Dubai
Nachhaltig in die Zukunft
Eindrucksvolle Kulisse in der Expo City: Auf dem Gelände der im März dieses Jahres zu Ende gegangenen Weltausstellung in Dubai wird 2023 die 28. UN-Klimakonferenz ausgerichtet. Foto: Expo City Dubai
Eindrucksvolle Kulisse in der Expo City: Auf dem Gelände der im März dieses Jahres zu Ende gegangenen Weltausstellung in Dubai wird 2023 die 28. UN-Klimakonferenz ausgerichtet. Foto: Web Image
Der Wüstenstaat macht sich für ressourcenschonende Energiegewinnung sowie umweltbewusstes Leben und Arbeiten stark. Als grüne Stadt der Innovationen füllt das hochmoderne Viertel Expo City auf dem Areal der im März zu Ende gegangenen Weltausstellung diese Vision mit Leben. Dort wird das Emirat im nächsten Jahr die 28. UN-Klimakonferenz ausrichten.
Wer zahlt wie viel in einen Fonds zum Ausgleich klimabedingter Schäden? Was muss passieren, damit Treibhausgase reduziert werden – und sich die Erde um nicht mehr als 1,5 Grad erwärmt? In den vergangenen Wochen bestimmten die Themen der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich die Nachrichtensendungen. Und rückten damit den nordafrikanischen Urlaubsort als Ausrichter des Klimagipfels ins Zentrum der Weltöffentlichkeit. Im nächsten Jahr wird Dubai vom 30. November bis 12. Dezember Gastgeber der 28. Ausgabe der UN-Klimakonferenz (COP 28) sein – und damit die Augen der internationalen Gemeinschaft und deren Medien auf sich ziehen.
„Dass die Vereinigten Arabischen Emirate Gastgeber der COP 28 sind, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg des Landes hin zur Nachhaltigkeit. Und die Tatsache, dass sie in der Expo City Dubai stattfindet, unterstreicht das Vermächtnis der Expo 2020, bei der Nachhaltigkeit eine herausragende Rolle spielte“, betont Steen Jakobsen, Associate Vice President bei Dubai Business Events. Die Ausrichtung des Klimagipfels bietet dem Emirat die Chance, den Fokus auf seine Initiativen in puncto Nachhaltigkeit und ressourcenschonender Energiegewinnung zu lenken. Dubai kann so der ganzen Welt zeigen, wie sich das Land trotz oder gerade wegen seiner bedeutenden Rolle als Erdöl- und Gaslieferant als Vorreiter beim Thema erneuerbare Energien profiliert.
Dubai will bis 2050 das Ziel der Netto-Null-Emissionen erreichen. Wichtiger Baustein der Strategie: Das Emirat baut einen riesigen Solarpark, der aktuell das größte Sonnenenergieprojekt weltweit ist. Foto: DEWA
Saubere Energie zu fördern und auszubauen bezeichnet Dubai als eine der Zukunftsbranchen, mit denen das Land sich als Zentrum für Wissenschaft und Forschung sowie Innovationen weltweit positionieren will. Dabei setzt sich das Emirat ehrgeizige Ziele: So will der Wüstenstaat bis zum Jahr 2050 die komplette Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen bestreiten. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Solarpark Mohammed bin Rashid Al Maktoum. Mit einer geplanten Kapazität von 5.000 Megawatt im Jahr 2030 und einem Investitionsvolumen von umgerechnet 13,7 Milliarden Euro soll er nach seiner Fertigstellung die Kohlenstoffemissionen in Dubai um mehr als 6,5 Millionen Tonnen jährlich reduzieren.
Wie intensiv sich Dubai in städtebaulicher Hinsicht bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, wird der Veranstaltungsort der UN-Klimakonferenz im nächsten Jahr zeigen. Das 440 Hektar große Gelände der Expo City Dubai beherbergte die im März dieses Jahres zu Ende gegangene Weltausstellung Expo 2020 Dubai mit mehr als 24,1 Millionen Besuchern aus 178 Ländern. Sie stand unter dem Motto „Connecting Minds – Creating the Future“ – und legte auf dem Areal den Grundstein für ein hochmodernes Wohn- und Geschäftsviertel mit nachhaltigen Standards. „Die Expo City wurde als Blaupause für eine umweltfreundliche Stadtplanung konzipiert und wird von demselben Team geleitet, das eine der nachhaltigsten Weltausstellungen der Geschichte auf die Beine gestellt und alle Teile der Gesellschaft für Themen begeistert hat, die für die Menschheit wichtig sind“, sagt Marjan Faraidooni, Leiterin der Abteilung Bildung und Kultur der Expo City Dubai.
Während der Expo selbst wurde auf dem Gelände eine Reihe von Themenwochen angeboten, die sich mit Schlüsselfragen in Sachen Nachhaltigkeit befasste; dabei ging es beispielsweise um Klima und biologische Vielfalt, Wasser oder städtische und ländliche Entwicklung. Bis zum Beginn des Klimagipfels im nächsten Jahr will Dubai den Countdown in der Expo City wieder mit einem „attraktiven Veranstaltungskalender“ begleiten und plant Foren, Ausstellungen und Veranstaltungen zu Umweltthemen. Auf der Agenda steht beispielsweise die Ausstellung „Reflections on Climate Change“.
