Kongresshäuser
Route to Net Zero
Hamburg Messe und Congress und das CCH – Congress Center Hamburg sind Unterzeichner der Net Zero Carbon Events-Initiative. Foto: Hamburg Messe und Congress, Michael Zapf
Hamburg Messe und Congress und das CCH – Congress Center Hamburg sind Unterzeichner der Net Zero Carbon Events Initiative. Foto: Hamburg Messe und Congress, Michael Zapf
Zur Climate Change Conference (COP27) in Ägypten gibt die Initiative Net Zero Carbon Events die Antwort der Veranstaltungsindustrie auf den Klimawandel und ihre Roadmap bekannt: Klimaneutralität bis 2050. Doch die Klimaziele deutscher Städte und ihrer Kongresszentren gehen weiter.
Zur 27. UN-Klimakonferenz (COP27) vom 6. bis 18. November 2022 haben rund 40.000 Delegierten aus knapp 200 Ländern in Sharm El-Sheikh gleich mehreren Krisen verhandelt: Die Treibhausgasemissionen sind so hoch wie nie und der Klimawandel zeigt sich in aller Welt durch Extremwetterereignisse. Die Krisen bei Energie und Ernährung erschweren die Bekämpfung des Klimawandels und den finanziellen Ausgleich. Es ist der erste COP in Afrika. Gastgeber Ägypten bemüht sich, alle Interessengruppen einzubinden und bietet ihnen zwei Zonen der Partizipation: Die Konferenzteilnehmer treffen sich in der Blue Zone rund um das Sharm El-Sheikh International Convention Center (SHICC). Es ist eines der größten Kongresszentren Nordafrikas. Eröffnet 2006 und erweitert 2018, hat das SHICC zwei große Hallen (The Summit und The Capital) für zusammen 7.000 Personen und alles in allem Räume für bis zu 20.000 Personen. Die Green Zone steht nicht nur Teilnehmer:innen offen, sondern allen Interessierten, seien es Organisationen oder Individuen. Das soll das Bewusstsein für den Klimawandel schaffen und durch Veranstaltungen wie Ausstellungen und Workshops den Dialog, die Bildung und das Engagement fördern.
Die ägyptischen Gastgeber streben eine kohlenstoffneutrale COP27 an. Ihr Konzept sieht den Einsatz erneuerbarer Energien vor, Energieeffizienz, Wassereinsparung, die Einführung eines Abfallmanagements und E-Mobilität durch 260 Elektro- und Erdgasbusse. Wie die An- und Abreisen der Delegierten und vor allem ihre Flugreisen behandelt werden, ist nicht ersichtlich. (Anmerkung der Redaktion: Für den Hin- und Rückflug von Frankfurt/Main nach Sharm El-Sheikh werden 6.600 Kilometer zurückgelegt und 1,1 Tonnen an CO2 verursacht. Zum Vergleich: 8,4 Tonnen CO2 verursacht eine Person in der EU durchschnittlich im Jahr.) Um den vielen mit dem Klima verbundenen Themen gerecht zu werden, werden diese in der COP27 Presidency Vision auf Thementage verteilt, etwa Finance Day, Science Day, Youth & Future Generations Day, Gender Day, Water Day, Energy Day und Biodiversity Day.
Miguel Alejandro Naranjo Gonzalez von der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) zum Launch der Roadmap der Net Zero Carbon Events Initiative: „Dies ist eine echte Hilfe für alle Beteiligten in diesem Sektor, um nachhaltiger zu werden.“ Foto: Screenshot
Road to Net Zero Carbon Events
Der Decarbonisation Day ist am 11. November 2022. Es ist der Tag, an dem die Roadmap zu Net Zero Carbon Events gelauncht wird. Die Veranstaltung im Sharm El-Sheikh International Convention Center ist für jedermann zugänglich und wird live gestreamt. Mit ihrer Net Zero Carbon Events-Initiative will die Veranstaltungsindustrie bis 2050 Klimaneutralität erzielen und bis 2030 ihre Treibhausgasemissionen halbieren. Der Fahrplan enthält einen gemeinsamen Rahmen für alle Beteiligten und einen Leitfaden.
