicht. Diese Lücke soll damit geschlossen werden. In Zukunft kann es dann also „Swisstainable“-Events in der „Swisstainable“-Destination in einer „Swisstainable“-Venue geben.
Hinter Swisstainable stecken jedoch nicht automatisch Zertifizierungen wie die ISO 20121 für nachhaltiges Eventmanagement. Bleibt die Frage, wie sich das Programm in die Praxis übersetzt. Auf Einladung des Switzerland Convention & Incentive Bureau habe ich Basel, Luzern und Lausanne bereist, um den Stellenwert von „Swisstainable“ für die Veranstaltungswirtschaft zu erfahren.
Nachhaltig anreisen im Nachtzug
Im Namen der Nachhaltigkeit reise ich nicht mit dem Flugzeug von Hamburg nach Basel. Ich nehme den Nachtzug der ÖBB, der knapp 10 Stunden brauchen soll und an reichlich Stationen zwischenhält. Laut Zugfinder ist der Nightjet zumeist pünktlich. Leider habe ich über eineinhalb Stunden Verspätung, bin dafür aber direkt am Hauptbahnhof in der Innenstadt. Die Strecke Hamburg-Basel macht nicht nur die Frage nach der Reisezeit, sondern auch nach Kosten und Komfort auf. Besonders, wenn es nicht in den Urlaub geht und Kopf und Körper direkt funktionieren sollten. Da gibt es verschiedene Optionen: mit dem Bus über Nacht und zwölf Stunden oder knapp 17 Stunden tagsüber. Züge brauchen laut Fahrplan tagsüber knapp 8 Stunden, nachts etwa zehn.
Swisstainable in Basel
Tag 1. Mit dem Nachtzug fahre ich von Hamburg nach Basel. Hier soll ich zuerst das Hotel GAIA kennenlernen, ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit in der Destination. Bei „Swisstainable“ auf Level III – leading eingestuft, führt es auch die Zertifizierung ibex Platinum, das nachhaltige Betriebsführung in den Fokus rückt. Sein traditioneller Charme lässt eigentlich wenig darauf schließen, dass das Hotel so nachhaltig ist. US-Amerikaner zum Beispiel besuchen gerade deswegen gerne das Hotel. Der Blick aufs Frühstücksbuffet offenbart: Es wird besonderer Fokus auf regionale Produkte, die Vermeidung von Plastik und vegane Optionen gelegt. Roman Bühler, Sales Manager des Hotels, gibt offen zu, dennoch vor einigen Herausforderungen zu stehen. Orangensaft würde von Gästen gefragt und sei deswegen immer noch verfügbar. Orangen aus der Schweiz zu bekommen, ist natürlich schwer. Aber auch kleine Plastikpackungen mit Kaffeemilch sind noch vorhanden. Trotz des Faktors Müll könnten so die richtige Portionierung und Haltbarkeit sichergestellt werden. Das ist ein Argument, das mir immer wieder begegnet.
Die Meetingräume hier bieten Platz für insgesamt 40 Personen und seien für Green Meetings geeignet. Ausschlaggebend für die Nachhaltigkeitsbewertung bleibt der Beherbergungsbetrieb an sich.
Zum Mittag geht‘s zum Teufelhof. Das Hotel mit mehreren Restaurants gehört zur Wyniger-Gruppe in Basel, für die Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt. Die Hoteldirektorin Carmen Basler erzählt, dass sie bei „Swisstainable“ dabei sind, weil es sich eben einfach anböte. Das Hotel ist bereits ibex Gold zertifiziert. „Swisstainable“ gibt für wenig Aufwand mehr Sichtbarkeit. Ohnehin verlangen Unternehmen in Audits für Rahmenverträge bereits Nachhaltigkeitszertifikate. Sie sind also auch im Sinne der Zukunftsfähigkeit abhängig davon, Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu verfolgen.
Die Messe in Basel liegt fußläufig erreichbar mitten in der Stadt. Bei „Swisstainable“ hat es bereits Level II – engaged erreicht. Auf ihrer Website bietet die Messe Tipps für nachhaltige Events inklusive Checklisten für Ausstellende, Veranstaltende und Besuchende, sowie einen Überblick zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Messe. Foto: Switzerland Tourism, Jan Geerk
Nach dem Essen geht es über den Rhein zum Messegelände, das fußläufig mitten in der Stadt zu erreichen ist. Die Messe Basel gehört zur MCH Group. Die Messe nimmt bei „Swisstainable“ teil und wurde auf Level II – engaged dank Minergie-Zertifizierung sowie der Teilnahme bei der Initiative OK:GO eingestuft. OK:GO ist eine Initiative, die darauf abzielt, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen touristische Angebote zugänglich zu machen. So wie etwa die Grand Tour durch die Schweiz. Es ist also ein soziales Projekt im Sinne der Nachhaltigkeit. Darüber hinaus wurde die Messe Basel aber auch mit ISO 20121 und ISO 9001 zertifiziert, wie mir Kim Berrendorf, Group Sustainability Manager bei der MCH Group, erzählt. Auch bei der Messe ist das Motiv für „Swisstainable“ klar. Es ist nach außen hin leicht kommunizierbar. Nicht nur gegenüber Besuchern und Ausstellern, sondern auch in Richtung Sponsoren und Investoren.
