Kolumne von Kim Kugelmann, Verbandsreferentin Contentmanagement und Young Professionals beim Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik)

Als Digital Native unterwegs im EventjUXngle

Wer ist Kim Kugelmann?

Die Digitalisierung ist mittlerweile überall angekommen, zumindest so ein bisschen in einem Halbsatz. Für mehr hat es noch nicht gereicht. Die deutsche Wirtschaft scheint weiterhin mit meinem Lieblingszitat von Angela Merkel vorliebzunehmen: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“

Hi, ich bin eine dieser schrecklichen Gen-Zler:innen, die den ganzen Tag am Handy klebt und sich ohne Internet nicht beschäftigen kann. Zugegeben, das ist natürlich überzogen, aber ist diese Affinität wirklich so schlimm oder kann man davon nicht auch profitieren und als Veranstalter:in Mehrwerte generieren?

Zeit für einen Rollenwechsel

Das Positive zuerst: In meiner Erfahrung gibt es kaum noch Veranstaltungen, die sich von der digitalen Welt vollständig abkapseln. Besonders seit dem Restart der Pandemie sind digitale Verlängerungen in irgendeiner Form fast selbstverständlich. Darin sehe ich schon einen großen Fortschritt, trotzdem sind Alibi-QR-Codes und Handy-Tickets nicht unser großes Glück. Digitale Begleitungen von Events müssen ganzheitlicher gedacht werden und die User Experience erleichtern, statt sie frustrierender zu gestalten. Als Organisator:in lohnt sich dabei ein Rollenwechsel, denn wenn man einmal die Teilnehmer-Brille aufsetzt und sich durch die eigene wirre App kämpft oder sich bei der Suche nach dem richtigen Messestand verläuft, werden einige UX-Probleme schnell klarer, dabei spreche ich aus eigener Erfahrung.

Wenn man sich dann noch einen Digital Native an Bord holt, fällt das Urteil gerne erst einmal vernichtend aus. Nicht, weil wir verzogene Nörgler:innen sind, sondern weil wir ganz andere Herangehensweisen an Probleme und Erwartungen an interaktiven Wissenstransfer haben.

Eine (digitale) Wanderung über die BOE International 2023

Mein Veranstaltungsjahr 2023 startete mit der BOE International im Januar, die Erlebnismesse hat in Sachen Digitalisierung schon einiges richtig gemacht, und trotzdem war die digitale Vorbereitung mühselig. Die Web-App sah erst mal schick aus und war sehr informativ, beim Stöbern durch die Agenda kam es aber zu Irritationen. Wer auf einen Vortrag klickt, stellt schnell fest, dass es leider keinen Zurück-Knopf gibt: Wenn man zurück zur Übersicht wollte, musste man sich leider noch einmal komplett durch das Menü klicken, etc.

Die BOE war übrigens hervorragend und ist sicherlich kein Negativbeispiel – diese Erfahrungen macht man nahezu überall. Das wiederkehrende Problem sind der fehlende Fokus auf die Tool-Usability und Erwartungen der User:innen, der digitale Arm ist eben meistens nur ein nachgelagerter Gedanke.

Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem digitale Anknüpfungspunkte selbstverständlich sind. Das heißt aber nicht, dass andere Generationen hier hinterher sind. Die Affinität zur virtuellen Welt ist reine Einstellungssache, wie mir im Gespräch mit Susanne Triepel, Projektmanagerin bei eyeo, wieder bewusst wurde.

Der andere Blickwinkel: Kim Kugelmann im Gespräch mit Susanne Triepel

„Digitalisierung wird mehrheitlich nicht radikal genug gedacht“

Susanne Triepel, Projektmanagerin bei eyeo, ist ein stolzes Mitglied der Generation X. Im Interview spricht sie über digital Signage, Vernetzung und Adaptivität, Tech Buddies und Tage, an denen sie „Faxgerät-mäßig“ drauf ist.

Zum Interview mit Susanne Triepel

Zeit, sich an die eigene Nase zu packen

Als bvik sind wir auch selbst Veranstalter – machen wir denn alles richtig? Bestimmt nicht, eine „perfekte Lösung“ gibt es aber ohnehin nicht. Bei unserer Leuchtturmveranstaltung, dem Tag der Industriekommunikation, bieten wir seit einigen Jahren eine begleitende und interaktive App an. Jedes Jahr ziehen wir danach ein Resümee – vor allem, was man noch optimieren könnte und was es vielleicht gar nicht braucht. Auch Übersichtlichkeit und eine schlanke Linie sind nicht zu unterschätzen, immerhin soll der digitale Service eine Erleichterung sein und den Eventbesuch nicht überadministrieren.