Wie beim Auftakt der Initiative Net Zero Carbon Events zur Klimakonferenz COP26 vor einem Jahr in Glasgow unterstützt das Anliegen die United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), namentlich Miguel Alejandro Naranjo Gonzalez. Wenige Stühle weiter sitzt Kai Hattendorf. Er ist CEO des internationalen Messeverbandes UFI, Vorstandmitglied im Dachverband Joint Meetings Industry Council (JMIC) sowie einer der Köpfe der Initiative. Hattendorf staunt, was in einem Jahr alles passiert ist. Er erinnert sich, dass es anfangs darum ging, sich darauf zu einigen, was die Branche zur Klimarettung beitragen kann, und dieses Versprechen nach Glasgow zu tragen: Klimaneutralität bis 2050 und dafür die CO2-Emissionen nach Scope 1 bis 3 zu messen, zu reduzieren und zu berichten.
Jetzt gehe es um das Wie. Hattendorf unterstreicht: „Dies ist die größte und umfassendste Aktion, die unsere Branche je durchgeführt hat. Bei der COP26 haben wir gerade erst angefangen, mit unserer Zusage und einer Menge Elan. Jetzt, auf der COP27, bringen wir den Fahrplan auf den Weg.“ Für die nächste Climate Change Conference in Dubai vom 6. bis 17. November 2023 kündigt er an: „Bis zur COP28 werden wir Modelle für die Umsetzung haben, erfolgreiche Pilotprojekte ankündigen und teilen. Und wir werden Unternehmen haben, die beginnen, ihre Fortschritte in den Rahmen einzubringen.“
GHG Protocol Corporate Standard mit Scope 1 – 3
Der GHG (Greenhouse Gas) Protocol Corporate Standard teilt Treibhausgas-Emissionen, die mit dem Corporate Carbon Footprint eines Unternehmens in Verbindung stehen, in drei Kategorien: Scope 1, Scope 2 und Scope 3. Scope-1-Emissionen entstehen aus direkten unternehmensbezogenen Quellen, Scope-2-Emissionen sind indirekte Emissionen aus eingekauften Energien und Scope 3 sind indirekte Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette, z.B. Geschäftsreisen oder Veranstaltungen.
DNGB-Zertifizierungen in Gold und Platin
Heute zählt die Initiative Net Zero Carbon Events über 400 Unterstützer aus 55 Ländern. Unter den Unterzeichnern ist die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC). Für Heike Mahmoud, Chief Operating Officer im CCH – Congress Center Hamburg, braucht es die Klimakonferenz, um im Austausch Lösungen zu entwickeln. „Das Thema Klima ist überlebenswichtig. Es bestimmt unsere Zukunft auf der Erde!“, sagt sie und sieht die Präsenz der Fachverbände auf dem COP27 als Zeichen dafür, dass die Branche sich den Herausforderungen stellt. Mahmoud: „Wir brauchen einen weltweiten ‚Industry-Standard'. Aus der Branche heraus wollen wir Frameworks, Plattformen und Gebäude schaffen, die es uns und unseren Kunden ermöglichen, nachhaltige Veranstaltungen durchzuführen.“ Für ihr Haus ist Klimaschutz seit 2009 in der Geschäftspolitik der HMC verankert. Darüber hinaus gilt das Klimaziel der Freien und Hansestadt Hamburg: Klimaneutralität bis 2040. Mit der Umsetzung haben Mahmoud und ihre Kolleg:innen längst begonnen. Seit 2011 beziehen die Hamburger zu 100 % Ökostrom aus Wind- und Wasserkraft. „Unser Caterer Käfer arbeitet mit einem Nachhaltigkeitskonzept, wir bieten einen ‚grünen‘ Ausstellenden-Leitfaden als Unterstützung an und zum Jahresende haben wir in den Tiefgaragen des Messegeländes und des CCH insgesamt 128 Ladepunkte für E-Fahrzeuge – das sind mehr als in mancher Kleinstadt“, erzählt Mahmoud. Der CO2-Fußabdruck des Messeplatzes Hamburg ist 2019 erstmalig ermittelt und von Climate Partner validiert worden und im Nachhaltigkeitsbericht 2020 entlang GHG Protocol Corporate Standards von Scope 1 bis 3 nachzulesen.
