Ein Jahr nach Olympia

Was bleibt in Paris?

Auch ein Jahr nach den Olympischen Spielen lebt der Geist der Großveranstaltung in Paris weiter. Im Hintergrund: Das H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort, das im eigenen Conference & Event Center auf rund 10.000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche Platz für bis zu 2.667 Gäste bietet. Foto: Petra Mewes

Auch ein Jahr nach den Olympischen Spielen lebt der Geist der Großveranstaltung in Paris weiter. Im Hintergrund: Das H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort, das im eigenen Conference & Event Center auf rund 10.000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche Platz für bis zu 2.667 Gäste bietet. Foto: Petra Mewes

Ein Jahr nach den Olympischen Spielen zeigt sich: Paris 2024 war mehr als ein sportliches Großereignis. Profitierten auch die Hotellerie und der MICE-Markt davon? Eindeutig ja! Das ergaben Recherchen der tw tagungswirtschaft im Sommer 2025.

Olympia ist für manche ein Zauberwort, andere befürchten eher, der damit verbundene Touristenrummel könnte dem Markt eher schaden als nutzen. Die Zahlen erzählen jedoch eine klare Erfolgsgeschichte: Für Paris 2024 wurden über 12 Millionen Tickets verkauft, 8 Millionen Menschen besuchten die öffentlichen Fanzonen, 45.000 Volunteers engagierten sich vor Ort. Weltweit verfolgten 5 Milliarden Zuschauer und Zuschauerinnen das Geschehen über TV und digitale Kanäle. Eine globale Marketingaktion ohnegleichen. Und so wirkten die Spiele auch als Konjunkturprogramm und Wertschöpfungsmotor. 181.000 neue Jobs entstanden rund um Bau, Organisation und Tourismus. Langfristig wird mit 6,9 bis 11,1 Milliarden Euro wirtschaftlichem Impuls für den Großraum Paris gerechnet, zum Teil über einen Zeitraum von 17 Jahren.

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Wachsender Hotelmarkt

Vor den Olympischen Spielen 2024 zählte die Hotellandschaft in Paris und Grand Paris mehr als 2.000 Betriebe. Heute, ein Jahr danach, ist die Zahl deutlich gewachsen: Über 2.500 Hotels bieten mehr als 150.000 Hotelbetten an. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Zusammenwirken der offiziellen Marketingagenturen L'Agence d'attractivité Pop und Choose Paris Region. Ihre Aktivitäten für Veranstalter haben maßgeblich dazu beigetragen, Paris als Top-Destination für Meetings, Incentives, Konferenzen und Veranstaltungen auszubauen. Emmanuel Blum von der L'Agence d'attractivité Pop dazu: „Wir betreiben die ‚Big Transformation‘ der Stadt vom historischen Image zum modernen voran und halten den ‚Geist von Olympia‘ und das Interesse an der Region wach.“

Foto: Petra Mewes

„Wir betreiben die ‚Big Transformation‘ der Stadt vom historischen Image zum modernen voran und halten den ‚Geist von Olympia‘ und das Interesse an der Region wach.“

Emmanuel Blum, Geschäftsführer der L'Agence d'attractivité Pop

Während der Spiele verzeichneten die Hotels laut Choose Paris Region ein Rekordwachstum von 66 Prozent des durchschnittlichen Übernachtungspreises: Von 187 Euro in 2023 stieg er auf 310 Euro in 2024, die Belegungsrate kletterte auf 84 Prozent und damit um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Emmanuel Blum berichtet, dass „das Incoming im ersten Halbjahr 2025 bereits 6 Prozent über dem im Vergleichszeitraum vor den Spielen“ liegt. Und die Baukräne drehen sich weiter, zum Beispiel im ehemaligen Olympischen Dorf, das zu einem inklusiven Quartier für 6.000 Menschen umgebaut und im August 2025 eröffnet wurde.