Tag der Industriekommunikation 2023 (TIK)

Der Tag der Industriekommunikation 2023 (TIK) ist die jährliche Leuchtturm-Veranstaltung des Bundesverbands Industrie Kommunikation e.V. (bvik) für Marketing- und Kommunikationsexperten aus Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Unter dem Motto „Building Bridges into the B2B-Future“ betrachten am 22. Juni 2023 Speaker aus Industrie und Wissenschaft die Trends der B2B-Branche. Der TIK 2023 findet in Präsenz im Veranstaltungsforum Fürstenfeld statt.

Wenn wir Veranstaltungen nicht selbst organisieren, sondern „nur“ mitwirken dürfen, bringen wir unseren digitalen Support einfach selbst mit: Seit Anfang des Jahres haben wir als Give-away einen App-basierten AR-Cube in Kooperation mit der Agentur msm.digital. Das klingt recht kompliziert, der Würfel wird aber einfach mit dem Handy abgescannt und schon startet eine Hologramm-Projektion direkt auf dem Schreibtisch. Die Spielerei bietet sowohl Gesprächsstoff als auch eine einfache Möglichkeit, aktuellen Inhalt zu verbreiten, ohne regelmäßig neue Flyer drucken zu müssen. Risikofaktor dabei: Ohne zuverlässiges WLAN wird auch daraus nichts. Wir haben also auch immer wieder Hürden zu überwinden, bleiben aber am Ball, um neuen Entwicklungen eine faire Chance in der B2B-Marketing-Welt zu geben.

Um Schritte in die richtige Richtung zu machen, braucht es nicht viel, außer den Willen und Offenheit. Bei der Konzeption von Events lohnt es sich, auch mal projektferne Kolleg:innen und die „am Handy hängende Jugend“ zu Rate zu ziehen. Wie intuitiv sind die Tools wirklich, wenn man nicht bereits in der Materie ist? Klar will keiner von uns zu viele „Köch:innen“ im eigenen Projekt, aber je diverser die Blicke auf die User Experience sind, umso mehr Probleme lassen sich bereits in der Vorbereitung lösen – und die Teilnehmenden werden es Ihnen danken. Gehen Sie mit offenen Augen durch die (digitale) Welt, denn aus jedem Berührungspunkt lassen sich positive und negative Erfahrungswerte generieren!

Share this article

eMag bestellen

Foto: bvik

Foto: bvik

Kolumne von Kim Kugelmann, Verbandsreferentin Contentmanagement und Young Professionals beim Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik)

Als Digital Native unterwegs im EventjUXngle

Wer ist Kim Kugelmann?

Die Digitalisierung ist mittlerweile überall angekommen, zumindest so ein bisschen in einem Halbsatz. Für mehr hat es noch nicht gereicht. Die deutsche Wirtschaft scheint weiterhin mit meinem Lieblingszitat von Angela Merkel vorliebzunehmen: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“

Hi, ich bin eine dieser schrecklichen Gen-Zler:innen, die den ganzen Tag am Handy klebt und sich ohne Internet nicht beschäftigen kann. Zugegeben, das ist natürlich überzogen, aber ist diese Affinität wirklich so schlimm oder kann man davon nicht auch profitieren und als Veranstalter:in Mehrwerte generieren?

Zeit für einen Rollenwechsel

Das Positive zuerst: In meiner Erfahrung gibt es kaum noch Veranstaltungen, die sich von der digitalen Welt vollständig abkapseln. Besonders seit dem Restart der Pandemie sind digitale Verlängerungen in irgendeiner Form fast selbstverständlich. Darin sehe ich schon einen großen Fortschritt, trotzdem sind Alibi-QR-Codes und Handy-Tickets nicht unser großes Glück. Digitale Begleitungen von Events müssen ganzheitlicher gedacht werden und die User Experience erleichtern, statt sie frustrierender zu gestalten. Als Organisator:in lohnt sich dabei ein Rollenwechsel, denn wenn man einmal die Teilnehmer-Brille aufsetzt und sich durch die eigene wirre App kämpft oder sich bei der Suche nach dem richtigen Messestand verläuft, werden einige UX-Probleme schnell klarer, dabei spreche ich aus eigener Erfahrung.

Wenn man sich dann noch einen Digital Native an Bord holt, fällt das Urteil gerne erst einmal vernichtend aus. Nicht, weil wir verzogene Nörgler:innen sind, sondern weil wir ganz andere Herangehensweisen an Probleme und Erwartungen an interaktiven Wissenstransfer haben.