Swisstainable in Luzern
Tag 2. Mit der Bahn geht es von Basel nach Luzern. Eine kurze Fahrt, die sich wegen technischer Störungen um ganze sechs Minuten verspätet, worum um Entschuldigung gebeten wird. Am Bahnhof treffe ich Chiara Fabel, Managerin Nachhaltigkeit bei Luzern Tourismus. Die Destination Management Organisation der Stadt hat ein ganzes Handbuch zu nachhaltigen Events in der Erlebnisregion Luzern-Vierwaldstättersee veröffentlicht. Mit ihr gehe ich zum Kultur- und Kongresszentrum Luzern, kurz KKL Luzern.
Foto: Schweiz Tourismus, Hannes Heinzer
Das KKL Luzern liegt direkt am Ufer des Vierwaldstättersees. Das langgezogene Dach ermöglicht Veranstaltungen an der frischen Luft auch bei regnerischem Wetter.
Das Gebäude liegt direkt am See. Hier befinden sich mehrere Räumlichkeiten, ein akustisch fein eingestellter Konzertraum und ein modular abgrenzbarer Saal, der sich gleichermaßen für Konzerte und Banketts eignet. Das Gebäude wird mit See-Energie ohne fossile Brennstoffe sowohl gekühlt als auch geheizt. Das Haus hat es bereits auf Level II – engaged geschafft. Obwohl sie erst dieses Jahr an der ISO-20121-Zertifizierung arbeiten, haben sie doch schon einige Maßnahmen getroffen. So wurden etwa physische Papiervisitenkarten mit digitalen ausgetauscht. Über die Software „POPL“ können Leads gleichzeitig direkt in die Eventmanagement-Software übergeben werden. Großen Fokus legt das KKL Luzern aufs Catering. So soll weniger Fleisch verwendet werden. Aber auch über Foodwaste Scanner von KITRO, einer Schweizer Firma, sollen Essensreste zwischen 20 und 40 Prozent reduziert werden. Zuletzt erzählt Alexandra Schmutterer, Head of Sales and Marketing vom KKL Luzern, dass auch hier Kunden Nachhaltigkeitsdokumente und Nachweise verlangen.
Eine nachhaltige Innovation aus der Formel 1
In der Schweiz haben sich junge Gründer eine Innovation aus der Formel 1 zunutze gemacht und eine nachhaltige Lösung für Gastro-Anwendungen entwickelt. Green Jet hat eine spezielle Kupplung entwickelt, mit der es möglich ist, bei weniger Wasserverbrauch einen höheren Wasserdruck zu erzeugen.
Nur eine Dreiviertelstunde mit der Dampfschifffähre von Luzern entfernt liegt eine Station für die Rigi-Bahn, eine Bergbahn, die auf die Königin der Berge, die Rigi, fährt. Diese Bahn ist seit Beginn des Programms auf Level III – leading eingestuft worden. Sie ist ISO 14001 und TourCert zertifiziert und zeichnet sich über ihr Mitarbeitermanagement aus. Spannend hier: Die Bahn rekuperiert Energie ins Netz, wenn sie bergab fährt – Bremsenergie für die auffahrenden Bahnen. Auch die Befreiung der Schienen von Unkraut solle nachhaltig funktionieren. So werden die Wurzeln mit Heißwasserdampf chemiefrei abgetötet.
Swisstainable in Lausanne
Tag 3 bringt mich nach Lausanne, die Stadt am Genfersee im französischsprachigen Teil der Schweiz. Nach einer kleinen Führung durch die schier endlos verwinkelten Gassen der Stadt stehe ich plötzlich im Sonnenschein am Ufer des Genfersees. Mit Blick auf den See liegt hier das Olympische Museum. Das IOC-Headquarter liegt ebenfalls in Lausanne, nur in einem anderen Stadtteil. Über den Museumsräumlichkeiten befindet sich das TOM Café. Das Restaurant hat es direkt auf die höchste Stufe bei „Swisstainable“ geschafft. Zertifiziert ist es mit EcoCook, einem Nachhaltigkeitszertifikat, das sich explizit an Restaurants und Gaststätten richtet.
“Food represents one third of environmental impacts”, macht Olivia Grebler, EcoCook Founderin, klar. Ihr Ansatz ist, Restaurants auf dem Weg zur Zertifizierung bestmöglich zu begleiten und zu beraten. Die Prüfung übernehmen hingegen Dritte. „If we start to measure, we start to improve“, schließt Grebler. Ein Motto, das stark an den Ansatz von „Swisstainable“ Level I – committed erinnert. Sind Ausmaße bekannt, nimmt die intrinsische Handlungsmotivation zu.