Photo: Department of Economy and Tourism
„By putting sustainability at the heart of Expo 2020, Dubai showed the importance of the topic to the city and the wider UAE, and the fact that the sustainability pavilion lives on in Expo City Dubai further demonstrates that it was a commitment that extended to well beyond the six months of the event itself“
Steen Jakobsen, Associate Vice President, Dubai Business Events
Photo: Business Events
„By putting sustainability at the heart of Expo 2020, Dubai showed the importance of the topic to the city and the wider UAE, and the fact that the sustainability pavilion lives on in Expo City Dubai further demonstrates that it was a commitment that extended to well beyond the six months of the event itself“
Steen Jakobsen, Associate Vice President, Dubai Business Events
Stadt der Zukunft
Während des Klimagipfels können die Konferenzteilnehmer Dubais Visionen hinsichtlich einer sauberen, grünen und innovationsgetriebenen Stadt in der Expo City kennenlernen. Auf dem autofreien und fußgängerfreundlich gestalteten Areal befinden sich über 2.000 Apartments, viele Restaurants, Geschäfte, Malls und Büros. Im gesamten Stadtteil ist 5G-Netz verfügbar. Über 120 ökologisch zertifizierte und umweltfreundlich entwickelte Bauten sind Beleg für die nachhaltige Architektur des Viertels. Einwegplastikflaschen sind tabu. Und auf dem Gelände installierte, sogenannte Smart Meters, also intelligente Mess-Systeme, zeigen Energie- und Ressourcenverbrauch des Quartiers an und kontrollieren die Effizienz von Strom-, Licht-, Wasser- und Klimatisierungssystemen. Mehr als 80 Prozent der ursprünglichen Expo-Infrastruktur werden weiter genutzt. Es gibt Parks und Freizeitareale zur Erholung: Das Stadtviertel verfügt über zehn Kilometer Radwege, eine fünf Kilometer lange Laufstrecke und 45.000 Quadratmeter Parks und Grünflächen.
Für alle diese Bemühungen wurde die Expo City als erste Gemeinde der Region im Rahmen des Pilotprojekts WELL Community Standard klassifiziert. Dieser vom internationalen WELL Building Institute entwickelte Standard zeichnet Projekte aus, die der Gesundheit und dem Wohlbefinden aller Einwohner Vorrang vor anderen Interessen einräumen und so Maßstäbe setzen.
Der Nachhaltigkeitspavillon „Terra“ verbraucht weder Wasser noch Energie und wurde deshalb mit der höchsten erreichbaren Stufe der Zertifizierung für Nachhaltigkeit ausgezeichnet, dem Zertifikat LEED-Platin (Leadership in Energy and Environmental Design). Foto: Expo City Dubai
Der Nachhaltigkeitspavillon „Terra“ verbraucht weder Wasser noch Energie und wurde deshalb mit der höchsten erreichbaren Stufe der Nachhaltigkeitszertifizierung ausgezeichnet, dem Zertifikat LEED-Platin (Leadership in Energy and Environmental Design).
Auf dem Areal gibt es zahlreiche Unterhaltungsangebote, die Besucher schon während der Weltausstellung begeistert haben – beispielsweise das Herzstück sämtlicher Expo-Aktivitäten, der Al Wasl Plaza mit seiner imposanten Stahlgitterkuppel, dem 70 Meter hohen Al Wasl Dome. Auch den Aussichtsturm „Garden in the Sky“ und das Wasserschauspiel „Surreal“ können Teilnehmer der UN-Klimakonferenz bestaunen, ebenso wie die größten Themenpavillons: den Mobilitätspavillon „Alif“ mit seiner 330 Meter langen Rennbahn und – für die internationalen Konferenzteilnehmer nächstes Jahr besonders spannend – den Nachhaltigkeitspavillon „Terra“.
Die Expo City Dubai mit Kongresszentrum ist das neueste Vorzeigeprojekt in puncto Nachhaltigkeit. Aber es gibt viele Veranstaltungsorte in Dubai, die umfangreiche Nachhaltigkeitsinitiativen vorantreiben. Die komplette Veranstaltungsbranche wird in die bis zum Jahr 2050 angepeilte Netto-Null-Emissionstrategie der Vereinigten Arabischen Emirate mit einbezogen. So macht sich beispielsweise das Dubai World Trade Centre (DWTC) mit diversen Maßnahmen für mehr Umweltbewusstsein stark – und hat unter anderem 3.000 Photovoltaik-Solarzellen auf dem Dach der Sheikh Rashid Hall installiert. Sie tragen dazu bei, jährlich 2.000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen. Außerdem wurden auf dem neuen Happiness-Street-Parking-Gebäude ebenfalls Solarzellen angebracht. Weiterhin setzt sich DWTC für die Optimierung des Abfallmanagements ein, kooperiert mit einer gemeinnützigen Organisation, um Lebensmittel nicht zu verschwenden, und will den Energieverbrauch um fünf bis sieben Prozent jährlich senken. DWCT-Immobilien werden sukzessive umgerüstet: 10.000 Lampen wurden schon durch energiesparende LED-Leuchten ersetzt.
