Foto: HTW Berlin
Editorial
Kerstin Wünsch
Chefredakteurin tw tagungswirtschaft kerstin.wuensch@dfv.de
Die Welt in unseren Händen
Was für ein Jahr! Endlich treffe ich wieder Menschen auf Konferenzen wie zuletzt in Wien, Berlin oder in Brandenburg. Die Gespräche ohne Masken sind offener als sonst, ehrlicher, bezogener und tiefgründiger. Wir vertrauen uns an, dass wir mental müde sind, weil uns die Multikrisen zusetzen und wir uns um den Zustand der Welt sorgen. Das hilft. Erkennen wir doch, dass es dem anderen ähnlich geht wie uns selbst, und wir nicht allein sind in einem Tagesgeschäft, das immer kurzfristiger geworden ist, und in einer Transformation, die uns langfristig sehr viel abverlangen wird.
Wir befinden uns nicht mehr nur im Jahr drei der Pandemie: Wir erleben das Jahr eins des Kriegs in der Ukraine. Der 24. Februar 2022 markiert nicht nur für Bundeskanzler Olaf Scholz eine Zeitenwende in der europäischen Geschichte und in der Energieversorgung. Vielleicht ist es ein Zufall oder aber ein Wink mit dem Schicksal: Das Jahr 2022 ist gewissermaßen das Jahr 50 (!) der Klimakrise.
1972 brachte der Club of Rome die Studie "Die Grenzen des Wachstums" heraus und auf zwei Konferenzen zur Diskussion. Darin warnte der internationale Think-Tank vor dem Kollaps unseres Wirtschafts- und Ökosystems durch einen exponentiellen Anstieg der Bevölkerung und die Ausbeutung nicht-erneuerbarer Ressourcen. Seinen neuen Bericht „Earth for All“ versteht der Club of Rome als eine tiefgreifende Vision für unsichere Zeiten und eine Karte für eine bessere Zukunft. Dafür müssen wir „fünf außerordentliche Kehrtwenden“ hinkriegen: Beendigung der Armut, Beseitigung der eklatanten Ungleichheit, Ermächtigung der Frauen, Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems und den Übergang zum Einsatz sauberer Energie.
„Und so leuchtet die Welt langsam der Weihnacht entgegen, und der in Händen sie hält, weiß um den Segen.“
Matthias Claudius, deutscher Dichter und Journalist (1740–1815)
Für mich liest sich das wie ein Auszug aus den 17 Sustainable Development Goals der United Nations. Beide Quellen stimmen mich froh, denn sie geben uns nicht nur Hoffnung, sondern Anleitung, was wir gemeinsam tun können. Die Veranstaltungswirtschaft ist hierbei wesentlich oder im Krisenjargon systemrelevant: Wir bringen die Menschen aus aller Welt zusammen. Und so am Ende des Jahres zur Climate Change Conference (COP27) in Sharm El-Sheikh. Für Heike Mahmoud, Chief Operating Officer im CCH – Congress Center Hamburg, braucht es die Klimakonferenz, um im Austausch Lösungen zu entwickeln. Sie sagt: „Das Thema Klima ist überlebenswichtig. Es bestimmt unsere Zukunft auf der Erde!“
Zum COP27 hat die Initiative Net Zero Carbon Event ihre Antwort auf den Klimawandel gegeben und ihre Roadmap zur Klimaneutralität bis 2050 vorgestellt. Beachtlich daran ist, dass es ist sich um eine globale Initiative handelt, auf die sich die Fachverbände im Joint Meetings Industry Council verständigt haben. Das imponiert mir in einer Zeit, da sich die Welt eher zu entzweien als zu einen scheint. Solch eine Initiative auf den Weg zu bringen, ist kein Leichtes, und alle Beteiligten haben meinen großen Respekt und Dank.
Um wieder in unsere Selbstwirksamkeit kommen, braucht es jetzt Ruhe und Besinnung, und die wünsche ich Ihnen in den kommenden Weihnachts- und Wintertagen. Für das Jahr 2022 verabschiede ich mich mit den Worten von Matthias Claudius, deutscher Dichter und Journalist (1740–1815): „Und so leuchtet die Welt langsam der Weihnacht entgegen, und der in Händen sie hält, weiß um den Segen.“