Der Umbau und die Revitalisierung des Congress Centers Hamburg erleichtern den ökologischen Betrieb, weil sich das Haus mit Baujahr 1979 in ein nachhaltiges Gebäude nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wandelte. Dabei spielte die Nutzung nachhaltiger Materialien eine ebenso große Rolle wie intelligente Lösungen im Facility Management: In der Nacht wird die Luft im Gebäude zu 100 % durch frische Luft aus dem angrenzenden Park ersetzt, gleichfalls dient das System im Sommer zum Herunterkühlen des Gebäudes. Jetzt streben die Hamburger für das CCH die DNGB-Zertifizierung in Gold als nachhaltiges Gebäude an. Mahmoud weiß: „Das ist die höchste Zertifizierung, die ein saniertes Bestandsgebäude erhalten kann.“
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat das RheinMain CongressCenter (RMCC) in Wiesbaden zu seiner Eröffnung 2018 DGNB-Zertifikat in Platin ausgezeichnet. Foto: RMCC
Das RheinMain CongressCenter (RMCC) in Wiesbaden ist schon vor seiner Eröffnung mit dem Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen in Gold ausgezeichnet worden und zur Eröffnung 2018 mit dem DGNB-Zertifikat in Platin. Betreiber ist die Wiesbaden Congress & Marketing GmbH. Als 100-prozentige Tochter der Landeshauptstadt Wiesbaden gilt für das RMCC deren Klimaschutz-Management-System. 2020 eingeführt, soll es den Klimaschutz verbessern und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 zu senken. Unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende berät ein Lenkungskreis aus den Dezernenten, Vertretern städtischer Gesellschaften und dem Vorsitzenden des Klimaschutzbeirats zu den strategischen Zielen zum Klimaschutz, Facharbeitsgruppen entwickeln Maßnahmen und Handlungsempfehlungen. Bindeglied ist ein Projektteam, geleitet durch eine Stabsstelle im Umweltamt.
Im Umweltberatungsprogramm „Ökoprofit Wiesbaden“ (Ökologisches Projekt Für Integrierte UmweltTechnik) profiliert sich das RheinMain CongressCenter als Wiesbadener Ökoprofit Betrieb 2020/2021. Sein ökologisches Energiekonzept hat drei Bausteine: Die Beheizung des RMCC erfolgt über temperierte Bodenflächen mittels einer Wärmepumpe, die Wärme aus dem Abwasser des Kanals nutzt. Die Versorgung der Spitzenlasten erfolgt mit Fernwärme aus dem Biomasseheizkraftwerk, dessen Primärenergie künftig bei null liegen wird. Der benötigte Strom wird über die 1.200 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach der Halle Nord mit 200 Kilowattpeak (kWp) erzeugt. Das reduziert die CO2-Emissionen um bis zu 140 Tonnen jährlich. Energie, die das Kongresshaus nicht verbraucht, werden ins allgemeine Stromnetz eingespeist. Natürliche Klimatisierung, wärmespeichernde Baumaterialien und Tageslichtnutzung zeichnen das Gebäude weiterhin aus.
In der Energiekrise halten sich die Hessen an die bundesweite Energiesparverordnung und den zweistufigen Gas- und Energiesparplan der Landeshauptstadt Wiesbaden. „Im RheinMain CongressCenter und im Kurhaus Wiesbaden wird in den Büroräumen sowie in allen Veranstaltungsräumen derzeit nur noch bis maximal 19 Grad beheizt“, erklärt Martin Michel. Der Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH ergänzt: „Dies gilt ebenso während Veranstaltungen.“ Beide Gebäude werden nachts nicht mehr beleuchtet. Nur bei laufenden Veranstaltungen mit Publikumsverkehr wird die Außenbeleuchtung in den Abend- und Nachtstunden aus verkehrssicherungspflichtigen Gründen eingeschaltet.