Eine (digitale) Wanderung über die BOE International 2023

Mein Veranstaltungsjahr 2023 startete mit der BOE International im Januar, die Erlebnismesse hat in Sachen Digitalisierung schon einiges richtig gemacht, und trotzdem war die digitale Vorbereitung mühselig. Die Web-App sah erst mal schick aus und war sehr informativ, beim Stöbern durch die Agenda kam es aber zu Irritationen. Wer auf einen Vortrag klickt, stellt schnell fest, dass es leider keinen Zurück-Knopf gibt: Wenn man zurück zur Übersicht wollte, musste man sich leider noch einmal komplett durch das Menü klicken, etc.

Die BOE war übrigens hervorragend und ist sicherlich kein Negativbeispiel – diese Erfahrungen macht man nahezu überall. Das wiederkehrende Problem sind der fehlende Fokus auf die Tool-Usability und Erwartungen der User:innen, der digitale Arm ist eben meistens nur ein nachgelagerter Gedanke.

Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem digitale Anknüpfungspunkte selbstverständlich sind. Das heißt aber nicht, dass andere Generationen hier hinterher sind. Die Affinität zur virtuellen Welt ist reine Einstellungssache, wie mir im Gespräch mit Susanne Triepel, Projektmanagerin bei eyeo, wieder bewusst wurde.

Der andere Blickwinkel: Kim Kugelmann im Gespräch mit Susanne Triepel

„Digitalisierung wird mehrheitlich nicht radikal genug gedacht“

Susanne Triepel, Projektmanagerin bei eyeo, ist ein stolzes Mitglied der Generation X. Im Interview spricht sie über digital Signage, Vernetzung und Adaptivität, Tech Buddies und Tage, an denen sie „Faxgerät-mäßig“ drauf ist.

Zum Interview mit Susanne Triepel

Zeit, sich an die eigene Nase zu packen

Als bvik sind wir auch selbst Veranstalter – machen wir denn alles richtig? Bestimmt nicht, eine „perfekte Lösung“ gibt es aber ohnehin nicht. Bei unserer Leuchtturmveranstaltung, dem Tag der Industriekommunikation, bieten wir seit einigen Jahren eine begleitende und interaktive App an. Jedes Jahr ziehen wir danach ein Resümee – vor allem, was man noch optimieren könnte und was es vielleicht gar nicht braucht. Auch Übersichtlichkeit und eine schlanke Linie sind nicht zu unterschätzen, immerhin soll der digitale Service eine Erleichterung sein und den Eventbesuch nicht überadministrieren.

Tag der Industriekommunikation 2023 (TIK)

Der Tag der Industriekommunikation 2023 (TIK) ist die jährliche Leuchtturm-Veranstaltung des Bundesverbands Industrie Kommunikation e.V. (bvik) für Marketing- und Kommunikationsexperten aus Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Unter dem Motto „Building Bridges into the B2B-Future“ betrachten am 22. Juni 2023 Speaker aus Industrie und Wissenschaft die Trends der B2B-Branche. Der TIK 2023 findet in Präsenz im Veranstaltungsforum Fürstenfeld statt.

Wenn wir Veranstaltungen nicht selbst organisieren, sondern „nur“ mitwirken dürfen, bringen wir unseren digitalen Support einfach selbst mit: Seit Anfang des Jahres haben wir als Give-away einen App-basierten AR-Cube in Kooperation mit der Agentur msm.digital. Das klingt recht kompliziert, der Würfel wird aber einfach mit dem Handy abgescannt und schon startet eine Hologramm-Projektion direkt auf dem Schreibtisch. Die Spielerei bietet sowohl Gesprächsstoff als auch eine einfache Möglichkeit, aktuellen Inhalt zu verbreiten, ohne regelmäßig neue Flyer drucken zu müssen. Risikofaktor dabei: Ohne zuverlässiges WLAN wird auch daraus nichts. Wir haben also auch immer wieder Hürden zu überwinden, bleiben aber am Ball, um neuen Entwicklungen eine faire Chance in der B2B-Marketing-Welt zu geben.

Um Schritte in die richtige Richtung zu machen, braucht es nicht viel, außer den Willen und Offenheit. Bei der Konzeption von Events lohnt es sich, auch mal projektferne Kolleg:innen und die „am Handy hängende Jugend“ zu Rate zu ziehen. Wie intuitiv sind die Tools wirklich, wenn man nicht bereits in der Materie ist? Klar will keiner von uns zu viele „Köch:innen“ im eigenen Projekt, aber je diverser die Blicke auf die User Experience sind, umso mehr Probleme lassen sich bereits in der Vorbereitung lösen – und die Teilnehmenden werden es Ihnen danken. Gehen Sie mit offenen Augen durch die (digitale) Welt, denn aus jedem Berührungspunkt lassen sich positive und negative Erfahrungswerte generieren!

Share this article

eMag bestellen