Smart Cities
Die bessere Destination?
Barcelona positioniert sich als Austragungsort für die Smart City Expo and World Congress auf der Fira Barcelona Gran Via als Smart City. Nächster Termin 15. bis 17. November 2022. Foto: Smart City Expo and World Congress
Barcelona positioniert sich als Austragungsort für die Smart City Expo and World Congress auf der Fira Barcelona Gran Via als Smart City. Nächster Termin 15. bis 17. November 2022 Foto: Smart City Expo and World Congress
Smart City – Ein Begriff, der wie kaum ein anderer für die Stadt der Zukunft steht. Für effizienteres Stadtmanagement und ein besseres Leben. Werden Smart-City-Initiativen in Städten eröffnet, verändert sich dadurch eine ganze Destination. Sie bietet neue Rahmenbedingungen, die für Event-Planer und die temporären Stadtbewohner ebenso relevant sind wie für die eigentlichen Bevölkerung. Welche Vorteile bietet die Smart City also für Events?
Nun, der Blick in den wissenschaftlichen Diskurs zeigt, dass es keine einheitliche Definition oder standardisierte Prozesse in der Entwicklung zu einer Smart City gibt. Es ist also ein recht praxisbezogenes Feld, in dem die Wissenschaft weniger vordenkt, sondern im Nachgang sortiert und einordnet. Die Smart City als solche gibt es daher nicht. Jedoch existieren viele Ideen und Konzepte, Städte smart zu machen. In Toronto etwa wollte Google in einem Micro Site Project einen ganzen Stadtteil zur Smart City umbauen. Dieses Projekt wurde dann aber aus Kostengründen während der Covid-Pandemie eingestellt. Hinter Smart Cities verbirgt sich der Ansatz, über gesammelte Daten, Prozesse zu analysieren, sie effizienter umzugestalten und so das Leben vor Ort besser zu machen. Dafür kommen Informations- und Kommunikationstechnologien wie Sensoren, das Internet of Things und künstliche Intelligenz zum Einsatz. Dabei werden die zehn Betrachtungsperspektiven der Stadtentwicklung herangezogen. Dazu gehören Ökologie, Wasser, Energiewirtschaft, Lebenswürdigkeit, Abfallmanagement, Nahrungsmittel, Mobilität, Kultur, Infrastruktur und Ökonomie. Es ist also ein ganzheitlich gedachter Ansatz. Wie Lösungen aussehen können, macht beispielsweise Barcelona mit einer App vor, die zu den heißen Tageszeiten gezielt Gehweg-Routen im Schatten kalkuliert.
Im Schatten durch Barcelona: In Barcelona können Gehwege gemäß der Tageszeit so kalkuliert werden, dass sie möglichst lange im Schatten liegen. Zusätzlich lassen sich Trinkbrunnen und Gebäude zum Abkühlen anzeigen. Für die ganze Stadt ist die App allerdings noch nicht verfügbar. Foto: Barcelona Regional
Im Smart City Blueprint zu Hongkong 2.0, dem Konzept für Hongkong als Smart City, werden diese Perspektiven zu Smart Mobility, Smart Living, Smart Environment, Smart People, Smart Government und Smart Economy zusammengefasst. In Europa stechen neben Destinationen wie Helsinki und Dublin Barcelona, Kopenhagen, Wien und Berlin als Smart Cities hervor. Barcelona positioniert sich in besonderer Hinsicht als Austragungsort für die Smart City Expo and World Congress auf dem Gelände der Fira Barcelona Gran Via als Smart City. Über ein Open-Source-Prinzip soll die aktive Partizipation der Bevölkerung ermöglicht werden. Bürger können sich so leichter in Projekten der Stadtentwicklung einbringen, auf Daten wie Verkehrsunfälle zugreifen, um ihre Routen besser zu planen. Daneben wurden datenbasiert Bus-Routen verbessert.
Smart City Kopenhagen
In Kopenhagen steht die digitale Vernetzung im Vordergrund. So bietet die Stadt über digitale Plattformen für Eventplaner einfache Möglichkeiten, Venues, Restaurants und andere Tickets zu buchen. Daneben bietet die Stadt den Copenhagen Sustainability Guide 2.0 an, auf dem Eventplaner auf einer digitalen Plattform nach möglichst nachhaltigen Optionen in der Stadt recherchieren können.
Smart City Wien
In Wien ist die Visitor Economy Strategy mit der Smart-City-Rahmenstrategie und den Nachhaltigkeitszielen der Stadt eng verknüpft. Der effiziente und besonders gut getaktete ÖPNV ist weltberühmt. In Bezug auf Veranstaltungen arbeitet die Stadt aktuell daran, einzelne Smart-City-Projekte als Rahmenprogramme in der Stadt anbieten zu können. Schon jetzt gibt es etwa eine Führung durch Stadtentwicklungsgebiete.