Zum Museum gehören neben dem Café Tagungsräume sowie ein großer Saal, der regelmäßig vom IOC selbst genutzt wird. Relevant ist für Event-Planer zu erwähnen, dass die Veranstaltungsräumlichkeiten unter dem TOM Café im Olympischen Museum geführt werden. Gleichzeitig gehören sie aber auch zum Corporate Events & Services Department des IOC, das mit ISO 20121 zertifiziert ist. Eine Verzahnung, die wichtig zu wissen ist, wenn die explizite Zertifizierung eine Rolle spielt. Neben Maßnahmen wie der Vermeidung von Einwegplastik und der alleinigen Verwendung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln wird hier auch ein besonderer Fokus auf das Personal gelegt, sodass trotz der Hospitality-Umstände ein geregeltes Leben geführt werden kann.
Zuletzt besuche ich das SwissTech Convention Center. Es liegt direkt gegenüber der Eidgenössischen Technische Hochschule Lausanne (EPFL). Ursprünglich wurden jedes Jahr große Zelte für die Graduierungsveranstaltungen der Hochschule gebaut, bis man sich entschied, ein multifunktionales Convention Center zu bauen. So sind auch heute noch rund 30 Prozent der über 160 jährlichen Veranstaltungen universitär. Laut „Swisstainable“-Website ist es auf Level II – engaged. Den Status hat das Convention Center über die Kombination aus der Teilnahme bei OK:GO und dem Engagement im Swiss Triple Impact erreicht. Swiss Triple Impact unterstützt Unternehmen auf Managementebene bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Auch das SwissTech wird mittels einer Wärmepumpe gekühlt und geheizt, die Wasser aus der Tiefenschicht des Sees fördert. Zusätzlich wurden Solarzellen in eine große Fensterfront verbaut, welche natürliches Licht in das Gebäude flutet, sodass weniger Strom für die Beleuchtung benötigt wird.
Meeten im Bahnwaggon
Die Schweizerische Bundesbahn SBB bietet einen eigenen Salon-Waggon für Tagungen an. Hier können bis zu 32 Personen zusammenkommen. Der Waggon ist mit Konferenztechnik ausgestattet und kann auf Wunsch bestuhlt werden.
Weitere Nachhaltigkeitsmaßnahmen beziehen sich etwa auf die Aufklärung des Personals zu einem nachhaltigeren Lebensstil. Was auch seine Kehrseiten haben kann, wie mir Laura Le Gal, Head of Client Services and Sustainability Leader im Swiss Tech, mit einem Schmunzeln erzählt. Auf einem dreistündigen Workshop wurden die Mitarbeiter des Congress Centers zu den wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels unterrichtet. Auf spätere Nachfrage, ob der Workshop motivierend gewirkt habe, kamen resignierte Antworten zurück. Die Dringlichkeit der Lage ist bewusst geworden. Ein weiterer Workshop hingegen motivierte. Bei diesem sollten alle zusammen im Kollektiv ausrechnen, wie hoch ihr CO2-Fußabdruck ist, und schließlich mit einem festgelegten Budget über Maßnahmen entscheiden, die zur Reduktion von CO2-Emissionen führen würden. Am Ende überlegten sie, wie sie im Schnitt pro Kopf nur noch zwei Tonnen emittieren würden.
Welcher Eindruck bleibt nach der Reise?
Die Akteure im „Swisstainable“-Programm scheinen ernsthaft Nachhaltigkeit in Betracht zu ziehen. Wichtig zu verstehen: Nur weil ein Label mit Level I – committed, Level II – engaged oder Level III – leading zu sehen ist, heißt das nicht, dass einheitliche Zertifizierungen und Bemühungen dahinterstehen. Während der Reise festigt sich der Eindruck, dass das Programm so konzipiert ist, dass es stufenweise zu mehr Nachhaltigkeit führt. Und das in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Wie die Beispiele zeigen, sehen die gewählten Wege ganz unterschiedlich aus. Die Kennzeichnung „Swisstainable“ zeigt uns aber, inwieweit Betriebe bereits jetzt schon gehen oder gegangen sind. Und so schafft das Programm durchaus einen guten Überblick für erste Recherchen, um nachhaltige Hotels, Venues und Rahmenprogramme oder andere Aktivitäten zu identifizieren. Sie alle wären ohnehin über unterschiedliche Zertifikate und Maßstäbe bemessen worden.
Gleichzeitig gilt, dass Nachhaltigkeit in „Swisstainable“ eben nicht mit Umweltfreundlichkeit gleichgesetzt ist. Es geht um alle Aspekte: ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Aber auch mit dem strengen Vorsatz, wirklich voranzukommen und nicht nur Absichtserklärungen zu veröffentlichen.