Monaco
Nachbar Mittelmeer
Bis 2025 will Monaco weiter wachsen. Für sein neues Ökoviertel Mareterra ringt das Fürstentum dem Mittelmeer sechs Hektar ab. Foto: Principauté de Monaco
Bis 2025 will Monaco weiter wachsen. Für sein neues Ökoviertel Mareterra ringt das Fürstentum dem Mittelmeer sechs Hektar ab. Foto: Principauté de Monaco
Am Mittelmeer gelegen, hat Monaco ein natürliches Interesse an Wasser- und Umweltschutz und will bis 2050 klimaneutral werden. Bis 2025 ringt es dem Meer unter strengen Umweltauflagen weitere sechs Hektar ab. Entstehen soll das neue Öko-Stadtviertel Mareterra, wodurch das Kongresszentrum Grimaldi Forum Monaco eine Erweiterung erfährt.
71 % der Erde sind mit Wasser bedeckt. Und doch denken wir beim Klimawandel zu wenig an die Ozeane. Dabei spielt sich dieser hauptsächlich in den Weltmeeren ab: Sie nehmen 91 % der Wärmestrahlung der Sonne auf und tragen damit die größte Last des weltweiten Temperaturanstiegs. Doch ihr Gleichgewicht ist gefährdet. Das Mittelmeer ist eines der größten Meere der Welt, in das Deutschland siebenmal hineinpasst. An seinem Ufer liegt das Fürstentum Monaco. Es ist die Heimat von Extremtaucher Pierre Frolla. Der Monegasse ist 1975 geboren und wird sozusagen im Meer groß – beim Schwimmen und Tauchen. Frolla verliebt sich in die Unterwasserwelt und die großen Meerestiere. Er will Tauchlehrer werden und trainiert so hart, dass er im Freitauchen einen Rekord nach dem anderen bricht. Für seinen längsten Tauchgang von 123 Metern Tiefe hält er 3 Minuten und 48 Sekunden lang die Luft an.
Die Blue School
Frollas Liebe zur Unterwasserwelt und seine Leidenschaft für Umweltschutz treiben ihn an: Der Extremtaucher will die Menschen für die Schönheit und die Zerbrechlichkeit der Unterwasserwelt sensibilisieren. 2022 gründen Frolla und Jean-Pierre Giordanno die École Bleue (Blue School) mit dem Ziel, zukünftige Botschafter des Ozeans auszubilden. Ihre Schule versteht sich als Akademie des Meeres. Auf dem Stundenplan stehen Kurse für Kinder ab acht Jahre, um durch Schwimmen und Tauchen die Unterwasserwelt zu entdecken, zu respektieren und zu schützen. 4.000 Schüler:innen besuchen die École Bleue pro Jahr, die Partner der Jugendaktionen des Ozeanographischen Instituts ist und sich mittlerweile L’Académie Monégasque de la Mer (The Monegasque Sea Academy) nennt.
Interview Pierre Frolla
“Creating opportunities to get in touch with wildlife”
Pierre Frolla is extreme diver and four-time world record holder in freediving. The Monegasque is co-founder of the Blue School, educator, speaker, coach, underwater and cameraman. In the interview, he talks about his love for the underwater world, his passion for protecting the environment and the Blue School.
Frolla ist Botschafter der Fürstin-Charlene-von-Monaco-Stiftung, die sich für eine Welt einsetzt, in der Kinder sicher aufwachsen. Zur Bildung und Stärkung der Kleinen bedient sich die Stiftung der Werte des Sports. „Durch den Sport können wir Kindern die nötigen Werkzeuge an die Hand geben, damit sie Wissen erwerben und sich eine Zukunft aufbauen können. Die Wasserwelt ist ein wesentliches Element, das zur persönlichen Entwicklung beiträgt. Durch Schwimmen, Tauchen und andere Wassersportarten oder sogar Rettungsschwimmen können wir wichtige Werte vermitteln: Mut, Demut, Bescheidenheit, Teilen, Brüderlichkeit und Disziplin", weiß Frolla. Er ist überzeugt: „Wenn man lernt, Entscheidungen zu treffen und sich Ziele zu setzen, kann man jedes Ziel erreichen, das man sich wünscht." Darüber spricht er auf Konferenzen wie der Connecting People 2022.