Smart City Berlin
Auch in Berlin werden die Digitalisierung und technische Vernetzung der Stadt als Werkzeug verstanden, die Stadt effizienter und nachhaltiger zu machen. Im Interview hebt Marco Oelschlegel, Director Conventions bei visitBerlin, für seine Destination hervor, dass sich durch Smart City Mobilitätskonzepte in der Stadt allgemein die Aufenthaltsqualität und Attraktivität des Stadtraums steigert. Daneben ist in Berlin über das Konzept der Kiezbox 2.0 ein System aufgebaut, das Alltagsdaten sammelt. Im Krisenfall können die solargeladenen Boxes aber auch ein WLAN-Netz aufspannen, über das die Bevölkerung erreicht werden kann.
Wie Touristen in einer Smart City willkommen geheißen werden, macht die spanische Stadt Valencia vor. Sie wurde gerade Ende 2021 zur Hauptstadt des intelligenten Tourismus gekürt. Chatbots und ganztägig erreichbare digitale Informationskioske bieten Auskunft über Attraktionen und die Stadt als Reiseziel. Daneben wurden Geocaches entwickelt, die Valencia entdecken lassen.
Foto: Visit València
„Unsere Besucher können dank intelligenter Maßnahmen einen besseren Aufenthalt in der Stadt genießen. Diese bieten eine Garantie für nachhaltigeres, integrativeres und leichter zugängliches Reisen und machen so unser reiches kulturelles Erbe für alle zugänglich. Darüber hinaus bieten wir dank der Technologie eine ständige Betreuung der Touristen und stellen digitale Werkzeuge zur Verfügung, um Valencia auf einfache Weise zu entdecken. Ich bin davon überzeugt, dass wir ein zunehmend intelligenter werdendes Reiseziel sind, das Valencia einzigartig macht.“
Laura Llopis, Manager Spain and Germany, Visit València
In Dublin bieten, ohne es groß in die öffentliche Kommunikation aufzunehmen, Smart Bins ganz subtile Vorteile für Veranstalter. Diese intelligenten, öffentlichen Mülleimer erkennen, wann sie geleert werden müssen. Auf diesem Wege konnte im Areal um das Kongresszentrum der Verkehr reduziert werden, da Müllwagen nur noch fahren, wenn sie wirklich benutzt werden.
Was alle Destination gemeinsam haben, ist ihre Attraktivität als Standort für Unternehmen. So werden in Städten, die sich zu Smart Cities entwickeln, also auch neue Expertisen und Branchen angesiedelt, die sie wiederum als Destination für Fachmessen und Kongresse relevant werden lassen.
Das Zukunftsinstitut beschreibt inzwischen eine weitere Bewegung als Fortentwicklung der Smart City. Die sogenannte Responsive City baut auf den gleichen technischen Tools der Smart City auf. Dagegen wird der Mensch aber nicht einfach als Analyseobjekt verstanden, das über Schwarmintelligenz gesteuert werden kann. Er wird in dieser Betrachtung als soziales und kulturelles Wesen in den Mittelpunkt gesetzt. So soll der Zivilgesellschaft und ihren Bedürfnissen auf Augenhöhe begegnet werden. Dieser Ansatz soll sozialen Ungleichheiten im Zugang zu digitalen Kommunikationstechnologien entgegenwirken.
Lassen Sie uns ein Fazit ziehen. Werden Features von Smart Cities in einer Stadt implementiert, dann ergeben sich allgemeine Verbesserungen in der Mobilität über online gesteuertes Parkplatzmanagement oder weniger Verspätungen im ÖPNV. Über öffentliches WLAN ergeben sich neue Chancen im Bereich Crowdmanagement und damit auch Hub-Konzepte, in denen Teilnehmer außerhalb der Venue noch aktiv am Event teilnehmen können.
Neben den Vorteilen bleibt gleichzeitig die Frage nach der Datensicherheit ungeklärt. Wenn öffentliche Netzwerke Bestandteil für Crowdmanagement und Rahmenprogramme werden, dann wird hier ein zusätzlicher Fokus auf den Schutz der persönlichen Geräte bei Bring-your-own-Devices-Formaten gelegt werden müssen. Werden Events durch die Integration von Smart-City-Features technisch noch komplexer und dadurch teurer? Sind ausgewählte Venues selbst smart und auch schon in die Smart City integriert?
Smart Cities können, sinnvoll angeschlossen, also große Erleichterungen für Eventteilnehmer in beispielsweise der Delegate-Journey mit sich bringen. Am Ende liegt es an den Event-Planern selbst, auf vorhandene Systeme vor Ort zurückzugreifen und sie kreativ ins Konzept zu übernehmen. Es bleibt eine spannende Entwicklung, die durch ihre Innovativität und vielen kleinen Ideen in Zukunft aufmerksam begleitet bleiben sollte.