Nachhaltigkeit im RheinMain CongressCenter: Allergiekongress bestimmt ökologischen Fußabdruck
Nachhaltigkeit spielt bei Veranstaltungen eine immer größere Rolle. Wie sie gelingen kann, zeigt Clemens Arnold, Nachhaltigkeitsexperte der CSR-Agentur 2bdifferent, im Best-Practice-Beispiel des Deutschen Allergiekongresses. Er macht sich mit Prof. Dr. Margitta Worm, Kongresspräsidentin des Deutschen Allergiekongress 2022, und Nadine Hauptrock, Projektleiterin bei Wikonect, Agentur für Event- und Kongressmanagement, auf den Weg zu einem CO2-freien Kongress. Die nachhaltige Bauweise des RheinMain CongressCenter unterstützt dieses Ziel.
Gefragt nach Veranstaltungen, die CO2-Emissionen messen, verweisen die Wiesbadener auf den diesjährigen Deutschen Allergiekongress. Die drei veranstaltenden Fachgesellschaften DGAKI (Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie), GPA (Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin) und AeDA (Ärzteverband Deutscher Allergologen) haben sich entschieden, mit Nachhaltigkeitsberater Clemens Arnold von der CSR-Agentur 2bdifferent zusammenzuarbeiten und den ökologischen Fußabdruck ihres Kongresses zu bestimmen.
Klimaneutralität bis 2030
„Als Tochterfirma der Stadt Mannheim unterstützt die m:con die Klimaziele der Stadt, welche eine Klimaneutralität bis 2030 vorsehen“, so Bastian Fiedler CEO m:con Mannheim:congress und Congress Center Rosengarten. Sein Unternehmen ist Mitglied der Klimaschutz-Allianz Mannheim, ein Zusammenschluss ansässiger Unternehmen für die Erreichung dieser Klimaziele. Fiedler: „Um unserer Verantwortung im Hinblick auf den Klimaschutz besser gerecht zu werden und dieser mehr Gewicht zu verleihen, werden wir zum kommenden Jahr mehr Personalressourcen für die Thematik einstellen und uns unter anderem mit einer geschaffenen Stelle für eine Nachhaltigkeitsbeauftragte stärker aufstellen.“
Foto: m:con Mannheim
Interview Bastian Fiedler
„Wir unterstützen die Klimaziele der Stadt: Klimaneutralität bis 2030“
Bastian Fiedler, CEO m:con Mannheim:congress und Congress Center Rosengarten, über die UN-Klimakonferenz COP27, die neue Stelle einer Nachhaltigkeitsbeauftragten, die Klimaziele der Stadt Mannheim und die engere Protokollierung von CO2-Emissionen.
Im Rahmen der neu geschaffenen Stelle ist eine engere Protokollierung der CO2-Emissionen vorgesehen. Noch misst das Congress Center Rosengarten seinen CO2-Austoß nur punktuell. „Eine Herausforderung sind dabei aktuell aber die richtigen Messinstrumente und die Protokollierung, um die Auswirkungen auch richtig zu erfassen“, meint der Mannheimer. Die Stromversorgung des Congress Center Rosengarten ist 2020 auf 100 % erneuerbare Energie durch die MVV Energie AG umgestellt und weitere Maßnahmen vorangetrieben worden, die auch zu einer Verbesserung der CO2-Bilanz des Congress Centers Rosengarten führen sollen. Dazu zählen neue Lüftungsanlagen und die Erneuerung der Bausubstanz im Rahmen von Bauarbeiten im denkmalgeschützten Bereich des Gebäudes anno 1903. Aktuell wird geprüft, ob eine Photovoltaik-Anlage oder alternative Anlagen auf dem Dach installiert werden können.
In der Energiekrise beschäftigt Fiedler weniger die Energieversorgung als die gestiegenen Energiepreise. Teuerungen in allen Bereichen stellten diese Veranstalter*innen vor die Herausforderung der Finanzierung zukünftiger Projekte mit der Folge, Veranstaltungen zu verkleinern, zu verändern oder rein digital stattfinden zu lassen. „Für uns als Dienstleister bedeutet dies, sich mit den Veränderungen weiterzuentwickeln“, folgert Fiedler. „Aus reiner Location-Perspektive stellt uns dies verständlicherweise vor größere Herausforderungen, die schließlich in verändertes Buchungsverhalten und notwendige Bedarfe münden.“ Einen Bedarf beobachtet er in dem stark gestiegenen Bewusstsein für den Klimaschutz bei den Veranstalter:innen. So erarbeite etwa die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) ein Konzept für ihren klimafreundlichen Jahreskongress 2023.