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Eines dieser aufstrebenden Hotels eröffnete gerade noch rechtzeitig zur Olympiade: das Hotel H4 Wyndham Paris Pleyel Resort, ein Haus der Revo Hospitality Group. Das Pariser Architekturbüro von Axel Schoenert hat hier 2019 mit der Planung begonnen und ab 2022 ein Bürohochhaus aus den 1960er-Jahren komplett umgebaut. Entstanden ist ein moderner Hotelkomplex mit 697 klimatisierten Zimmern, vier Restaurants, zwei Bars, Fitnessbereich und Pool. Nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt liegen eine Station der Linie 13 sowie die neue, eigens für die Olympiade gebaute Metrolinie 14. „Sie führen in ca. 30 Minuten direkt ins Zentrum von Paris“, freuen sich Stig Castoe, seit Juli 2025 General Manager des Hauses, und Hotel Manager Timo Obalek im Gespräch in der Sky-Bar „The Stage“ im 40. Stock, von wo aus sich ein beeindruckender Panoramablick über Paris eröffnet – inklusive Eiffelturm und Montmartre.

Stig Castoe (links), General Manager und Timo Obalek, Hotel Manager im H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort. Foto: Petra Mewes

Höhepunkt für den MICE-Bereich ist das Kongresszentrum, laut Castoe eines der größten privaten der Region, das Interessierte exklusiv buchen können. Auf einer Fläche von über 10.000 Quadratmetern umfasst es 16 flexible Tagungsräume, die meisten mit Tageslicht, einen 1.180 Quadratmeter großen befahrbaren Plenarsaal mit acht Meter hohen Decken und Platz für bis zu 2.600 Gäste. „Von internationalen Gipfeltreffen und Galadinners bis hin zu Ausstellungen – die modulare Aufteilung, die hochmoderne Technik und die offene Architektur bieten den jeweils passenden Rahmen für Veranstaltungen aller Art“, erklärt Sales Managerin Emilie Lamy. Ein Restaurant mit 400 Plätzen ergänzt das Portfolio. Praktisch für Tagungsgäste: Das H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort liegt als Hotel in Saint Denis günstig zum Flughafen „Charles de Gaulle“ (20 km) und zum Flughafen „Orly“ (29 km) und ist von den Pariser Bahnhöfen gut erreichbar.

Die Skybar „The Stage“ im H4 Hotel Wyndham Paris Pleyel Resort wurde zu einer der Top 15 Hotel Restaurants 2025 in Frankreich ausgezeichnet. Foto: Petra Mewes

Eventlocations abseits der Touristenströme

In Paris haben Veranstalter eine breite Auswahl an außergewöhnlichen Locations für Tagungen und Seminare. Die Bourse de Commerce beispielsweise, ein historischer Schauplatz neu interpretiert, begeistert nicht nur durch spektakuläre Ausstellungen, sondern auch mit seinen flexiblen Veranstaltungsräumen und der modernsten Technologie. Doch während es im Zentrum der île de France langsam eng wird und sich Touristen vor allem auf Notre Dame oder das pittoreske Viertel Montmartre konzentrieren, lassen sich in der unmittelbaren Region abseits vom Mainstream ganz eigene Perlen entdecken.

Die Bourse de Commerce – Pinault Collection bietet spektakuläre Raumerlebnisse: In der kreisrunden Rotunde inszeniert das Museum regelmäßig großformatige Installationen, die den historischen Bau mit zeitgenössischer Kunst verbinden. Foto: Petra Mewes

Das Stade de France zum Beispiel bietet umfangreiche Meeting-Räume und VIP-Logen. Manon Wojtenka, Cheffe de projet Communication & Marketing, Agence Cultival, zeigt sich begeistert: „Das Stade de France hat nicht nur eine einzigartige Atmosphäre, sondern auch zahlreiche Möglichkeiten für Meetings und Kongresse hinter den Kulissen sowie Zugang zu Bereichen, die normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen sind.“ Eine Tour hier beginnt auf den Tribünen, wo Gäste den Blick auf das riesige Stadion haben. Sie führt mit einem Guide weiter in die Umkleideräume der Spieler und durch den berühmten Tunnel, der zum Spielfeld führt. Zudem ist das Stade de France nicht nur für legendäre Spiele, sondern auch für große Kulturveranstaltungen bekannt, als Ort für Musik und individuelle Großevents. Man muss also kein Fußballfan sein, sondern einfach nur offen für diese Welt voller Emotionen.