Connecting People 2022: “Agents of change”
Aufzeichnung der Session “Dive with Pierre Frolla: In the Heart of the Ocean” auf Einladung von Visit Monaco
Der Nationale Pakt zur Energiewende
Ein ehrgeiziges Ziel hat Fürst Albert II. für sein Fürstentum schon 2018 festgelegt – und damit zwei Jahre vor der EU und drei Jahre vor Deutschland: Der Stadtstaat will bis 2050 klimaneutral werden und bis 2030 seine Treibhausgasemissionen um 55 % im Vergleich zu 1990 verringern. Dafür hat der Fürst von Monaco den Nationalen Pakt zur Energiewende eingeführt. Bereits 2006 rief er die „Fondation Prince Albert II de Monaco“ ins Leben. Bis heute kann die Stiftung 720 Projekte zum Schutz von Umwelt, Klima, Biodiversität und Wasser vorweisen. Zur UN-Klimakonferenz (COP27) reist die Umweltstiftung mit der Union for the Mediterranean nach Ägypten und beteiligt sich am Mediterranean Pavilion. Erstmals adressiert ein COP hier Herausforderungen und Lösungen im Mittelmeerraum. Auch als Land engagiert sich Monaco beim Schutz der Meere und nahm 2017 an der Klimakonferenz COP23 in Bonn teil. Seither kooperiert die Umweltstiftung von Fürst Albert II. mit der Deutschen Meeresstiftung. Für ihr Engagement für den Natur- und Meeresschutz erhalten beide Organisationen 2018 den Europäischen Kulturpreis Taurus.
Nachhaltiges Monaco
- Das Fürstentum beherbergt rund 880 Pflanzenarten, darunter 18 historische Arten.
- Monaco verfügt auch über 1 600 m2 städtische Gemüsegärten, in denen biologisch angebaute Pflanzen mit biodiversitätsfreundlichen Permakulturmethoden angebaut werden.
- Zwei Meeresschutzgebiete schützen rund 50 ha, und 2018 wurde ein drittes, pädagogisch betreutes Meeresgebiet eingerichtet.
Das neue Ökoviertel Mareterra
Mit 2,2 Quadratkilometern ist Monaco das zweitkleinste Land der Erde. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Stadtstaat 20 % seiner territorialen Erweiterung in den letzten sechs Jahrzehnten dem Meer abgerungen hat. Bis 2025 soll Monaco um weitere sechs Hektar wachsen. Für das Offshore-Erweiterungsprojekt gelten strenge Umweltauflagen. Geplant ist das Öko-Stadtteilprojekt Mareterra mit Wohnungen, Geschäften, Restaurants und einem Parkplatz ebenso wie einem Pinienwald und Jachthafen. Sanfte Mobilität soll den Verkehr auf der Küstenstraße regeln. Dafür wird der Autoverkehr größtenteils unter die Erde verlegt und die Straße fußgängerfreundlich angelegt, mit einem Radweg ausgestattet sowie elektrischen Ladestationen für Autos und Fahrräder. Ein Elektro-Shuttle befördert Bewohner:innen und Besucher:innen zum Larvotto-Strand.
Das Grimaldi Forum wird bis 2025 seine Nutzfläche von 35.000 auf 41.000 Quadratmeter erweitern. Foto: Grimaldi Forum Monaco
Die Erweiterung des Grimaldi Forums
Durch das neue Ökoviertel Mareterra erfährt das Grimaldi Forum Monaco eine Erweiterung. Bis 2025 wird sich die Nutzfläche des Kultur- und Kongresszentrums von 35.000 auf 41.000 Quadratmeter erhöhen. Damit wird das Grimaldi Forum größere und mehr Veranstaltungen – als die bisher 100 Veranstaltungen mit 250.000 Teilnehmer:innen im Jahr – abhalten können. Durch die zusätzlichen 6.000 Quadratmeter erhöht sich die Hallenfläche für Ausstellungen von 11.000 auf 18.000 Quadratmeter. Es wird drei Auditorien geben mit 1.800, 800 and 400 Plätzen und 40 statt 22 Breakout-Räume. Fünf Terrassen kommen hinzu, z.B. die Ravel Terrace mit 585 Quadratmetern und dem Blick auf die offene See.
Im Einklang mit dem Nationalen Pakt zur Energiewende und der Klimapolitik von Fürst Albert II. hat das Grimaldi Forum Monaco ein nachhaltiges Managementsystem, das die Auswirkungen seiner Veranstaltungstätigkeit auf die Umwelt reduziert. Die Bemühungen konzentrieren sich auf sechs Bereiche wie Energie, Wasser, umweltbewusste Beschaffungen und Risikoprävention. Dank 300 Sonnentagen im Jahr versorgt das Kongresshaus über die 2.500 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach seit 2019 nicht nur sich selbst mit Energie, sondern bald auch die umliegenden Gebäude des neuen Stadtteils. Damit ist es das größte städtische Solarkraftwerk des Fürstentums. Als eines der ersten Kongresszentren in Europa ist das Grimaldi Forum bereits 2008 nach der Umweltmanagement-Norm ISO14001 zertifiziert worden. Dank seines ISO-Komitees ist die Energieeffizienz um 35 % gestiegen und der Wasserverbrauch pro Besucher:in um mehr als die Hälfte gesunken. Weitere Aktivitäten sind die umweltgerechte Gestaltung von Ausstellungen, die Förderung nachhaltiger Mobilität und die Sensibilisierung aller. Ein Bewusstsein für Umwelt liest sich im Grimaldi Forum schon vor seiner Eröffnung 2000 im Lastenheft ab – und das insbesondere bei der Isolierung, denn das Gebäude ist zu drei Vierteln in den Boden gebaut.