Für die kommenden Jahre hat die Historische Stadthalle Wuppertal konkrete Maßnahmen für Klimaschutz beschlossen, darunter eine Photovoltaik-Anlage als Pachtmodell. Foto: Historische Stadthalle Wuppertal
In der Historischen Stadthalle Wuppertal fragen die Kunden noch nicht explizit nach kompletten Nachhaltigkeitskonzepten nach, berichten Nachhaltigkeitsmanagerin Heike Topole und Geschäftsführerin Silke Asbeck. Die Anfragen beschränken sich in der Regel auf einzelne Module, z.B. regionale und saisonale Speisen oder vegetarische Menüs, die das hausinterne Catering herstellen kann. „2016 haben wir erstmalig das 25-jährige Jubiläum des Wuppertal Instituts CO2-neutral in unserem Haus durchgeführt“, erinnern sich Topole und Asbeck. Als einer der Austragungsorte waren sie für die begleitende Tagung zuständig und haben zu diesem Datum für ihre Kunden die Checkliste für eine umweltgerechte Organisation von Veranstaltungen erstellt. Seit 2018 bezieht die historische Stadthalle Ökostrom und entlastet dadurch das Ökosystem 2021 bei einem Verbrauch von 500.000 kWh/a mit einer CO2-Einsparung von ca. 200,5 Tonnen CO2. Die Beleuchtung des Hauses ist auf LED umgestellt worden, seine Beheizung erfolgt durch Fernwärme, welche aus der Abwärme der Müllverbrennungsanlage gewonnen wird. „Während im Vergleich hierzu bei der Nutzung von Erdgas 263.715 kg CO2/a anfallen, sind es bei der Nutzung von Fernwärme nur 32.800 kg CO2/a“, rechnet Topole vor.
„Für die kommenden Jahre hat die Historische Stadthalle Wuppertal gemeinsam mit dem Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal konkrete Maßnahmen formuliert, die auf den Klimaschutz einzahlen“, kündigt Asbeck an. Für die Dach- und Fassadensanierung ist die Dachstatik hinsichtlich der Aufbringung einer Photovoltaik-Anlage geprüft worden. Geplant ist ein Pachtmodell mit dem örtlichen Stromversorger, sodass über die Lebensdauer der Photovoltaik-Platten 555 Tonnen CO2 eingespart werden können. Wenn 2023 die Ökoprofit Re-Zertifizierung ansteht, werden mithilfe der B.A.U.M. Consult GmbH weitere CO2-Einsparungen eruiert. „Wir sind jüngst dabei, alle unsere Verbräuche und Daten in einen CO2-Rechner einzugeben“, sagen Topole und Asbeck. Die beiden denken an die Creative Green Tools, eine Reihe von CO2-Rechnern, die für die Kreativwirtschaft entwickelt wurde und mittlerweile von mehr als 5.000 Organisationen in 50 Ländern verwendet wird, um u.a. die Umweltauswirkungen von kulturellen Gebäuden zu bemessen.
Wie andere Veranstaltungshäuser sind die Wuppertaler von der Energiekrise und den „immens gestiegenen Energiepreisen“ betroffen. „Diese Mehrkosten können wir so nicht 1:1 an unsere Kunden und Besucher weitergeben. Trotzdem sind wir optimistisch, dass wir alle geplanten Veranstaltungen durchführen können“, sagen Topole und Asbeck. Den für dieses Jahr erstmals geplanten Weihnachtsmarkt mit großer Eislauffläche in ihrem Stadthallengarten müssen sie absagen und auf nächstes Jahr verschieben.
In dieser krisenhaften Zeit ist es für die beiden schon ein Erfolg, dass die UN-Klimakonferenz 2022 überhaupt stattgefunden hat und die Staaten weiterhin zusammen an diesem Thema arbeiten. „Auch wenn die zu erwartenden Ergebnisse gering ausfallen werden“, so Heike Topole und Silke Asbeck, „kann doch der Fokus auf den Klimaschutz wieder auf Platz eins vor allen anderen Krisenthemen gesetzt werden.“