Ikone mit Kapazität: Neben Sportereignissen dient das Stade de France mit seinen modularen Tribünen, VIP-Lounges und Außenflächen als multifunktionale Location für Tagungen, Corporate Events und Incentive-Formate. Foto: Charly Hel

Die filmische Atmosphäre der Cité du Cinema ist ein Kontrastprogramm dazu: Der Filmstudio-Komplex in einem alten Umspannwerk, vom französischen Regisseur und Produzenten Luc Besson konzipiert und gegründet, befindet sich im Departement Seine-Saint-Denis nördlich bei Paris. Er gilt als das französische Pendant zu Cinecittà (Italien), Pinewood (Großbritannien) oder Babelsberg (Deutschland) und wurde im September 2012 eingeweiht. Die Cité du Cinéma beherbergt unter anderem die französische Filmhochschule École nationale supérieure Louis-Lumière, die Filmproduktions- und Filmverleihgesellschaft EuropaCorp und die Studios von Paris. Während der Olympischen Spiele wurde hier das Catering für die Athletinnen und Athleten aus dem nahegelegenen Olympischen Dorf abgewickelt. Im Anschluss begannen erneut Bauarbeiten, die im kommenden Jahr abgeschlossen sein sollen. Dann soll das gesamte Areal als Event-, Kultur- und Kunstraum mit Food Court pro Jahr bis zu 300.000 Besucher und Besucherinnen anziehen.

Unikate mit Charakter

Ebenfalls in Saint Denis ansässig ist die Académie Fratellini mit ihrem kreativen Umfeld. Das Kunst- und Ausbildungszentrum für Zirkuskünstler bietet Interessenten und Gruppen nicht nur die Möglichkeit, beim Training zuzusehen, sondern auch verschiedene Kurse und ein Restaurant. Die inspirierenden Räumlichkeiten können für konstruktive Workshops und ebenso für Veranstaltungen in legerer Atmosphäre gebucht werden.

Die Manege der bekannten Artistenschule Académie Fratellini verbindet traditionelles Handwerk mit moderner Bühnentechnik und eignet sich für Workshops, Shows und kreative Businessformate. Foto: Petra Mewes

Dafür bietet sich auch die 2015 gegründete Paname Brewing Company an – als rustikales Umfeld einer intakten Brauerei mit Pub und Blick auf den Canal de l'Ourcq. „Wir haben das Ziel, die Referenzbrauerei der Hauptstadt zu werden, erfindet Paname doch gerade die klassischen Biere mit einem modernen Touch und vielfältigen Einflüssen neu“, verkündet Marketingchef Tomas Kennedy selbstbewusst.

Die Paname Brewing Company bietet mit ihrem Außenbereich zwischen Sudkesseln und Biergartenatmosphäre eine außergewöhnliche Kulisse für informelle Business-Events und lockere Networking-Veranstaltungen. Foto: Petra Mewes

Neben diesen Angeboten lohnen kulturelle Ziele den Besuch von MICE-Gruppen im Rahmen ihrer Incentivs. Zum Beispiel die atmosphärische Basilika-Kathedrale Saint-Denis, in der die Könige von Frankreich begraben liegen. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut und gilt als Juwel der gotischen Architektur. Genau hier lässt sich zudem in der Fabrique de la Flèche das antike Baugewerbe erkunden, mit dem aktuell der im 19. Jahrhundert zerstörte Nordturm originalgetreu rekonstruiert der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Damit hat sich die Metropole an der Seine nicht nur als hervorragende Gastgeberin der Olympischen Spiele bewährt, sondern auch als dynamischer, zukunftsorientierter Ort für verschiedenste Arten von Veranstaltungen. Der Boom der Hotellerie und die Investitionen in die Infrastruktur bilden zusammen eine solide Basis für den weiteren Aufschwung der MICE-Industrie in Paris. Sicher, der Wettbewerb wird nicht geringer und der Druck, die Auslastung der vorhandenen Kapazitäten so effizient wie möglich zu gestalten, steigt. Gerade daraus ergeben sich aber auch zahlreiche Chancen für Veranstalter und Tagungsplaner, hochinteressante Events in einer weiter aufstrebenden Region zu organisieren – in und um Paris.

Petra Mewes

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