Beim Thema Nachhaltigkeit setzt die Monte-Carlo Société des Bains de Mer auf ihre Umweltcharta „Go Sustainable“. Im Bild der Casino Square. Foto: Monte-Carlo Société des Bains de Mer
Go Sustainable 2022–2026
Zur Information und Inspektion des neuen Ökoviertels Mareterra und der Expansion des Grimaldi Forums lädt das Monaco Convention Bureau für den 15. bis 18. Dezember 2022 ein Advisory Board aus Veranstaltungsplaner:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Das Monaco Convention Bureau unterhält eine Abteilung für Corporate Social Responsibility (CSR) und berät Event Manager:innen zu nachhaltigen Veranstaltungen. 73 % der überdachten Ausstellungsflächen und 88 % der Hotelzimmer sind in Monaco umweltzertifiziert. 97 % der Hotels haben den monegassischen Nationalen Pakt zur Energiewende unterzeichnet. Als Unterzeichner arbeitet das 4-Sterne-Hotel Fairmont Monte-Carlo daran, Ressourcen zu sparen und das Energiemanagement zu optimieren. Die zertifizierten Unternehmen geolokalisiert das Tool YourMonaco.
Größter Akteur ist die 1863 gegründete Monte-Carlo Société de Bains de Mer (S.B.M.), die zwei Casinos betreibt, darunter das Casino de Monte-Carlo, vier Hotels, darunter das Hôtel de Paris Monte-Carlo, das Hôtel Hermitage Monte-Carlo, das Relais & Châteaux Monte-Carlo Beach und das Monte-Carlo Bay Hotel & Resort, die Therme Marins Monte-Carlo sowie 30 Restaurants. Die S.B.M.-Gruppe strebt nach einem nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Luxus und setzt seit 2008 auf ihre Umweltcharta „Go Sustainable“.
Go Sustainable 2022–2026
Die Umwelt-Charta der Monte-Carlo Société des Bains de Mer sieht bis 2026 folgende Maßnahmen vor (ein Auszug):
- Das Management der Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung: Als Teil der Strategie der S.B.M.-Fachabteilungen sind alle Mitarbeiter :innen einzubeziehen, indem die Ausbildung zur nachhaltigen Entwicklung auf alle Abteilungen ausgeweitet wird, z.B. bei der verantwortungsvollen Beschaffung durch die Einkaufsabteilung und den Einsatz erneuerbarer Energien durch die Infrastrukturabteilung.
- Kommunikation mit Stakeholders Um die Erwartungen in Bezug auf die Umwelt (CO2-Reduzierung, und Vermeidung von Plastik, Papier und Abfall) zu erfüllen, muss die Kommunikation regelmäßiger und transparenter werden, um die Kund :innen und Lieferant :innen hierfür zu sensibilisieren. Neue und nachhaltigere Kundenerfahrungen müssen kreiert werden.
- Dekarbonisierung Um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % zu senken, strebt die S.B.M.-Gruppe eine Senkung um etwa 4 bis 5 % pro Jahr an. Die Maßnahmen zur Dekarbonisierung betreffen u.a. die Elektromobilität (S.B.M.-Flotte), Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung an der Quelle und verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien.
- Aufwertung & Bewahrung des natürlichen Erbes Der Schwerpunkt in diesem Bereich liegt auf der Erhaltung der Trinkwasser-Ressourcen, der Abschaffung aller ersetzbaren gefährlichen Produkte, dem kontrollierten Management des Lebensendes von Produkten mit der Verwertung der Abfälle und der Unterstützung von Projekten in der Nachbarschaft zur biologischen Vielfalt.
Alle fünf Jahre werden die Mikroziele und Maßnahmen neu formuliert, um die von der fürstlichen Regierung festgelegten Klimaziele zu erfüllen. Heute zählt die Monte-Carlo Société des Bains de Mer elf Green Teams und hat just am 27. Oktober 2022 ihre vierte Charta „Go Sustainable 2022 – 2026" verabschiedet. Darin verpflichtet sich CEO und Präsident Jean-Luc Biamonti, Präsident der S.B.M.-Gruppe, zur Realisierung von 22 Maßnahmen und bezieht alle Stakeholder ein: Mitarbeiter:innen, Lieferant:innen und Kund :innen.