Dubai Exhibition Centre: Neue, multifunktionale Eventflächen
Natürlich darf in der Modellstadt Expo City Dubai ein großes Messe- und Ausstellungszentrum nicht fehlen. Das Dubai Exhibition Centre wird der Dreh- und Angelpunkt für alle Veranstaltungen auf der UN-Klimakonferenz im nächsten Jahr sein. Das Konferenzzentrum wartet auf 45.000 Quadratmetern mit 14 multifunktionalen Hallen mit neuester Audio- und Videotechnik auf. Weiterhin stehen 24 Konferenzräume und vier Suiten für Workshops, Seminare und Gala-Dinner zur Verfügung. Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Expo-Geländes, direkt neben der Expo-2020-Metro-Station. Foto: Expo City Dubai
Nachhaltige Hotels
Auch immer mehr Hotels setzen auf Nachhaltigkeit. Zu den Vorreitern zählen etwa die drei Hotels des JA The Resort in Jebel Ali, die sich darum bemühen, ihren Kohlendioxid-Fußabdruck zu reduzieren. So wird der Warmwasserbedarf vom Pool bis zu den Zimmern hauptsächlich durch eine Solaranlage gedeckt. Außerdem betreibt das Resort eigene Entsalzungs- und Kläranlagen. Zudem gibt es an vielen Orten Wasserstationen, die Hotelgästen kostenfrei Wasser in wiederverwendbaren Flaschen zur Verfügung stellen. Die JA-Resorts sind Partner der von der Stadt aufgelegten „Dubai Can“- Initiative.
Nachhaltigkeitsinitiative „Dubai Can“
Um den durch Einwegplastikwasserflaschen entstehenden Abfall zu reduzieren, ermutigt Dubai seine Bürger, Mehrweg-Wasserflaschen zu verwenden – und hat in der Stadt insgesamt 40 Stationen aufgestellt, an denen die Menschen ihre Trinkflaschen neu mit sauberem Wasser befüllen können.
Dabei verfolgen die Hotels unterschiedliche Ansätze: So setzt sich beispielsweise das Armani-Hotel vor allem gegen Lebensmittelverschwendung ein, das an der bekannten JBR Walk Promenade gelegene The Ritz Carlton will bei den Gästen mit selbst angebautem Gemüse, Obst und Kräutern frisch auf den Tisch punkten. Das Anantara The Palm hat seinen Stromverbrauch reduziert und herkömmliche Beleuchtungsmittel gegen LED-Lampen getauscht. Außerdem will das Hotel Plastik vermeiden und hat die Zimmer-Keycards durch Kartonkarten ersetzt.
Nicht nur Unterkünfte, auch die Gastronomie setzt auf nachhaltige Angebote. So ist beispielsweise das im Jahr 2019 eröffnete Edel-Restaurant Lowe mit offener Küche und dem Holzfeuer im Mittelpunkt mit dem grünen Michelin-Stern für seine kreativen Gerichte und dem damit einhergehenden nachhaltigen Engagement ausgezeichnet worden – als erstes und bislang einziges Restaurant in Dubai. Das Speiselokal besitzt nicht nur einen Platz auf der MENA-Liste der 50 besten Restaurants, sondern wurde auch als nachhaltigstes Restaurant ausgezeichnet. Küchenchefin Kate Christou, die das Haus mit Jesse Blake führt, hat sogar abfallfreie Degustationsmenüs kreiert, die Übriggebliebenem zu neuen Ehren verhelfen. Neben absoluter Müllvermeidung liegt der Fokus im Lowe auf der Verwendung lokaler Zutaten.
Alle Initiativen und die vielen Facetten rund ums Thema Nachhaltigkeit zeigen, dass der Wüstenstaat es ernst meint mit seinem Engagement – und so für Planer weltweit ein attraktiver Ausrichtungsort für Konferenzen aller Art ist. „Für viele Tagungsplaner ist Nachhaltigkeit ein zentraler Aspekt der Kriterien, die sie bei der Suche nach einem Reiseziel für ihre Gruppen und Kunden berücksichtigen. Damit eine Stadt überhaupt infrage kommt, muss sie zeigen, dass sie nicht nur über Nachhaltigkeit spricht, sondern tatsächlich Maßnahmen und Initiativen ergreift, die etwas bewirken“, erklärt Steen Jakobsen und ergänzt: „Dubais umfassende Bemühungen im Tourismussektor und in der Wirtschaft im Allgemeinen machen die Stadt daher zu einer guten Option für alle Tagungsplaner, und angesichts der ehrgeizigen Ziele für die kommenden Jahrzehnte wird die Nachhaltigkeit hier auch in Zukunft eine Priorität bleiben.“
Tanja Franke